Nachtleben

23.August 2008 - Surfers Paradise


In Sachen kreativer Einrichtung in Clubs, dass muss ich neidlos anerkennen (bin ich etwa doch stolz auf die deutschen?), sind die australischen Clubs den deutschen weit voraus.
Bestes Beispiel hier für ist ein höher gelegener Tanzbereich mit einer Stange in der Mitte und von mehreren Eisenketten begrenzter, den aber nur Frauen betreten dürfen. Der Effekt dieser Raumplanung lässt sich recht kurz zusammenfassen: Frauen strömen auf diesen Bereich um in Ruhe von den Männer zu tanzen, dabei aber bitte möglichst so aufreizend (und wer sich traut sogar an der Stange), dass es denn allein gelassen Männer doch wieder ins Auge springt und sie nichts anderes tun können, als den ganzen Abend auf das Podest zu starren, einerseits neidisch, dass die Frauen für sich alleine tanzen, andererseits die Frauen aber durch ihr Gegröle und ihr Gepfeife ermutigen weiter zu machen.
Und der glückliche Gewinner dieser Situation? Richtig der Clubbesitzer, der sich auf der einen Seite das Geld für teuere Tänzerinnen spart und doch haufenweiße zahlungskräftige Männer anlockt. Ich finde das eines der gelungensten Beispiele für die friedliche Koexistenz von Mann und Frau, eine quasi perfekte Symbiose.
Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) geht mir dieser gesamte Ort langsam auf die Nerven.
Ich muss hier raus!
Ich lebe hier wie fast das letzte halbe Jahr in Deutschland: den ganzen Tag chillen (also nichts tun) und abends trinken. Und da jeder der mich kennt, weiß wie mir Clubs an sich auf den Geist gehen, geht mir hier sogar das Trinken selbst auf die Nerven!
Es ist mir mittlerweile egal, ob ich hier einen Job finde oder nicht, so bald ich alle Papier zusammen hab mach ich mich aus dem Staub in den Staub. Irgendwo ins Landesinneren in einem kleinen verschlafen Nest fruitpicking und mal wieder richtig hart arbeiten und was zu tun haben, sich aufs Wochenende freuen und wenn ich Glück hab, hat das Nest auch noch einen kleinen, verrauchten Pub wo das Feierabendbier dann auch wieder richtig gut schmeckt und man sich in Ruhe unterhalten kann.
Aber heute abend ist jetzt zu erst mal Club Crawl angesagt. Für 30A$ mit einem VIP Bus durch 4 Clubs (also der Bus fährt einen natürlich nur bis zum Club nicht in den Club (dummer Witz, also musste ich ihn einfach bringen)) und dazu noch haufenweisen Freigetränke. Vielleicht ist es mit Clubs bei mir ja nicht anders, als mit einigen Frauen, vielleicht kann ich mir Clubs schön trinken. Die Ergebnisse dieses Feldversuches werden dann nach strengen wissenschaftlichen Standards ausgewertet. Der Schädel am nächsten Morgen/Mittag wird entscheiden.
Apropos Alkohol, in Australien sind die echt streng damit: alles ist ab 18 und im Club wird wirklich jeder nach seinem Ausweis gefragt. Und auch in unserem Hostel ist Alkohol eigentlich verboten. Man fühlt sich also wieder in die Jugend versetzt (so mit 14-15), wo man noch heimlich trinken musste, wenn wir uns hier im Zimmer setzten und Vorhänge und Türen schließen und heimlich an unserem Bier oder Goon nuckeln.


Bis dahin

Arno (Heimlichtrinker)