Das Leben als Erntehelfer

23.September 2008 - Bundaberg


Nur noch 77 Tage.
Keine Angst ich komme nicht vorzeitig zurück, sondern ich habe wenn ich (nur) noch weitere 77 Tage auf einer Farm arbeite Anrecht auf ein zweites Work&Hoilday Visa.

Denn sicherlich haben sich einige von euch schon gewundert, warum ich den überhaupt fruitpicke? Es ist harte, körperlich anstrengende, monoton langweilige, beschießene und nicht gut bezahlte Arbeit. Es ist und bleibt aber nun mal die einzige Möglichkeit seinen Aufenthalt in Australien zu verlängern, denn ich will nach dem Studium auf jeden Fall noch mal für ein Jahr hier runter. Also heißt es für klein Arno jeden Tag so gegen 18 Uhr auf eine Liste schauen, hoffen dass sein Name draufsteht, dass man auf keine zu hart Farm kommt (und weiß Gott nicht auf ?contract? also auf eigene Rechnung arbeiten), am nächsten Morgen zwischen 4.30 und 6 Uhr aufstehen und 4 bis 9 Stunden arbeiten.

Mittlerweile habe ich also zwei mal Süßkartoffeln ausgebuddelt, sortiert, verpackt und gewogen, Cocktailtomaten gepflügt und an die 1000 Heuballen auf einen Truck gehievt um sie zwei Kilometer weiter wieder auf einem ?ordentlichen? Haufen zu entladen. Bei weitem die härtestes Arbeit aber wenigstens hat die Bezahlung gestimmt, der Farmer war freundlich und er hat uns am Ende sogar noch ein Bier ausgegeben. Es muss wohl ein sehr komisches Bild gewesen sein, wie zwei völlig fertig und dreckige Backpacker auf der Ladefläche eines Trucks saßen mit einem rießigen Haufen im Hintergrund und einem Bier in der Hand. Der Fahrer vom Hostel hat sich auf jeden Fall kaputt gelacht. Naja auf jeden Fall das richtig gute an der Arbeit war aber eigentlich, dass sich bis zur Leitung des Hostel herum gesprochen hat, dass ich hart arbeiten kann, denn jetzt habe ich einen fest Job auf einer Zucchini/Pumkind (Kürbis) Farm. 17 A$ die Stunde, netter Supervisor, vergleichsweise leichte Arbeit, 6 Tage Woche, alles in allem also die perfekte Arbeit für mein zweites Visa.

Was sich sonst so geändert hat? Meine Einstellung zu Gemüse und Kartoffeln. Demnächst achte ich im Geschäft nicht mehr darauf, ob die Eier von glücklichen Hühner stammen, sondern ob das Gemüse von glücklichen oder zu mindestens von gut bezahlten Erntehelfern gepflückt wurde. Wenn man 6 Stunden Cocktailtomaten pflügt (die mit wer weiß was besprüht wurden), 8 zehn oder zwölf Liter Eimer füllt, pro Eimer 5,40 A$ bekommt und abends in den Supermarkt geht und man sieht, dass 250 g von den Dingern fast 3 A$ kosten... dafür hat man also 13 Jahre die Schulbank gedrückt. Man lernt Englisch um dann auf der anderen Seite der Erde einen Job zu machen, für den jegliche Qualifikation oder Bildung eigentlich nur hinderlich ist. Wenn beim Feld umgraben das Denken anfängt dann ist es eigentlich schon zu spät, der Zahn der Zeit fängt an an dir zu nagen und man spürt fast schon wie das Unkraut wieder wächst was man gerade erst weg gehakt hat. Möge mein iPod niemals leer werde.
Bis nächste Woche


Arno (aus reiner Langeweile auf dem Weg zu elementaren Gedanken)

P.S. Danke für die (mehr oder minder) netten Kommentare... mehr davon... bitte ;p