Von Yoga Massagen und River Rafting

16.October 2012 - Rishikesh


Da bin ich wieder!
Ich sitze gerade im Mocha, meinem neuen Lieblingscafé hier in Delhi und bin dank meines marokkanischen Minztees und der schönen Atmosphäre ganz entspannt und kann euch nun weiter von meinen Abenteuern berichten. Begeistert bin ich aber auch immer wieder hier zu sein, weil ich hier ohne ein mulmiges Gefühl Salat essen kann und auch die Potato Wedges schmecken wie Zuhause!

Wir fuhren also früh morgens los nach Rishikesh. Erst ging es mit dem Zug nach Haridwar, wovon aus wir zwei TukTuks nach Rishikesh nahmen. In Rishikesh fuhren wir direkt nach "High Bank", was laut meinem Lonely Planet die besten Backpacker Absteigen bietet und wie der Name schon verrät, etwas höher liegt und einen tollen Ausblick ins Tal bietet. Kurz und schmerzlos im Gegensatz zur etwa 6 -stündigen Reise zuvor, fanden wir ein Cottage, dass wir uns gut leisten konnten. 400 Rupien für ein Doppelzimmer, bei drei Nächten macht das gerade mal 600 Rupien pro Person und somit keine zehn Euro! Das Pinky Cottage wurde also unser Zuhause auf Zeit. Nach einem Power Nap ging es los auf Erkundungstour ins Tal hinab. In Rishikesh am Fuße des Himalayas und direkt am heiligen Fluß Ganges (oder auch "Mutter Ganges" genannt), ticken die Uhren doch noch ein bisschen anders als in Delhi oder Agra. Überall kann man Gebetsketten kaufen um direkt ins nächste der aberdutzdenden Ashrams zu laufen und zu einem der Millionen von Göttern zu beten. Trotz aller Heiligkeit gibt es in Rishikesh noch mehr Bettler als ich sonst irgendwo gesehen habe. Sie gehören irgendwie zum Stadtbild dazu und ich glaube, dass sie immer irgendwo etwas zu essen kriegen, vor allem in den Ashrams sollte das kein Problem darstellen. In Rishikesh gibt es zwei Brücken über dem Ganges die die eine Hälfte von der Stadt mit der anderen verbinden. Auf der südlichen Seite sind Autos verboten. Jedoch Motorräder und Mofas nicht, was man auch direkt bemerkt, wenn man über die schwingende südliche Hängebrücke läuft, da man alle Millisekunde aus dem Weg gehupt wird. Nach Einbruch der Dunkelheit werden Öllichter angezündet und auf dem Ganges gesetzt, sodass sich ein Bild von Lichtern auf dem Wasser bilden soll. Jedoch waren wir wohl nicht zur richtigen Zeit in Rishikesh, leider waren nur einige verlorenen Lichter auf dem Ganges zu entdecken. Zu Diwali, dem Lichterfest und von der Größe der Feierlichkeit her, so groß wie unser Weihnachten, muss es großartig sein. Diwali ist dieses Jahr am 13. November. Beinahe alle Gebäude sind in Delhi mit Lichterketten geschmückt und die Kinder nerven einen schon drei Wochen vorher jeden Abend mit ihren Böllern und anderen Feuerwerkskörpern.
Nachdem wir das Städtchen erkundet haben und Anna ihrem Freund auf den Stufen zum Ganges einen Heiratsantrag gemacht hat, liefen wir zurück zu unserem Cottage und stießen auf die Verlobung an. Bier in Rishikesh zu bekommen ist ungefähr so verboten wie Kokain in Berlin zu kaufen. Als wir unseren Cottage Besitzer fragten wo wir denn Bier her bekämen, sagte er nur, dass wir leise sein sollten und er würde das organisieren. 5 Minuten später kam er mit 7 Dosen Bier in einer Tüte auf unsere Terrasse. Man kommt sich vor, als hätte man gerade Drogen geordert. Das Starkbier mit 10tat während des "Scharade" und "Was bin ich?" spielens auch schnell was es sollte und zwar: Knallen. Das ist wieder eines dieser unlösbaren Rätsel Indiens. Bier zu kaufen und zu trinken ist eigentlich verboten in Rishikesh, aber wenn man dann mal Bier findet, ist es alles ekelhaft schmeckendes Starkbier. Das soll mir bei Zeiten mal jemand erklären. Und dann hat es auch noch so Namen wie "Godfather"! Wieso denn bloß?
Am nächsten Tag machen wir uns auf zum Beatles Ashram. Bevor ich also meinen Massage Termin wahrnehme schaue ich mir das Ashram an, indem John Lennon einige Monate seines Lebens mit seiner Ex-Frau Cynthia Powell und den anderen Beatles inklusive ihrer Ehefrauen verbracht hat. Sein Häuschen mit den merkwürdige anmutenden Steinkuppeln, die irgendwie an Brüste erinnern, hatte die Nummer 9 und ich habe versucht mich möglichst lange darin aufzuhalten und jeden Stock und Stein darin fotografiert. Das wurde mir dann auch kurzerhand zum Verhängnis, denn die bequeme blaue Harems-Hose die ich am Abend zuvor sehr günstig erstanden hatte, reißte prompt bei einer meiner ?ich-hock-mich-jetzt-hin-um-ein-total-professionelles-Foto-zu-machen?-Aktionen. Birte, die Koordinatorin der Projektgruppe, rettete mir den Tag, indem ich mir ihre Strickjacke ausleihen und um meine Hüften schlingen durfte. Nun war ich schon beim Beatles Ashram und sah wo John Lennon schlief und meditierte, nun muss ich nur noch zu den Strawberry Fields und seinem Wohnhaus in Manhatten und dem Haus in Liverpool, indem er aufwuchs. Man braucht ja noch Ziele im Leben, vor allem wenn sie mit John Lennon zutun haben! Als Andenken habe ich mir Blumen und Blätter von drumherum wachsenden Sträuchern geschnappt und sie in einem Buch gepresst, damit ich, wenn ich mal alt und grau bin, diese Blumen im Lonely Planet entdecke und ich mich freuen kann. Nach soviel Abenteuer und Hosen-Stress machte ich mich so schnell es mit meinem immer noch angeschlagenen Fuß eben ging, zurück zum Cottage, damit ich meinen Massage Termin pünktlich wahrnehmen konnte. Direkt gegenüber fand ich mich im Massage Salon ein, der gleichzeitig Internet Café und Reisebüro war...
Eine junge Dame mit abgebrochenem Zahn und somit sehr ansteckendem Lächeln massierte meinen ganzen Körper über eine Stunde lang und das sehr kräftig. Einerseits war es sehr entspannend, weil sie wirklich wusste, was sie da machte, aber andererseits auch teilweise schmerzhaft weil ich ein einziger Klumpen von Verspannungen darstelle und, dass sie dann auch noch ständig versuchte mit mir zu kommunizieren, obwohl sie überhaupt kein Englisch beherrschte, stahl dem Ganzen doch ein bisschen den Zauber und ruinierte vor allem die Entspannung.
Danach traf ich zufällig Erik aus Holland wieder, der am Abend zuvor schon an unserer lustigen Runde vorbeigegangen war und ging mit ihm zu Yoga. Unser Yoga Lehrer hieß Arvind, war 34 und sah aus wie 16. Der wusste wie man Yoga zum jung bleiben nutzt, das war sofort klar. Yoga machte Spaß und mein Rücken freute sich erst Recht über soviel Zuwendung.
Abends ging ich dann noch mit Erik zu Abend essen, während die anderen ihre Massagen genoßen und wieder mussten wir Starkbier trinken, weil man einfach nichts anderes in ?High Bank? bekam. Der Kellner legte aber dafür Papers und Tips zum Bauen von Joints auf den Tisch und fragte Erik alle paar Minuten ob alles in Ordnung sei und ob er ihm ?irgendetwas bringen könnte?. Der Wink mit dem Zaunpfahl war klar, Bier zu kaufen gleicht in Rishikesh einer Todsünde, wird aber toleriert, weil wir Ausländer sind, aber Gras zu kaufen, ist ungefähr so einfach wie einem Baby den Lutscher zu klauen. Erik lehnte dankend ab, obwohl er Holländer war, fragte sich aber zugleich, ob vielleicht ?Kiffer? auf seiner Stirn geschrieben stand.
Am nächsten Tag gingen wir alle mit Erik mit Red Chilli Adventures River Raften. Der Chef vom Red Chilli heißt auch Arvind und ist ein netter, perfekt Englisch beherrschender Inder.