Neues aus dem Paradies

01.September 2008 - Surfers Paradise


Ich verlasse das Paradies. Gleich morgen. Wohin? Noch keine Ahnung, klärt sich gleich nach der Blog-Aktualisierung. Es gibt hier in Australien nämlich eine Havesterline (Erntehotline), die an den arbeitswilligen Backpacker vielleicht sogar brauchbare Information weitergibt. Vielleicht? sogar? Brauchbare Informationen? Bei meinem letzten Anruf wurde ich nach 1 Minute aus der Leitung geschmissen. Informationsgewinn zero. Auf einen zweiten Versuch, obwohl nach Adam Riese 2x0 null bleibt.

So bevor ich aber über die Ereignisse der letzten Tage schreibe, noch die Antwortet auf die offenen Frage des letzten Eintrages: Kann sich meine Meinung über Clubs durch Alkohol verändern? Klare Antwort: Nein. Clubs bleiben laute, schlecht belüftete und teuer.

Jetzt aber zu den Dingen wegen den ich wirklich nach Australien gekommen bin.
Arno hat surfen gelernt. Und überraschenderweise sogar schon ganz gut (siehe links). Und wenn wir schon bei gut aussehen sind, Surfer haben keine lange Badeshorts an um cool auszusehen, sondern aus rein praktischen Gründen, man scheuert sich sonst seine Knie auf. Das alleine ist schon nicht angenehm, das Salzwasser um einen herum macht das ganze dann aber erst richtig schmerzhaft. Wieder was fürs Leben gelernt, diesmal nach dem ?heißen-Kochplatten-Prinzip?.

Auf das Wasser folgte das komplette Gegenprogramm. Gebirge. Na gut ein Naturpark auf einem Platon in 500 Meter Höhe. Tamborine Mountain.
Wie es dazu kam? Amir, ein israelischer Kampfsportstudent (die Uni hier muss wohl weltweit dafür bekannt sein) und unser Zimmergenosse für 3 Nächte, ist ein leidenschaftlicher Wanderer. Er hatte also die Idee einen nah gelegen Nationalpark zu besuchen und dort etwas zu wandern. Da uns ja seit Tagen/Wochen schon recht langweilig war, haben wir zugesagt mit zu kommen. Also Auto gebucht, Futter für den Weg eingekauft und den noch schwer betrunken Fabian (Details: www.fabianinaustralien.blogspot.com) zum aufstehen gezwungen, ihn im Waagen hinten verstaut und schon waren wir nach gut 40 Minuten Fahrt an der ersten Wanderstrecke ?Witches Falls?. Nur für die Statistik, 40 Minuten ist die angegebenen Fahrtzeit, mein Orientierungssinn kommt also langsam wieder zurück. Nach gut 2 Stunden Aufenthalt, inclusive einer Teepause und unzähliger ?Wow?s,?Ahh?s und ?Klick?s stiegen wir zurück in unser Auto und machten uns auf den Weg zum nächsten Teilstück des Parkes ?Palm Grove Secetion?.
Fabian konnte man in zwischen wieder zu den Lebenden mit eignem Bewusstsein zählen und so ging es frischen Mutes in den nächsten Dschungel, teilweise so dicht, dass die Sonne es kaum durch den Blätterwald in gut 15m Höhe schaffte. Fabian durch den Restalkohol im Blut noch zusätzlich beflügelt, war auf seinem ganz persönlichem Selbstfindungstrip und auch auf mich hatten die vielen Bilder, Geräusche und Eindrücke (genau keine Gerüche, es roch einfach die ganze Zeit nur feucht) ihre Wirkung. Gedankenverloren lief kleine Arno auf dem Trampelpfad zwischen hohen, alten, dicken und teilweise echt seltsam gewachsen Bäumen herum und bestaunte selbige. Tiere gab es eigentlich so gut wie nie zu sehen und wenn dann liefen oder flogen sie vor einem weg, noch bevor man sie hätte genauer begucken können, geschweige denn ein Foto von ihnen hätte machen können. Nur eine kleine, faule Schlange lang auf dem Weg rum und sorgte bei 2 Frauen vor uns für einen Anflug von Panik. Im festen Glauben daran, die Schlange sei tot, ging der tapfere Arno stur an ihr vorbei. Allen gelang anschließend die glückliche Passage, nur beim anschließend Blitzlichtgewitter wurde es der schwarz, braunen Schlange dann doch etwas zu bunt und sie zuckte ein paar mal leicht mit dem Kopf.
Und während Fabian noch damit beschäftigt war die Schlange ins recht Licht zu bekommen, entdeckten Amir und ich eine Abzweigung, die allerdings aus geologischen Gründen gesperrt war. Wer es glaubt wird selig, also rüber über die Absperrung und dem Pfand nach unten folgen, immer mit dem Blick nach oben, denn für mich heißt aus geologischen Gründen, dass Steine von oben auf meinen Kopf fallen wollen. Der Pfand war zwar schon leicht überwuchert, schien aber dennoch regelmäßig von abenteuerlustigen Menschen benutz zu werden. Nach 10 Minuten dann die Belohnung. Ein Wasserfall, der jetzt zwar klein, in der Regenzeit aber sicherlich reißend ist, hatte eine kleine Terrasse von 5 Meter Breite und 20 Meter Länge aus dem Fels gewaschen, an dessen Ende das Wasser gut 100 Meter in die Tiefe stürzte. Eine bombastische Aussicht, die bis nach Surfers Paradise und an den Pazifik reichte und die fast schon versteckte Lage, machte diesen Ort irgendwie zu etwas ganz speziellem und magischem (siehe Foto des Monats: ?Einsamer Mann blickt auf die Welt?). Er wird wohl definitiv zu den Top 10 von Australien gehören.
Keine Frage, wir waren alle 3 geflasht und beschossen nach einer ausführlichen Fotoserie hier unsere Sandwisches zu verspeisen. Nach gut einer Stunde und einer weiteren Tasse Tee machten wir uns wieder zurück hoch auf den Pfad. Ein weiteres Verbotsschild schraubte unsere Erwartung wieder höher. Also wieder rüber klettern und sehen was passiert. Auch hier kamen wir zu einem steilen Abhang, doch der sicherlich schöne Ausblick wurde durch die dichte Vegetation behindert. Wieder zurück zum Auto und gucken, was es hier noch alles zu bestaunen gab.
Und tatsächlich keine 20 Meter von der Hauptstraße gab es den nächsten Knaller. Einen Blick auf die andere Seite der Landschaft. Und das bei Sunset. Man könnte meinen es scheint einem die Sonne aus dem ....
Naja mittlerweile war es dann auch schon 17 Uhr und die Sonne ging langsam unter. Also Schluss mit dem Wandern für heute. Und wie lassen drei junge Männer einen solchen Tag ausklinken? Richtig mit einem kühlen Bier. Also ab ins nächste Restaurant. Nächste Überraschung. Auch das Restaurant hatte einen riesigen Garten, einen hauseigenen Wasserfall (auch gut 100 Meter tief) und ach ja einen ebenso guten Ausblick. Ich glaube fast jeder Hausbesitzer dort hat seinen persönlichen Wasserfall und ein atemberaubendes Panorama vom Wohnzimmer aus. Und wenn man dann vor einer solchen Landschaft sein Bier trinkt, schmeckt es doch gleich doppelt so gut.

So genug geschwärmt jetzt geht es wirklich mal arbeiten und da gibt es wahrscheinlich weniger solche Landschaften, aber in 2-3Wochen geht dann die Tour nach Norden, in die Sonne (klingt komisch, aber andere Seite der Erde halt), weiter.

Bis dahin ein Gruß an alle Leser und herzlichen Glückwunsch nachträglich an alle die letzten Monat Geburtstag hatten...

Arno (Horizonterweiterer)