Maria und Juana

18.May 2008 - Nimbin


Nimbin ist ein kleines, in den Wäldern verstecktes, Örtchen an der Ostküste Australiens. Bei genauem Hinsehen allerdings, stechen einem einige markante Unterschiede zur gewöhnlichen Kleinstadt ins Auge. Unter Anderem führt hier die High Street in den Peace Park und die Leute laufen überwiegend Barfuss und in bunten Gewändern durch die Gegend. Es gibt Läden mit den Namen Happy High Herbs oder Hemp Embassy, die mit bunten Regenbogenbemalungen verziert sind.
Kurzum: Nimbin ist sehr alternativ und das nicht erst seit Gestern. Das Nimbin-Phänomen begann bereits 1973, als die Australien Union of Students das Aquarius Festival, quasi die australische Antwort auf Woodstock, ins Leben rief und tausende Hippies in das Dorf strömten. Das Festival - "ein totales Kulturerlebnis durch partizipatorische Lebensformen" - wurde ein Riesenerfolg. Vielen gefiel es so gut, dass sie gleich da blieben. Seit dem findet jedes Jahr am ersten Maiwochenende das Mardi Grass als Nachfolgefestival statt.
Viele Backpaker sehen in Nimbin ein kleines Amsterdam, ein Ort wo man ungehemmt und legal Marihuana konsumieren kann. Letzteres ist natürlich quatsch, Ersteres trifft trotzdem voll und ganz zu. Dies gilt vor allem während dem Mardi Grass, wo es natürlich um die Legalisierung von Marihuana geht, besonders zum medizinischen Gebrauch. Neben dem Kampf gegen die Illegalität wird aber auch Aufklärung betrieben: Die örtlichen Medien weisen auf die gesundheitlichen Schäden durch übermäßigem Konsum hin oder warnen vor der verstärkten Gefahr von Lungenkrebs. In der Stadthalle werden Diskussionsrunden veranstaltet, in denen ein amerikanischer Fachmann über die enormen Nutzungsmöglichkeiten von Marihuana in der Medizin berichtet, dicht gefolgt von einem Beitrag über den bestmöglichen Anbau von Hanf im Vorgarten. Auch wenn die Legalisierungsforderungen durchaus ernst gemeint sind, so darf in Nimbin niemals das lachende Auge fehlen. Zum Mardi Grass Festival sind alle eingeladen, die Einheimischen bei ihren ehrgeizigen Legalisierungsplänen zu unterstützen und wenn man dazu keine Lust hat, stört das auch keinen. Spaß haben kann man trotzdem, denn neben den Informationsveranstaltungen gibt es außerdem viel Livemusik, einen Kombi-Konvoi bei dem uralte VW Busse Modell T1, das Symbol vieler Hippies, durch die Straße fahren, die bekannte Parade, bei der unter Anderem ein Riesengroßer Joint durch die Stadt getragen wird oder halbnackte Frauen in ihren besten Jahren zu wilder Trommelmusik tanzen, die Hemp Olympix bei der ermittelt wird, wer die Bong am weitesten werfen kann oder den besten Joint rollen kann, und vieles mehr. Mardi Grass bedeutet einzigartige, lockere Stimmung, Rekordeinnahmen für die örtlichen Bauern und Dealer, und, dass eine ganze Stadt vollkommen High ist. Es ist eine große Party für die alljährlich etwa 20.000 Menschen in das 350 Einwohner-Dorf pilgern. Nicht nur das Jungvolk schaut vorbei, überraschend viele Althippies, jetzt in ihren 50ern und 60ern, zieht es immer wieder an ihre Wurzeln zurück.
Das Nimbin immer bekannter wird und die Besucherzahlen beim Mardi Grass alljährlich ansteigen, hat vor allem auch für eine erhöhte Polizeipräsenz gesorgt. Razzien haben dieses Jahr erstmalig dafür gesorgt, dass die Hemp Bar und das Nimbin Museum wegen angeblichen Drogenhandels geschlossen werden. Die umliegenden Felder werden verstärkt mit Hubschraubern auf der Suche nach Hanfplantagen überflogen.