Kultur erleben

18.May 2008 - Melbourne


Melbourne ist Australiens Kulturhauptstadt. In der Innenstadt wird begeistert zu den neusten Vorführungen der Straßenkünstler applaudiert; ein paar Ecken weiter verfolgt eine Menschtraube aufmerksam den Spielverlauf eines überdimensionalen Schachspiels. Bei entscheidenden Zügen wird aufgeregt geflüstert, zustimmend genickt oder irritiert der Kopf geschüttelt. Auf dem Queen Victoria Market, der erstmals 1878 die Tore öffnete, werben Marktschreier lautstark für ihre Auslagen. Im Royal Botanic Garden wird auf Sonnenbänken entspannt, auf der Wiese gedöst oder der Picknickkorb geplündert. Abends dröhnt laute Musik aus den immer noch nach Rauch stinkenden Jazz-Schuppen, junges Volk tanzt zum Riddim der meist jungen Bands.
Melbourne ist international, locker und lässig. Keiner scheint es eilig zu haben oder ist genervt.
Diese Lockerheit scheint vor allem der Manager unseres Hostels verinnerlicht zu haben, wobei von Management im eigentlichen Sinne keine Rede sein kann. Es wird nie geputzt oder aufgeräumt, bezahlen kann man wenn man möchte. In der Küche hängt die "Wall of Shame", ein kleiner Zettel, dem zu entnehmen ist, wer schon wem aufs Bett gepinkelt hat. Unsere Matratzen waren glücklicher Weise nicht dabei. Manche Toiletten sind nicht mehr zugänglich, weil der Müll von Innen schlicht und einfach die Tür versperrt. Während in anderen Unterkünften Zucht und Ordnung herrscht, scheint man hier zu erwarten, dass der Laden von selbst läuft. Man kann quasi tun und lassen was man möchte. Dementsprechend gut ist auch die Stimmung. Abends werden in gemütlicher Runde Lieder gesungen, Bierchen getrunken und selbsterlebte Abenteuergeschichten verbreitet. Wenn man irgendwann sein Zimmer ein wenig ausgesaugt hat und sich an die Eigenheiten dieser Herberge gewöhnt hat, kann man hier durchaus eine schöne Zeit haben und interessante Menschen kennen lernen.