Looking for some Grape Picking Work

10.February 2011 - Cessnock



ACHTUNG DIES IST EIN UNGEWOHNT LANGER TEXT; FÜR ALLE DIE EIN KNAPPES ZEITMANAGEMENT HABEN UND NICHT ALLES LESEN WOLLEN KÖNNEN ODER DÜRFEN; HIER KOMMT EINE ZUSAMMENFASSUNG;

MIR GEHT ES GUT ICH BIN GERADE AM ARBEITEN UND KOMME BALD NACH HAUSE :-)

Und jetzt für alle mit etwas mehr Zeit!!!

Nach einer etwas längeren Sendepause möchte ich doch mal wieder ein Lebenszeichen absetzen. Nicht das nichts passiert wäre aber ich habe mich nicht so viel bewegt wie die vorherigen Wochen und Monate. Ich bin jetzt seit Anfang Januar in Cessnock. Ich bin hier mit einigen Leuten mit denen ich in Sydney Weihnachten und Sylvester verbracht habe. Cessnock liegt im Hunter Valley und ist vor allem für seine guten Weine bekannt. Das ist auch der Grund warum wir beschlossen haben hier herzukommen.

Die Jobsuche in Sydney lief leider nicht sonderlich erfolgreich. Das Problem ist einfach das erstens zwischen den Jahren nicht sonderlich viel passiert in Sydney und zweitens das einfach viel zu viele Leute auf der Suche nach Kurzzeit-Jobs sind. Hier sind zwischen den Jahren Bauferien und viele Firmen haben einige Wochen geschlossen. Ich habe auch immer wieder von Backpackern gehört das sie ihren Trip abbrechen mussten weil sie nicht rechtzeitig einen Job gefunden haben. Da ich nicht wollte das es mir genauso geht musste also ein neuer Plan her. Also weg von der Idee auf dem Bau zu arbeiten als Elektriker oder was auch immer und ab auf die Suche nach einer Alternative. Die Alternative war auch relativ schnell gefunden. Raus aus der Großstadt und dem Massentourismus und rein in die Provinz auf der Suche nach einem Erntehelfer Job. Hab zwar gehofft das mir das ein zweites Mal erspart bleibt aber es läuft halt doch nicht immer alles so wie man sich das wünscht. Ich habe zusammen mit Olaf und Sandra, die mit mir die Zeit in Sydney im gleichen Hostel verbracht haben, das Internet und den Harvestguide durchforstet. Im Harvestguide sind viele nützliche Informationen zum Thema arbeiten auf Farmen enthalten und wo und wann welche Früchte oder Gemüse geerntet werden. Nach einigen Telefonaten fiel unsere Entscheidung letztendlich auf oben erwähntes Weinanbaugebiet.

Nach einem Gespräch mit Tony, dem Hostelbesitzer vom Bottlebrush Backpacker, der uns gesagt hat das die Traubenlese in den nächsten ein bis zwei Wochen startet haben wir uns also mit dem Zug auf den Weg ins Hunter Valley gemacht. Wir sind in diesem Fall Olaf und seine Freundin Sandra und ich natürlich (einige andere Kollegen aus Sydney sind uns später noch mit dem Auto gefolgt). Wir hätten zwar lieber direkt angefangen zu arbeiten haben aber leider keine bessere Alternative gefunden. Wir hatten noch eine Zusage für einen Job auf einer Bananenfarm aber der war uns für die harte Arbeit zu schlecht bezahlt. Wir hätten die abgeschnittenen Stauden der Bananenbäume abtransportieren müssen, die Stauden wiegen bis zu 70kg. Dazu wäre das ganze noch nördlich von Cairns gewesen wo gerade Regenzeit ist, also nass, heiß und schwül. Auch aus Sicht der Ereignisse von letzter Woche wahrscheinlich nicht die schlechteste Entscheidung. Vielleicht habt ihr ja von Yasi dem Wirbelwindchen in den Nachrichten gehört. Hier in Cessnock wurden wir zum Glück von den Verwüstungen verschont, wir haben nur ein paar Ausläufer in Form von etwas stärkeren Windböen abbekommen.

Tony hat auch einige heiße Adressen was das arbeiten angeht. Da das ganze relativ vertrauenswürdig schien sind wir also dem Ruf der Traube gefolgt. Er hat uns gesagt das das Hostel im Moment noch relativ leer ist aber schon einige auf den Start der Saison warten. Da das Hunter Valley nicht unbedingt auf der Hauptreiseroute der Backpacker liegt ist es hier außerhalb der Saison eher ruhig. Im Hostel das Platz für 30 Leute bietet wurden wir von einer Gruppe Franzosen und einer Gruppe deutschen empfangen die schon seit einigen Tagen auf den Start der Saison warten um die ausgehungerten Bankkonten wieder aufzufüllen. Normalerweise hätte die Traubenlese auch schon begonnen aber aufgrund des schlechten Wetters der letzten Wochen verzögerte sich das ganze noch ein bisschen. Aber das haben wir ja gewusst.

Wir haben unsere Freizeit in der neuen Heimat mit Faulenzen, Schwimmbadbesuchen und Ausflügen in die Umgebung gestaltet. Tony der Hostelpapa hat uns freundlicherweise sein Auto zur Verfügung gestellt. Er ist ein richtig typischer Easy-Going Australier, der mit seiner Chinesischen Frau auch direkt im Hostel wohnt. Nach zwei Wochen warten kamen dann auch schon die ersten Contractor im Hostel vorbeigeschneit auf der Suche nach flinken Arbeitern für die Traubenernte. Wir haben uns selbstverständlich alle fleißig in die Liste eingetragen. Nebenher haben wir noch einige der Zig Farmen angesteuert und direkt nach Arbeit gefragt, also ohne Subunternehmer. Viele Farmen haben keine Lust die Leute selber anzuheuern und arbeiten mit den Contractorn zusammen. Wen man direkt für eine Farm arbeitet bekommt man in der Regel einen Dollar mehr in der Stunde. Der Vorteil bei den Subunternehmern ist das sie mit mehreren Farmen zusammen arbeiten und somit auch mehr und länger Arbeit haben. So wurden wir vor die Qual der Wahl gestellt da mehrere Contractor im Hostel vorbei geschneit sind und nach einer Weile auch mehre Farmen nach Arbeitern gesucht haben.

Ich habe zunächst für einen Contractor gearbeitet für einige Tage. Die Traubenlese läuft wie ihr euch das vielleicht vorstellen könnt relativ simpel ab. Reben ablaufen, Weintrauben suchen, abschneiden, rein ins Eimerchen und weiter geht die schöne Fahrt. Nebenbei kann man sich dann immer mal wieder anhören das man zu langsam ist aber so ist das halt. Das gute ist das es hier keine so steilen Weinberge gibt wie man es teilweise aus Deutschland kennt, das unangenehme sind die vielen Insekten in den Reben. Alle möglichen Spinnen, die ja in Australien teilweise auch giftig sein sollen, haben die Reben zu ihrem Territorium erklärt. Auch die Australische Wespe ist nicht doof und hat entdeckt das es ganz toll ist wenn man die Vorratskammer direkt vor der Tür hat. Dementsprechend genervt reagiert sie auch wenn man dabei ist ihre Essensvorräte zu plündern. Wie dem auch sei relativ stumpfe, körperlich nicht unmögliche Arbeit für gutes Geld? Eigentlich. Wenn die Contractor nicht dazu neigen würden sich lieber 50 Arbeiter zu viel anzuheuern als 1 zu wenig. Das Resultat daraus ist das man teilweise nur vier bis sechs Stunden am Tag arbeiten kann.

Ich habe dann aber ein anderes verlockendes Angebot von einer Farm direkt bekommen. Der Manager einer Weinfarm die wir auf unserer Arbeitssuche Tour durchs Hunter Valley angesteuert hatten hat sich bei uns gemeldet. Er brauchte ein paar Leute die bei der Vorbereitung für ein Konzert helfen. Die Farm veranstaltet neben dem Weingeschäft noch einige Konzerte über den Sommer. Uns wurde eine Woche Arbeit zugesagt mit der Option auf mehr. In der Hoffnung das wir nach der Zeit wieder zurück zum Contractor können haben Olaf und ich nach einigem hin und her überlegen also zugesagt.

Wir haben von nun an also Zelte aufgebaut Absperrzäune montiert und provisorische Böden in den Zelten verlegt. Auf was genau wir uns da eingelassen hatten wurde uns erst nach einigen Tagen bewusst. Die Farm veranstaltet eine Konzertreihe die sich sehen lassen kann. Auf dem riesigen Gelände haben bis zu 20.000 Leute Platz. Neben Auftritten von Sting, Carlo Santana, und Neil Diamond wird noch ein Rock- und ein Countrymusic-Festival organisiert das jeweils über mehrere Tage geht. Die Leute für die und mit denen wir arbeiten sind absolut entspannt und gut drauf. Um die ganzen Materialien auf dem Gelände zu verteilen steht uns und den anderen Angestellten ein Quad, ein Golfcar und Gabelstapler zur Verfügung. Die erste Woche war absolut hammerhart, wir haben bei 40-45 Grad zwischen 10 und 16 Stunden pro Tag gearbeitet. Cessnock hat in dieser Zeit gerade die heftigste Hitzewelle seit über hundert Jahren durchlaufen. Und wir sind mittendrin, wir haben am Tag um die 10 Liter Wasser getrunken und waren nicht einmal auf dem Örtchen. Und das verrückte ist, es hat auch noch Spaß gemacht. Nach der ersten Woche am Samstag war Sting dann auf der Bühne und hat ein Open Air Konzert vor der atemberaubenden Kulisse des Huntervalley gegeben. Die Karten sind zwischen 100 AUD und 600AUD weggegangen und wir waren umsonst dabei. Wir mussten natürlich auch während dem Konzert arbeiten. Uns wurde die ehrenvolle Aufgabe zugeteilt das Gelände sauber zu halten und volle Mülltonnen zu leeren. Hört sich jetzt vielleicht nach nem Scheiss Job an aber der Vorteil ist das wir das Konzert gut mitbekommen haben da wir ja immer über den Platz laufen mussten.

Ich schätze mal das unsere Chefs relativ zufrieden waren mit unserer Arbeitsleistung. Sie möchten uns jetzt noch für die nächsten Wochen weiterbeschäftigen und als Allrounder einsetzen. Wir werden neben den Konzert Vor- und Nachbereitungen alle möglichen Arbeiten übernehmen die auf der Farm anfallen. Das ist der Job nach dem ich schon die ganze Zeit gesucht habe und in dem meine Allrounder Fähigkeiten richtig zur Geltung kommen. Ab und zu brauche auch ich mal wieder etwas Glück. Ich werde hier wenn nichts dazwischen kommt bis Anfang März arbeiten und mich dann auf den Weg nach Singapur machen. Nach drei Wochen Stopover in Südostasien, den ich zusammen mit Silke verbringe, werde ich am 10. April wieder in Freiburg aufschlagen.

Habe noch einige Bilder der letzten Wochen angefügt!

Viele Grüße aus der Hitze

Andi