Melbourne I

28.June 2011 - Melbourne


Arriving Melbourne

In Melbourne bekam ich zunächst einen Kulturschock. Zu lange war ich im Outback unterwegs. Die Vielen Menschen, der Lärm und die Hektik trafen mich wie ein Schlag. Wir übernachteten zunächst in einem recht teuren Backpacker-hostel und mussten am nächsten Tag in ein anderes umziehen, da alle Betten belegt waren. Wir wohnten direkt in der Innenstadt. Und die Stadt schläft nie. Immer ist was los. Und ständig Lärm...
Dazu kam, dass ich ständig mein Auto umparken musste, da man auf den meisten Parkplätzen höchstens eine Stunde stehen darf.
Trotz der vielen Umparkerei bekam ich ein paar Strafzettel. Und die kosten dann gleich mal 60 A$ pro Stück.
Mir wurde das alles schnell zu viel, und ich überlegte erstmal nur ein paar Tage hier zu bleiben und dann weiterzufahren, villeicht nach Tasmanien...

Schon am ersten Abend in Melbourne hatte ich am schwarzen Brett des Hostels einen Aushang einer Eventfirma gesehen. Diese suchte Leute um große Zelte auf- und abzubauen. Am nächsten Tag fand mittags ein Infomeeting statt. Ich hatte nichts anderes vor, also fuhr ich einfach mal hin. Es waren etwa 30-40 Bewerber anwesend. Nach der Erklärung allgemeiner Informationen wurden die persönlichen Daten aufgenommen. 2 Tage später fand ein halbtägiger Lehrgang statt und am darauf folgenden Tag konnte ich schon anfangen zu arbeiten. Ich sollte also doch noch ne ganze Weile länger in Melbourne bleiben...

Über einen gemeinsamen Bekannten aus Holland (Thanx Lenny !) lernte ich Nikki und Ken kennen. Das war ein absoluter Wendepunkt meines Aufenthalts hier.
Durch die Beiden lernte ich eine Menge neuer Leute kennen. Verschiedenste Nationalitäten, aber alle Melbourner mit Leib und Seele. Endlich konnte ich raus aus den überfüllten und teuren Hostels.
Wir trafen uns das erste mal auf einer Boat- Party und schipperten zu Psy-Trance-Beats durch den Melbourner Hafen. Der israelische DJ (Perfect Stranger) ist ein Freund der Beiden. Wir hatten ne Menge Spaß zusammen...
Ich konnte für eine Woche bei Nikky und Ken wohnen, danach blieb ich 2 Wochen bei Leon und Mon. Dort wurde ich von einer heftigen Grippe übermannt und blieb die meiste Zeit im Bett. Zum Glück mietfrei, konnte ich doch in der Zeit nichts verdienen.
Anschließend bezog ich die antik eingerichtete Wohnung von Nikky´s Mutter. Diese reiste für 2 Wochen nach Thailand und brauchte jemand, der sich um Haus und Hund kümmert. Die Wohnung war toll und mal ganz ungewöhnlich eingerichtet. Antik- Romantik-Style, oder so... Im Kontrast dazu ein riesiger Plasma- Bildschirm mit Pay TV und mehreren hundert Kanälen.
Der Hund (Semi) ist schon 14 Jahre alt und nicht mehr ganz dicht. Sowohl im Kopf als auch untenrum. Zum Glück sind seine Lieblingsbeschäftigungen Schlafen und Fressen. Auch gut, dass die ganze Wohnung Steinboden hat. Definitiv leichter zu putzen. So verdiente mir meine 2 Wochen dort mit dem Beseitigen von Hundeflüssigkeiten...
Schließlich kam ich zu Neel, einem Inder. Er besitzt ein Top- Appartement in St. Kilda mit Meerblick und Balkon. Sowas kostet hier richtig Geld.
Er vermietet ein Zimmer zu einer (für Melbourne) erschwinglichen Miete. Ich sah ihn nur ein paar Tage, bevor er zu einer 3 wöchigen Reise nach Indien aufbrach.
Damit hatte ich das ganze Appartement für mich allein. Diesmal kein TV, aber wer braucht den schon, wenn man jeden Abend vom Balkon den Sonnenuntergang über dem Meer anschauen kann...

Zum Ende des Sommers und damit auch der Festivalsession fanden noch einige große Veranstaltungen statt, welche eine Menge Arbeit bedeuteten. Die Arbeit ist knochenhart, es werden auch die größten Zelte allein durch Muskelkraft aufgebaut. Keine Maschine hilft beim Zusammenbau der bis zu 35 m breiten und 8 m hohen Zelte. Die Bezahlung ist durchschnittlich und Melbourne ist eine teure Stadt, daher fällt es schwer die Reisekasse wieder zu füllen. Ein australischer Mitarbeiter antwortete mir auf die Frage, ob ihm diese Arbeit gefällt nur:
"It pays the bills".

Durch die neuen Bekanntschaften geriet ich auch immer wieder auf Partys, Geburtstage, Einweihungspartys und sogar eine Hochzeit.
Auf einer Houseparty freundete ich mich gleich mal mit den DJ´s an und schon ein paar Stunden später konnte ich selber eine Weile auflegen. Das war das erste mal für mich in Australien ! Den Leuten hat´s anscheinend gefallen, denn auf der nächsten Party spielte ich schon volle 2 Stunden und die Leute feierten ausgelassen.
Wie es der Zufall so will stammt die Freundin eines der DJ´s aus Ulm. Wir babbelten erstmal ne halbe Nacht auf schwäbisch miteinander. Das war wirklich lustig. Wir sehen uns seitdem immer wieder auf Partys und gehen ab und an auch mal nen Kaffee zusammen trinken.
Das beeindruckendste Fest an dem ich teilnehmen durfte, war die Hochzeit von Nikki und Ken. Eine jüdisch-irisch-russische Hochzeit. Es wurde viel getanzt und gefeiert. Ich fühlte mich völlig integriert und war froh, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein.

Ich wohnte weiterhin in Neel´s Appartement. Dieser hatte sich eine schwere Rückenverletzung auf seiner Reise nach Indien zugezogen und wurde dort erstmal behandelt und gepflegt. Somit konnte ich auch weiterhin die Wohnung allein bewohnen. Allerdings konnte ich das selten genießen, da ich nach der schweren Arbeit meist direkt ins Bett fiel.
Mit der Zeit stellte sich dann auch wieder ein gewisser Alltag ein. Das Leben hier kam mir gar nicht mehr abenteuerlich oder ungewöhnlich vor.

Am Ende des Sommers und der Festivalsession hörte meine Arbeit bei der Eventfirma auf. Da ich nicht gleich den nächsten Job annehmen wollte und immerhin ein bisschen Geld ansparen konnte, beschloss ich wieder eine Runde zu reisen. Es sollte nun nach Tasmanien gehen. Noch die letzten Herbstwochen ausnutzen, bevor es richtig kalt wird...

Von dieser Reise berichte ich euch in der nächsten Story...