Arambol

07.October 2010 - Arambol


Meine erste Chance ein Lebenszeichen von mir zu geben.
Meine Eingewoehnung verlief schneller als ich anfangs gedacht habe. Die Jungs bemuehen sich auch wirklich. In Mumbai hatten sie
ein winziges, aber gut ausgestattetes Zimmer Klimanlage ergattert, was fuer den Anfang wirklich wichtig ist.
Wir haben dann einen Tag lang in Mumbai ein wenig was angeschaut, aber hauptsaechlich Tickets ergattert um nach Goa zu kommen.
Indien ist liebenswert chaotisch und man nimmt jeden Tag eine andere Einstellung zu diesem Land an. Mal fasziniert von der Schoenheit
der Natur, dann abgestossen von der Armut, genervt von Indern, die einen bescheissen wollen.

Gestern sind wir dann morgens um kurz vor sieben in den Zug gestiegen. Haben Sleeper 3. Class AC gebucht - was sich als gut rausstellte.
11 Stunden Zugfahrt fuer 11 Euro. Die Jungs sind, was wohl nach einer Zeit normal ist, unglaublich geizig geworden und wollen ueberall
Discount wo es mir schon fast peinlich ist. So haben sie gestern unser Guesthouse von 250 Rupies auf 200 gehandelt (200 Rupies sind
drei Euro). Nach einer langen, aber sehr angenehmen Fahrt durch wunderschoene Landschaften Rajasthans sind wir irgendwo im nirgendwo ausgestiegen
und mit dem Taxi weiter. Timo wollte zu dem Guesthouse in dem er das letzte Mal mit seinen Eltern war, hat aber einfach mal die Stadt verwechselt. Typisch!

Also sind wir nach langem Hin und Her schliesslich fuer unglaubliche 400 Rupies mehr nach Arambol. Hier war Domi schon das letzte Mal und sind
auch ins gleiche Guesthouse gegangen. Angeblich ist die Regenzeit schon vorbei, aber irgendwie ist es noch ziemlich feucht und klamm und
unglaublich schwuel. Mit der Hitze komme ich deshalb nur schwer klar, aber es wird mir ja nichts anderes uebrig bleiben, kaelter wird es wohl nicht...

Gestern haben wir beim Abendessen den ersten waschechten Hippie aus Holland kennengelernt. Er hat mich angesprochen weil ich so eine wunderschoene
Stimme haette. Dann haben wir einen 30minuetigen Vortrag von ihm bekommen ueber so ziemlich alles. Man kommt hier leicht mit Leuten ins Gespraech und im Gegensatz zu den Indern, die nur wissen wollen, wo du her kommst, wie alt du bist, ob du verheiratet bist und was deine Eltern beruflich machen, interessieren sich die Touristen natuerlich eher fuer dich als Mensch.
Die Zeit geht hier komische Wege, ich bin schon jetzt recht zeitlos geworden, es gibt Tag und Nacht, Hunger und satt. Viel mehr nicht. Ausser man muss
puenktlich zum Zug, da war es ganz gut dass ich noch etwas deutsche Puenktlichkeit in mir hatte, die Jungs haben natuerlich verschlafen und ich musste sie zum Packen peitschen.

Ich lese wieder (hab ich ja jahrelang fast nur im Internet), schaue einfach nur dumm in der Gegend rum und beobachte Leute. Es ist seltsam entschleunigend und irgendwann macht es einen sicherlich auch verrueckt. Aber bis jetzt ist es genau das was ich brauche.

Wir werden jetzt erstmal ein paar Tage hier bleiben, vielleicht heute noch das Guesthouse wechseln und eines am Strand bekommen. Der ist seltsam, war heute morgen mal da und es ist eine leichte Oelschicht zu sehen sowie natuerlich wieder Muell. Aber es gibt sicherlich irgendwo eine nette Huette fuer uns.
Der Tipp von Maria, einen Bettbezug mitzunehmen erweist sich als wirklich sinnvoll, so hat man immer eine eigene Unterlage zum Schlafen und kann wie in einen Schlafsack hineinschluepfen. Wirklich praktisch und so schlaeft man etwas beruhigter, weil die hier die Sachen nicht heiss sondern nur kalt waschen und ich nicht weiss welche Bakterien sich noch tummeln. Aber wenn man beginnt sich hier ueber Bakterien Gedanken zu machen ist man ohnehin verloren.
Die hygienischen Zustaende sind natuerlich anders als in Deutschland und so hatte ich gestern einen kleinen Freudenausbruch als mein europaeisches Klo eine Wasserkastenspuelung hatte und ich nicht Wasser mit dem Eimer nachschuetten musste. Es sind dann eben die kleinen Dinge, an denen man sich erfreut.

Die Betten sind unglaublich hart, man schlaeft fast auf Brettern, aber das ist ja gut fuer den Ruecken. Die Jungs wollen sich natuerlich wieder
eine Huddel ausleihen, ich werde mich hingegen erstmal an den Linksverkehr gewoehnen und passen. Trotz der vielen Ruhe fuehle ich mich innerlich noch ein wenig gestresst von Deutschland, der Luftfeuchtigkeit hier (gefuehlte 100%) und den Umstaenden.
Aber dennoch finde ich, dass ich mich tapfer schlage, immerhin wollten andere nach einem Tag wieder heim...

Jetzt wird erstmal Geld umgetauscht, was zu Essen gesucht und dann schauen wir weiter.
Das Essen ist sehr gut hier, ich probiere viel einheimisches und bin ueberrascht. Es schmeckt so gar nicht nach dem typischen Inder, sondern immer wieder neu und anders. Aber sie machen an alles unglaublich viele Gewuerze, es schmeckt immer ein wenig nach Weihnachten, wegen Zimt und Nelken.
Und zu allem gibt es Ketchup. Meinem Magen ist bis dato alles gut bekommen und es ist widererwarten auch nicht so scharf wie ich dachte. Timo steht nach 15 Monaten Indien eher auf continentale Kueche, wohingegen Domi und ich gerne ausprobieren, was auf der Strasse gekocht wird (sofern es gekocht ist, sonst bin ich vorsichtig). Das Essen ist wirklich guenstig und man kann ueberall Kleinigkeiten kaufen. Gestern im Zug kamen die Leute staendig mit anderen Spezialitaeten und Chai Tee, wir haben verschiedenes probiert und es war wirklich sehr sehr lecker. Kleine Teigtaschen mit Kartoffeln und Kichererbsen gefuellt, Reispfannkuchen mit Kokusnusssauce, Nudeln mit Chicken und Veg-Toast mit verschiedenen Gemuesen und Chilli.

So, das Meer ruft - bis bald!