Bruny Island Teil 2

03.April 2012 - Bruny Island


). Gestern wurde mir vorsichtig beigebracht, dass auch im Flachwasser, wo man dann in Wathosen rumläuft, immer wieder große Stachelrochen rumschwimmen. Diese Tiere können monströs groß werden und die beiden Männer haben mal einen gesehen, der mit seiner Spannbreite fast so groß war wie das Boot und das hat grob geschätzt eine Länge von ca. 5 Metern und eine Breite von 2 Metern. Zudem haben sie einen Stachel, der giftig ist und eingesetzt werden kann wenn sie sich bedroht fühlen. Außerdem kommen immer mal wieder Delfine in die Bucht und es gab zwei Seelöwen, die auf den Felsen bei den Racks gewohnt haben aber länger nicht gesehen worden sind. Die Bucht dient außerdem als Brutstätte für alle möglichen Arten von Haien. Aber Mark meinte, dass er bei seinen Tauchgängen hier noch nie einen gesehen hat und sie normalerweise auch so scheu sind, dass sie sofort abhauen. Es sei denn sie sind sehr hungrig. Naja, ich hoffe nicht, dass ich auf einen am Hungertuch nagenden Hai treffe? Bei dem Fischaufkommen hier in der Bucht mache ich mir aber eher weniger Sorgen. Wobei mir heute schon einige Gedanken durch den Kopf gingen als ich ziemlich weit von den anderen entfernt Racks von Muscheln und Algen gesäubert habe und die Wellen ein bisschen rauer wurden?Da sah die Bucht plötzlich gar nicht mehr aus wie ein Strand in der Karibik. Das könnte man nämlich meinen, wenn man bei Sonnenschein im Wasser arbeitet und die verschiedenen Blau- und Türkistöne des Wassers sieht. Einfach nur wunderschön. Ich habe definitiv schon an weniger hübschen Orten gearbeitet (Sorry Bruderherz, deine Firma ist auch sehr hübsch, aber nicht mit ganz mit der Karibik zu vergleichen ;)!)
Eine Aufgabe, die niemals zu meinen Lieblingstätigkeiten zählen wird ist das Säubern der Racks. Dazu geht man mit einer Schaufel bewaffnet ins Wasser, optimalerweise bei niedrigem Wasserstand und kratzt mit der Schaufel Algen und den sogennanten ?Overgrow? (Austern, die aus den Körben geschwemmt wurden und andere Muscheln) von den Holzbalken. Die Dinger wachsen richtig fest und sind schlimmer als Unkraut. Das ist genauso anstrengend wie es sich anhört. Es ist ein ganz schöner Kraftaufwand und geht ziemlich in den Rücken, weil man sich die ganze Zeit bücken muss. Und wenn die Muscheln sich richtig festgewuchert haben, dann muss man ordentlich darauf rumkloppen, damit man sie erst beschädigt und dann abkratzen kann. Ansonsten kommt wohl noch in den nächsten Woche die Austernernte auf mich zu. Darüber berichte ich, wenn es soweit ist. Da wir uns mit der Arbeit ? ja nachdem was ansteht ? nach den Gezeiten richten müssen, sind die Arbeitszeiten variabel. Im Moment habe ich aber Glück und wir frühstücken so um 7 Uhr und dann geht?s so langsam mal los. Ab in die natürlich nicht getrockneten Wathosen und hoffen, dass die Sonne bald rauskommt und einen wärmt. Die Kraft der Sonne habe ich am ersten Tag auf dem Wasser auch gleich unterschätzt ? denn selbst mit LSF 30 habe ich mir Brandblasen an den Ohren geholt und mir auch ein bisschen die Kopfhaut angebrannt. Nicht angenehm? Seitdem werde ich genötigt ein Kappi aufzusetzen, wenn die Sonne stark scheint ;).
Nachdem die Arbeit getan ist, geht es hier in etwas zu wie beim Campen. Erstmal gibt?s einen löslichen Kaffee (wuhu ?) und dann wird gechillt oder der Abwasch in einer Plastikwanne gemacht. Das Schöne hier ist: ich brauche nicht zu kochen. Das macht Mark. Ich muss sagen, dass hat er ganz gut drauf und es gab noch kein Essen das mir nicht geschmeckt hat. Bisher gab es gegrilltes Zeugs vom BBQ, Kebap mit Reis, Fischcurry usw. . Gestern (Sa. 31.03. )haben wir versucht unser Abendbrot zu angeln. Wir haben zwar auch ca. 20 Fische (alles Flatheads) gefangen, da aber alle untermaßig waren, gab es letztendlich Würstchen vom Grill und bunten Salat.
Neben dem Essen gibt?s hier noch andere schöne Dinge ?. Zum Beispiel einen Spaziergang in die Natur zu machen. Unglaublich welchen Ausblick man hier über die ganze Bucht bzw. gefühlte hunderte Buchten hat wenn man die Hügel hochkraxelt. Wir sind meist in der Dämmerungszeit gegangen, damit ich die Chance habe ein paar Kängurus bzw. Wallabies (Wallabies sind die kleinere Variante eines Kängurus) zu blicken. Ich hatte Glück und habe ein mittelgroßes und zwei Babies gesehen, aber war nicht schnell genug um sie zu fotografieren. Die Wallabies haben hier das gleiche Problem wie unsere Rehe ? wenn sie im Dunkeln von Licht geblendet werden bleiben sie einfach stehen anstatt weiterzulaufen. Daher sieht man ständig überfahrene Exemplare am Straßenrand. Neben den Wallies habe ich Quolls gesehen. Das ist eine Art Riesenratte mit weißen Punkten auf dem Fell. Außerdem Seeadler und einen Rosella. Ich habe erst gedacht da wäre ein überdimensionierter Wellensittich auf dem Dach gelandet, aber wurde dann schnell aufgeklärt. Ein sehr farbenprächtiger, hauptsächlich grüner Vogel. Die Tierwelt hat hier einiges zu bieten? Aber auch die Natur. Aus irgendeinem Grund finde ich die Eukalyptusbäume super. Ich habe zudem noch nie so schöne Sonnenuntergänge gesehen wie hier und wohl auch noch nie unter einem so klaren Sternenhimmel gesessen. Man kann sogar die Milchstraße richtig deutlich erkennen, da die Luft so sauber ist und keine Lichter von der Erde die Sicht verklären. Außerdem hat Royce mir einen tollen Strand in Adventure Bay gezeigt, sowie das absolute Highlight der Insel: The Neck. Das ist die Verbindung zwischen North und South Bruny Island und ist eine super schmale Landzunge. Ihr werdet das auf den Fotos sehen. Wenn man auf die Aussichtsplattform klettert kann man zu beiden Seiten das Meer sehen und erkennt, dass eigentlich nur eine Straße zwischen zwei Stränden langführt. Ein grandioses Bild. An dieser Stelle nisten auch die Pinguine, die nach Dunkelheit zu Hunderten oder Tausenden an Land kommen. Deshalb wird die Aussichtsstelle auch Penguin Rookery genannt, d.h. Pinguin Brutstätte. Leider konnten wir nicht bis Anbruch der Dunkelheit warten, aber Royce hat versprochen nochmal mit mir mitzufahren wenn es dunkel ist. Ansonsten war ich abends meist so müde, dass ich nur noch kurz was gelesen bzw. geschrieben habe und dann das Licht ausgemacht habe. Hier ticken die Uhren anders als auf dem Festland, da man durch die Arbeit im bzw. auf dem Salzwasser dehydriert und dadurch müder als normalerweise wird. So wurde mir das jedenfalls erklärt. Außerdem ist auch die Arbeit körperlich ziemlich anstrengend, so dass man eher schläft als nach einem Bürotag in der Stadt.
Hierher gekommen sind wir übrigens mit einer Fähre, die täglich von Kettering fährt. Von Hobart bis nach Kettering sind wir schätzungsweise 30 Minuten gefahren, die Überfahrt mit der Fähre dauert ca. 20 Minuten und über die Insel sind wir nochmal ca. 25 Minuten vom nirgendwo weiter ins nirgendwo gefahren. Also wer sich hier nicht auskennt, der wird die Farm wohl nie finden. Man setzt mit der Fähre über und fährt dann auf die einzige Hauptstraße der Insel, von da aus geht?s nur gerade aus und dann biegt man irgendwann man in einen Schotterweg der ?Hayman? heißt. Von da aus öffnet man nach einem Stück ein Tor, biegt darein und fährt dann wieder ein ganzes Stück Schotterpiste und plötzlich tauchen aus dem Nichts drei Austernfarmerhütten auf. Das Land drumherum gehört übrigens Aboriginies bzw. deren Nachkommen und wurde ihnen in den letzten Jahren vom Staat übereignet, nachdem es ihnen im 17. Jh von den weißen Siedlern brutal geraubt wurde und alle 100% Ureinwohner mehr oder weniger abgeschlachtet, von Klippen gestürzt oder von den eingeschleppten Krankheiten der Siedler gekillt wurden.
Update 01.04.2012: Heute habe ich eine Nachtwanderung gemacht. Natürlich nicht alleine ? 1. Würde ich keine 100 Meter schaffen ohne mir wegen irgendwelchen Geräuschen vor Angst in die Hose zu machen 2. Würde ich mich hier elendig verlaufen 3. Käme ich aus Grund 1. & 2. Überhaupt nicht auf die Idee es auch nur zu versuchen ;). Mark hat mich mit auf eine kleine Wanderung genommen. Auf jeden Fall habe ich heute ca. 10 Opossums gesehen. Echt niedlich?Allerdings traue ich mich nicht unter dem Ast drunter her zu gehen, auf dem sie sitzen, weil die einen die ganze Zeit anstarren, den Blick keine Sekunde abwenden und ich das Gefühl habe, dass sie sich dann auf mich fallen lassen um sich für die nächtliche Störung und das Blenden mit der Taschenlampe zu rächen. Wallabies habe ich bei dem Spaziergang leider nur gehört, als sie in der Dunkelheit verschwunden sind. Wahnsinn, man kann das Hüpfen richtig auf dem Boden hören. Ich habe immer gedacht, es würde irgendwie leichtfüßiger als ein hüpfender Panzer klingen ?.
Update 03.04.2012: Heute bin ich wieder in der Zivilisation angelangt. Mir war nicht bewusst wie schön eine Dusche sein kann und wie viel Spaß man beim Wäsche waschen haben kann. Gestern Abend haben wir einen Ausflug zur Pinguin Brutstätte gemacht, was mir ja versprochen wurde. Auf dem Weg von der Farm dorthin hat mich zunächst ein lebensmüdes Wallaby fast zum Mörder werden lassen, als es sich in letzter Sekunde aus dem Dunkeln von mein Auto gestürzt hat. Außer einem ordentlichen Schreck auf beiden Seiten ist aber nichts passiert. Dann hatte ich noch das Glück und habe kurz vor dem Parkplatz ein Bürstenschwanz-Opossum gesehen. Das ist in aller Ruhe auf der Straße rumgelaufen und hat sich nicht stören lassen, so dass ich es in aller Ruhe beobachten konnte. Danach ging es zu den Pinguinen. Leider habe ich nur eine Gruppe von ca. 10 Stück sehen können, da wir die Taschenlampe vergessen hatten und die anderen zu weit vom Lookout entfernt waren. Trotzdem hat sich der Ausflug gelohnt und diese Tierchen haben für einen hohen Unterhaltungswert gesorgt. Sehr niedliche Dinger, die fast etwas Menschliches an sich haben, wenn sie in ihren Fracks aufrecht zu ihren Nestern wackeln.
So viel zu meinem ersten Bruny Island Bericht. Morgen werde ich mich mit Mark treffen und es klärt sich, ob ich bleibe oder mir etwas anderes suche.