Howdy Lady... oder auch nicht! Teil 1

15.February 2010 - Houston


Wir schreiben den 15.Februar 2010. Es ist genau 8.06Uhr. Ich sitze hier am Seattle/Tacoma Flughafen. Mein Starbucks Vanilla Latte ist noch viel zu heiß. Mir ist schlecht. Meine Gedankengänge können in einem Satz zusammengefasst werden: What the fuck are you doing here???
Sooo und nun nochmal alles von vorne :-)
Meine Gastväter sind an diesem besagten 15. Februar mit ihren zwei Kiddies und der Nachbarsfamilie nach Mexico zum Strandurlaub geflogen.
Da ich hier bin, um die Staaten kennenzulernen, Strandurlaub auch in Spanien oder anderen europäischen Ländern haben kann und mir $1000 für fünf Tage nichts tun inklusive Kindergeschrei zu teuer waren, hatte ich mich kurzerhand entschlossen zum Cowgirl zu werden.
Texas war schon immer einer der Staaten, der mich im Bezug auf Amerika gereizt hatte, also dachte ich: Warum nicht? Fünf Tage hast du Zeit und somit Howdy!
Zweifel an sich hatte ich zwar vorher schon leicht, da dies mein erster Urlaub ganz alleine (ja ganz alleine!) werden sollte, aber ich dachte ähnlich wie Fergie, dass big girls nicht cry'n, also wurde einfach gebucht?^^
Es sollte erst nach Houston gehen, mittwochs via Greyhoundbus nach Dallas und freitags schließlich schon wieder heim. No big deal :-)
Am 15. Februar war es kurzzeitig jedoch dann doch ein big deal. Um 4.30Uhr klingelte der Wecker zum letzten Mal, es ging ab unter die Dusche und auch wenn mich die Urlaubsfreude wach hielt, kam die erste Aufregung schon dazu. Als um 5.25Uhr jedoch das Flugzeugshuttle vor der Tür stand war keine Zeit mehr darüber nachzudenken. Das Geschrei von zwei 5- und zwei 1 ½-Jährigen war groß, das Gepäck von zwei Familien für fünf Tage Urlaub war umso größer und die Uhrzeit machte es zudem leider wenig besser. "Kurze" Zeit später, um zahlreiche Umarmungen und Küsse und dem nötigen Vanilla Latte reicher, saß ich nun also ganz alleine (okay von den ach so beschäftigten Menschen um mich herum abgesehen) am Gate 17 und wartete auf das Boarding. Etwas blöd war die Tatsache, dass meine Maschine eine Stunde später ging, als die meiner Familie, wodurch ich sehr lange warten musste und sehr lange Zeit zum Nachdenken hatte... An dieser Stelle kommen wir also zu "What the fuck are you doing here???" Was daraus wurde werdet ihr erst am Ende erfahren, was euch aber nicht dazu verleiten soll, schon einmal nach unten zu scrollen!!! Vielleicht veröffentliche ich das Ende erst ein paar Tage später, wenn ich an die Leute denke, die auch immer erst das Ende eines Buches lesen und mich mit diesem Mist inzwischen angsteckt haben tztz...
Also weiter in der Story. Boarding lief endlich und ich saß schließlich an meinem Fensterplatz im Flugzeug. Der Platz neben mir blieb unbesetzt und daneben saß der reinste Workaholic, der noch vor Start (und nach Landung) seinen Kopf in Laptop und Akten steckte und abgesehen von einem kurzen, aber höflichen "Wasser bitte" zur Stewardess, ihn nicht mehr aufwendete. Um ehrlich zu sein war ich sehr froh über diese Tatsache, da mir definitiv nicht nach Smalltalk zumute war. Ich machte es schließlich dem Workaholic nach und steckte mein Kopf in mein Buch und zur Abwechslung auch noch über meinen Gameboy. Jaaa richtig gehört: GAMEBOY! Fliegen (und Bus fahren kommt ja später noch) ist etwas Lästiges, also habe ich mir zum Zeitvertreib bei Ebay einen Gameboy ersteigert und das beste Spiel aller Zeiten!! Mario Land hat 1989 gerockt (auch wenn ich da noch nicht wirklich da war) und rockt auch heute noch!!! Liebe Grüße an dieser Stelle vor allem an Peter, aber natürlich auch an Maja. Ohne das Zanken um das so wertvolle Spiel hätte es wohl nur halb so viel Spaß gemacht :-)
Einem mickrigen Cookie und knapp vier Stunden später war es dann endlich soweit. Howdy Lady! Howdy Lady? Nein immer noch nicht... Keiner wollte es sagen :'-(
Trotzdem: Willkommen in Texas :-) -> Bild 1
Beziehungsweise erst einmal willkommen am Flughafen Houston. Okaaay, dann packen wir mal unsere Mapanweisungen aus. Hierzu ein kleiner Einschub: Wie ja bereits erwähnt bin ich ganz, ganz alleine diese Reise angetreten. Aber nicht nur aufgrund dessen, sondern auch aufgrund der mangelnden Zeit habe ich mir zuvor im Internet die Sehenswürdigkeiten, die ich besuchen wollte, herausgeschrieben und die passenden directions dazu ausgedruckt. Natürlich sollte mich google maps auch zu meinen Hotels, der Greyhoundstation und wieder zurück an den Flughafen bringen. Normalerweise würde ich mich jetzt eigentlich äußerst loben, wenn nicht alles (NEIN!!! Nicht nur aufgrund meines so gut ausgeprägten Orientierungssinnes!!) so "chaotisch" verlaufen wäre.
Google Maps ist aber auch einfach hinterlistig. Jetzt steh ich da am Terminal A und der schickt mich zu einem Shuttle am Terminal C. Mit gehen Sie Nordwest auf so und so kann ich dann erst recht nichts anfangen, wenn ich nicht einmal sehe, wo hier überhaupt der Ausgang ist... Okay letzteres lag vielleicht an mir und der Tatsache, dass Gott mich nicht mit einem ausgeprägten Sinn für Orientierung ausgestattet hat. Für stete Hilfe (worauf ihr das jetzt zurück führt, bleibt euch selbst überlassen^^) hat er jedoch immer gesorgt und somit auch an diesem Tag. Zwei äußerst reizende Piloten konnten so ein armes Mädl wie mich ja nicht da so stehen lassen und haben mir Auskunft erteilt. Joa, als ich dann die drei Stockwerke nach unten gefahren bin, habe ich mich zwar erneut fehl am Platz gefühlt, aber bin guten Mutes einfach mal in den endlos scheinenden Flur gestartet. Zu diesem Zeitpunkt war ich dann auch sehr froh mich für die flachen und bequemen Schuhe entschieden zu haben ;-)
Nach einem geschlagenen 13-minütigen Fußweg kam endlich mal ein Schild, das mich auch (zumindest im ersten Moment) beruhigt hatte. Die Richtung, in die mich die Piloten gewiesen haben war richtig... Dass ich nun jedoch erst bei Terminal B angekommen war, fand ich nicht sehr beruhigend und nach lediglich einer kleinen Schüssel Chereos um 5Uhr morgens, einem Kaffee am Flughafen und einem mickrigen Cookie im Flugzeug auch nicht mehr ganz so lustig. Half jedoch alles nichts, wodurch ich den verlassenen Gang weiter und weiter und weiter und weiter gelaufen bin und schließlich kam ein Schild auf dem Terminal C geschrieben war. Mit dem Fahrstuhl ging es wieder nach oben und erneut stand ich da. ESSEN!! Schön - aber wo gibt es hier was zu essen? Schon beim Anblick von den Schokoriegeln vom Zeitungskiosk wurde mir schlecht, wodurch ich mich dann doch erst einmal für die Suche nach meinem Shuttle gemacht habe. Zumindest hatte ich das vor^^ Mit Schildern waren die Cowboys äußerst sparsam, in ihrer Freundlichkeit zum Glück jedoch nicht. Keine suchende Minute später half mir eine Frau schon weiter (ohne dass ich sie angesprochen habe) und ich machte mich mit ihr auf einen längeren Fußmarsch - als hätte ich das noch nicht hinter mir tztz... Und wo ging dieser Fußmarsch hin??? Ich hätte kotzen können!!! -> Ans andere Ende des Terminals, wo ich schon fast wieder zurück bei B angekommen war - juhuuu! Und ESSEN war nebenbei auch noch nicht in Sichtweite. Sehr dankbar jedoch für die Auskünfte und Begleitung der Frau, ging ich zum Schalter des Shuttleservices und lies mich beraten. Mit einer Metrokarte ausgestattet, brachte mich der Herr direkt vor die Bustür... Oh ja^^ Ich meine so hilflos war ich dann auch wieder nicht, aber wenn er schon meinen Koffer übernehmen will, warum nicht? Meine Stielaugen auf sein Originalverpacktes Starbucks-Sandwich ließen ihn jedoch kalt :-(
Und dann saß ich da... Glücklich, müde, aber vor allem HUNGRIG. Nach circa einer halben Stunde und einem sehr monotonen Ausblick auf eine flache, ausgetrocknete Landschaft kam ich in Houston Downtown an. Die nette Busfahrerin hat mir gleich erklärt, wo ich meinen Anschlussbus finde und vor lauter, lauter Orientierungssuche hätte ich doch Tatsache, wenn sie mir nicht noch hinterhergeschrien hätte, ob das mein Koffer sei, meinen Koffer stehen lassen. Das war ja mal ein Schock! Ja das ist todernst, ich konnte es auch nicht glauben. Da an der Haltestelle kein Fahrplan angebracht war und nach zehn Minuten Wartezeit immer noch kein Bus in Sicht war, bin ich in das Bahnhofshäuschen (nein immer noch kein Essen!) und hab mir einen Fahrplan besorgt, der mir dann sagen konnte, dass aufgrund der so furchtbar schnellen Frau, ich meinen Bus verpasst hatte und weitere zwanzig Minuten warten muss. Im Nachhinein war der Plan jedoch sehr hilfreich, da eine Karte von Downtown eingefügt war und ich somit immer gleich die Zeiten zu und von meinem Hotel parat, aber auch die nötigen Busstationen und vor allem den nötigen Überblick parat hatte :-). Mit dem größten Hungergefühl, dass ich seit langem erlebt hatte, stieg ich schließlich in den Bus und nach einer starken Viertel Stunde, stand ich da? direkt neben dem Freeway, ansonsten aber in der reinsten Pampa und sollte südöstlich einer bestimmten Straße folgen. Haha google maps!! Keinen Plan von nichts, bin ich also nach einem Straßenschild suchend losmarschiert und sah ein goldenes M. Kurzzeitig wurde mir erneut schlecht, aber der Hunger überwiegte. Nachdem ich auf dem Weg dorthin jedoch endlich auch mein Best Western Sign entdeckt hatte, entschied ich mich doch erst schnell einzuchecken, um meinen blöden, inzwischen voller Matsch eingesauten Koffer los zu werden. Einchecken verlief zum Glück dann auch problemlos und schnell und mein Zimmer war auch top. Zwar nicht ganz in meinem Stil, aber trotzdem geschmackvoll eingerichtet, überraschend groß, bequemes Bett und vor allem sauber!! Lange überlebte diese erste Freude jedoch nicht, denn HUNGER war angesagt und so marschierte ich los. Als ich endlich bei McDonalds angekommen war, schienen die 50Chicken McNuggets für 10Dollar überraschend wenig, aber ich habe mich dann doch für ein normales Burgermenu entschieden. Man tat das gut :-)