first lection

03.June 2012 - Vancouver Island


Habe ich mich am Anfang noch ein bisschen schwer getan, die Leute einfach anzuquatschen, so stuerze ich mich nun rein ins Vergnuegen. In Victoria auf Vancouver Island bin ich ins Hostelzimmer rein und hab einfach drauf losgeplappert. Und innerhalb von 10 Minuten haben sich die beiden Maedels und ich nicht mehr halten koennen vor lachen, weil wir uns mit den peinlichsten Stories aus unserem Leben ueberboten haben. Die Konsquenz daraus: ich habe meine geplante Route storniert und bin viel laenger in Victoria geblieben, weil ich gar nicht mehr weg wollte. Wobei, von Victoria selbst habe ich nicht viel gesehen. Ich habe eigentlich die ganze Zeit nur gequatscht und eine neue Perspektive auf so manche Bereiche im Leben gewonnen.

Daher Lektion Nr. 1: Keine Planung. Das verschliesst einen vor den echten Erlebnissen.
Und: einfach drauflosreden. Kostet nichts und ist so viel wert!
Lektion Nr. 2: Alle sind nur Wegbegleiter fuer eine kurze Zeit. Nach wenigen Tagen sind sie wieder weg.
Harte Lektion fuer jemanden der schwer loslassen kann. Also mich. Jey!

Ach ja und habe ich eigentlich schon gesagt, dass es an der Westkueste zum guten Ton gehoert zu Ruelpsen. Wo man geht und steht wird man herzlich und mit voller Inbrunst angeruelpst. Und nein, nicht nur von Maennern. Auch Omis ruelpsen sich hier durch die Gegend.

Ich dachte ja, Vancouver Island ist eine schoene verschlafene Insel mit kleinen suessen Oertchen. Runter von der Faehre landet man aber sofort auf einem Monster-Highway. Nix mit der Idylle. Zumindest erst mal nicht. Im Hinterland kreuzen dann allerdings tatsaechlich nur noch Grosswild und Trucks mit Holzstaemmen Deinen Weg.
Ich war einen Tag vergeblich auf der Suche nach Walen. Gefunden habe ich heisse Quellen und den coolsten Hund der Welt. Ein echter Seemann, der sich ueber die Rehling lehnte, seine Zunge und Ohren im Wind umher schlabbern liess und gestunken hat wie 20 Tage getragene Socken. Er hatte dabei mords Spass - ich auch. Fast haette ich vor lauter Freude mein Handy versenkt.

Vancouver Island, das ist: viiiiel Wasser, traumhafte, fast verlassene Straende mit haufenweise Seesternen, fast surreale Hafenidylle, Surfer, Hausschweine auf der Strasse, fast-tropische Waldwege. Und natuerlich das Fort, das ueberall angepriesen wird. Ein Herzstueck der Insel-Geschichte auf dem tagtaeglich eine Kanone abgefeuert wird. Voller Spannung mach ich mich auf die Suche nach dieser Trutzburg und entdecke: ein Tuermchen, im Durchmesser vielleicht sechs Meter. Zwei Stockwerke hoch. Innendrinnen gespickt mit Selbstbeweihraeucherung, ob der grossen Leistung, dieses prachtvolle Stueck Geschichte bewahrt zu haben. Dazu Utensilien aus der Entstehungszeit des maechtigen Forts. Sachen, die man bei uns auf dem Speicher eines jeden Bauernhofs finden kann.
Daran muss ich mich wohl noch gewoehnen. Als Europaeerin bin ich da dank der jahrhundertealten Geschichte wohl etwas ignorant und ueberheblich....