city of arts

14.July 2012 - Seattle


Was ich an den USA besonders liebe? Grenzkontrollen!
Du darfst keine fremden Fruechte mit rein schleppen oder etwa Kuhmist von einer kanadischen Farm an den Schuhen haben. Da schauen die Amis schon ganz genau drauf. Die Sicherheit des Landes geht schliesslich ueber alles. Das aber jeder Hirsch und Fuchs mal eben die Grenze passiert und voller Leidenschaft in die feinen USA scheisst, bedenkt da irgendwie keiner. Seis drum. Die werden im uebrigen auch nicht nach terroristischen Absichten gefragt oder zu Fussabdruecken gezwungen.
Die Tatsache, das ein Maedel alleine in die USA einreisen will und tatsaechlich vor hat dort nur Urlaub zu machen, schien dem Grenzpolizisten voellig absurd. Ist ja auch klar. Wer um alles in der Welt will den nicht in den USA leben und arbeiten? Als ich ihm zum dritten Mal mein Ausreisedatum nannte, wurde es selbst ihm dann zu bloed.
Gott sei Dank, denn mein Bus waere fast ohne mich weiter gefahren. Drei Passagiere haben wir an der Grenze einfach "verloren". Zumindest konnte sie der Busfahrer nicht mehr finden. Welcome in America.

Seattle. Eine Hassliebe.
Ein riesiges Scientology-Plakat laesst Dich erkennen, dass Du nun wirklich in Amerika angekommen bist. Die Stadt ist schwuel, laut und grau. Mein Koffer scheint von Minute zu Minute schwerer zu werden und der Weg zum Hostel ist eine halbe Stunde Fussmarsch. Ein Bus koennte das aendern, aber ich habe noch keinen einzigen amerikanischen Dollar in der Tasche und der Bankomat verweigert meine Karte. Nein VISA Karten sind eben doch nicht ueberall einsetzbar. In manchen Dritteweltlaendern nicht und scheinbar auch nicht in Amerika.
Und brauchst Du eine Auskunft, dann sellst Du fest: hoppla, die sind aber nicht so nett wie die Kanadier. Bis auf die in der Touristinformation, aber die werden ja schliesslich auch dafuer bezahlt.

Als ich in meinem Sechserzimmer dann endlich den Koffer aufgemacht und mein Bett bezogen hatte, schlich sich dann doch ein wenig das Gefuehl von Heimat ein. Du bist da zu Hause, wo Dein Koffer sich oeffnet. So ist das beim Reisen.
Und schliesslich war ich tatsaechlich froh endlich angekommen zu sein. Nachdem ich das Auto weit ausserhalb der Stadt geholt, den Highway- und Einbahnstrassenspirenzchen getrotzt, 7.80 $ fuer eine Stunde Parken gezahlt und mitten in einem chinesischen Drachenfest gelandet war, tat es gut, kurz die Tuere hinter sich zu machen zu koennen.

Die Gegend rund um das Hostel gefaellt mir allerdings nicht. Obdachlose sieht man ueberall in der Stadt und das zu hauf. Aber hier bevoelkern sie die Strasse. Ein Polizist weisst mich (waehrend ich gerade meinen 100 $ Strafzettel durchlese - man parkt schliesslich nicht vor Feuerhydranten) darauf hin, dass ich in dieser Gegend nach Daemmerung nicht mehr und vor allem nicht alleine unterwegs sein soll. Ich ziehe um. All die Obdachlosen geben einem das Gefuehl von Ungerechtigkeit. Und da an dem Tag meine Kreditkarte streikt, weil der Verfuegungsrahmen ueberschritten ist und ich mir mit meinen letzten 75 cent eine Tuetensuppe kaufen muss, kann ich nur ansatzweise nachvollziehen, was es bedeuten muss, wenn man kein Geld und vor allem kein Heim hat.

Mein Fazit nach sechs Tagen Seattle:
die Stadt ist definitiv liebenswert! Ein bisschen eigen, schrill, alternativ, auf alle Faelle bunt und kreativ. Am Pikes Place, wo Starbucks seine Gebusrtstunde feierte, sind alle nur erdenklichen Alternativlaeden versammelt. Sowas gibt es weltweit nicht nochmal. Der Fisch wird am Marktstand geschmissen, eine Wand voller Kaugummi zur Touristenattraktion erkoren und das Auge ob all der Details voellig uebersaettigt. Ein Museum feiert die Groessen der Stadt: Jimmy Hendrix und Nirvana. Die Stadt feiert Boeing und Microsoft. Moeven werden mit Pommes gefuettert, Menschen mit unsaeglichen Fettmenues, Starbucks hat in einem Hochhaus gleich zwei Cafes, man trinkt Irish Car Bomb oder andere Fluessigkeiten von Microbreweries und Coffeeshops und geht fast allabendlich zum Baseballspiel. Ach ja und nachts treten die Champions der Pencil Fighting League gegeneinander an. Das ist Seattle. Zumindest fuer mich.