8 Monate sind vergangen...

12.June 2010 - San Ramon


...und ich kann es noch immer nicht richtig fassen. Die Zeit vergeht rasend schnell, und doch ist die Zeit auch irgendwie stehen geblieben.
Die 8 Monate waren das reinste Auf und Ab der Gefühle. Von richtig glücklich bis wahnsinnig traurig hatte ich wahrscheinlich in 8 Monaten den größten Gefühlschaos, den man in so kurzer Zeit haben kann. Ganz am Anfang war ich super glücklich. Alles war noch so neu und aufregend. Meine Gasteltern waren super nett und die Drillinge super lieb. Wenn das so weiterging konnte ich mir ein zweites Jahr gut vorstellen. Nachdem ich mich eingewöhnt hatte und der Alltag vertraut war, kam der erste Tief. Ich habe meine Familie wahnsinnig vermisst, und sah nur noch die viel zu lange Zeit vor mir, die mir noch blieb, bis ich wieder zurück nach Deutschland konnte. Meine Stimmung war von Tag zu Tag unterschiedlich. Ich hatte Tage, an denen ich traurig war,dann gab es Tage an denen es ganz okay war, Es gab auch Tage, an denen war ich super glücklich und nichts konnte mich von meiner guten Laune abbringen.
Bevor ich das Jahr in den USA antrat, habe ich für mich entschieden, dass ich nur dann verlängern würde, wenn ich das Gefühl habe, hier noch nicht fertig zu sein und dann in derselben Gastfamilie. Ich habe mich mit dem Gedanken, ob ich ein Jahr länger bleibe oder nicht sehr unter Druck gesetzt, was mich zusätzlich noch sehr unglücklich gemacht hat. Wenn ich schöne Tage hatte, konnte ich mir vorstellen länger zu bleiben. An den schlechten Tagen wollte ich nur so schnell wie möglich nach Hause, am liebsten auf der Stelle. Um es mir bei der Entscheidung zu erleichtern, habe ich mit meiner Familie und mit Freunden gesprochen. DIe Gespräche waren nicht sehr hilfreich, sondern eher verwirrend, da ich unterschiedliche Meinungen bekam. Ich machte eine Pro- und Kontraliste und hoffte, sie würde mir weiterhelfen. Aber auch die hatte mir nicht geholfen. Am Ende habe ich das gemacht, was jeder tun sollte, um sich für den richtigen Weg zu entscheiden. Ich habe auf mein Herz gehört. Mein Herz zeigte mir, wie sehr ich das Leben hier in den USA mag. Ich mag das Wetter, ich mag es hier herumzureisen, ich mag die offenen Menschen und deren selbstbewusste und freundliche Art. Aber das Leben als Nanny ist nicht das, was ich auch noch ein zweites Jahr führen möchte. Ich möchte nicht, dass ihr das falsch versteht. Ich liebe die Drillinge über alles. Die sind mir so sehr ans Herz gewachsen und sie werden nun für immer in meinem Leben eine wichtige Rolle spielen. Immerhin habe ich sie ein ganzes Jahr in ihren Leben begleitet. Ich habe sie ein Jahr lang aufwachsen sehen, wie sie sich entwickelt haben. Ich kann es kaum erwarten zu sehen, wie sie erwachsen werden. Manchmal schaue ich ihnen beim spielen zu und stelle mir vor, wie sie wohl in ein paar Jahren aussehen werden. Auch wenn es viele anstrengende Tage gibt, überwiegen die schönen Momente mit den Jungs. Manchmal können sie mich rasend machen, sie können mich aber auch glücklich machen, wenn ich mal schlechte Laune haben. Ein einziges Lachen kann wirklich so viel verändern. Wenn Kinder wüssten, was für Auswirkungen sie auf einen Erwachsenen haben. Erwachsene verändern das Kind, aber Kinder können auch den Erwachsenen verändern. So schön die glücklichen Momente mit den Kindern sind, musste ich mir aber auch die harten Momente für meine Entscheidung, ob ich ein zweites Jahr verlängere, vor Augen halten. Viele unterschätzen das Leben einer Nanny. In mancher Hinsicht ist der Job eines Nanny's einfach und gemütlich. Aber der Job fordert auch viel. Ich kann mit Überzeugung sagen, dass ich hier in den USA mehr für meine Gastfamilie lebe, als für mich. Zuhause in Deutschland hat man sein eigenes Zimmer, was man nach seinem Geschmack und seinen Wünschen eingerichtet hat. Hier in den USA ist es ein Zimmer, dass ich nur auf Zeit besitze und an das ich mich anfangs gewöhnen musste, weil es fremd für mich war. Aber an ein neues Zimmer gewöhnt man sich schnell. Aber schwierig wird es, wenn mein sein komplettes altes Leben hinter sich lässt, und sich dem Leben fremder Menschen hingibt. In Deutschland geht man meist für gewöhnlich 38,5 Stunden die Woche arbeiten. Man arbeitet seine Stunden ab, verlässt die Arbeit und geht nach Hause. Man hat Abstand von der Arbeit und die Möglichkeit abzuschalten. Den Rest der Zeit nutzt man, um sich etwas Gutes zu tun.
Das Leben hier als Nanny sieht n der Hinsicht anders aus. Ich arbeite 45 Stunden die Woche, manchmal sogar um die 50. Ich mache mich morgens für den Tag fertig, öffne die Tür und bin sofort auf meiner Arbeit. Mittdendrin. Das macht es natürlich ganz schön. Ich kann länger schlafen und erspare mir die Fahrt zum Arbeitsplatz.. Aber gleichzeitig bin ich inmitten meines Arbeitsplatzes. 24 Stunden am Tag, auch an den Wochenenden. Meine Arbeit fängt meist morgens um 8 Uhr an und dauert etwa bis 18.30. Das sind also ca. 10 Stunden pro Tag. Es gibt auch Tage an denen ich 12 Stunden arbeite und meinen Tag völlig mit der Arbeit ausfüllen. Nach meiner Arbeit gehe ich in mein Zimmer, befinde mich trotzdem noch immer auf der Arbeit. Auch wenn ich meine Verantwortung für die Kinder an meine Gastmutter gebe, bin ich noch immer present. Auch wenn ich frei von der Arbeit bin, kommen die Kinder manchmal in mein Zimmer. Und ich bekomme alles mit, was weiterhin im Haus passiert. Ich habe keine Rückzugsmöglichkeit, in der ich meine Ruhe habe und abschalten kann. Dafür muss ich dann schon das Haus verlassen, was man auch nicht immer jeden Tag möchte.
Dadruch, dass ich so viele Stunden pro Tag arbeite, habe ich viel weniger Zeit für mich selbst, als wie ich es in Deutschland habe.

Fortsetzung folgt....