Ich lebe noch...und zwar gut!

13.May 2013 - Cairns


Hallo meine Lieben!
Heute bin ich den ersten Tag nach zwei Wochen mal wirklich alleine, daher habe ich endlich genug Zeit und Ruhe euch zu schreiben. Wird zwar ziemlich schwer, die letzten Wochen zu beschreiben aber ich werde es mal versuchen?;)
Mit dem Job im Hostel hat es leider nicht geklappt und auch alle anderen Bemühungen um einen Job hier haben bisher nicht gefruchtet. Zwischenzeitlich dachte ich schon, ich müsste unter der Brücke schlafen aber jetzt versuche ich es wieder locker zu sehen^^ Es ist gar nicht so einfach das deutsche Streben nach Sicherheit abzulegen?wenn ich dann doch mal wieder in Panik verfalle, denk ich an die Heimat und an das kölsche Grundgesetz: ?Et kütt wie et kütt? und ?et hätt noch immer jot jejange? und wenn das Geld wieder mal wie Sand durch die Finger rinnt, ist eben fott was fott ist ;)
Zurzeit denke ich ernsthaft darüber nach, einen Van zu kaufen. Habe mir auch schon einen ins Auge gefasst. Mal sehen, wie ich mich entscheide (erst mal wird Papa?s Rat eingeholt^^) Da ich aber hier in Cairns langsam eh Hummeln im Hintern bekomme, empfinde ich das als die beste Alternative für mich weiter zu kommen. Soll heißen die Entscheidung ein Auto zu kaufen ist demnach schon so gut wie gefallen?nur ob es dieses sein wird bleibt abzuwarten. Ich habe jetzt schon mehrfach gehört, dass das die schönste Art des Reisens ist. Man ist viel flexibler und sieht Dinge, von denen die Busreisenden nur träumen können.
Anfang letzter Woche habe ich mir daher auch mit zwei deutschen Jungs ein Auto gemietet, um ein Paar Touren zu fahren. Am Dienstag sind wir zunächst südlich von Cairns zu den Milla Milla Falls gefahren. Begleitet wurden wir von zwei wirklich netten Franzosen: Ashley (sie habe ich wirklich ins Herz geschlossen. Ein kleines zierliches, zumeist lebensfrohes Persönchen, dessen Lachen mehr als nur ansteckend ist! Leider ist sie am Samstag Richtung Süden weitergereist. Ich hoffe man sieht sich in Europa wieder!) und Simon (ein unglaublich lustiger, meinem Köln-geschulten Instinkt nach zu urteilen schwuler Franzose mit oft verrückten Ideen und großem Herzen. Er ist am Freitag abgereist) Ja, so ist es leider: Viele sind schon wieder fort ? Willkommen im Backpackerleben!
Zurück zu unserem Trip: Die Wasserfälle von Milla Milla waren beeindruckend?das ist leider die einzige aber auch die passendste Beschreibung, die ich hervorbringen kann. Auch wenn das Wetter nicht recht mitgespielt hat, bin ich froh, dort gewesen zu sein. Und da wir eh schon mal nass waren, sind Ashley und ich auch direkt mal ?galant? (kreichend, krakselnt und kichernd) ins Badeloch gehüpft. 5 Fotos später und Gänsehautübersät ging?s dann weiter zu den anderen Wasserfallen: kleine, große, laute, plätschernde?alle wunderschön.
Wieder von Cairns aus ging es am nächsten Tag ? nur noch zu dritt ? zum Cape Tribulation nördlich von Cairns. Ein paar Autostunden, eine Fährenfahrt, zwei ? zum Glück glimpflich verlaufende ? Pippipausen (war wohl doch eine schlechte Idee vorher Tee zu trinken^^) später kamen wir dann am Cape und damit mitten im Urwald an.
Unsere Unterkunft stellte eine kleine, urige und von riesigen Spinnen umgebene Holzhütte dar, die genau drei Betten bereitstellte?perfekt also für uns! Abends kochten wir gemeinsam unser zuvor gekauftes Essen?kein einfaches Unterfangen, denn die vorhandende Gästeküche war mehr oder weniger mit Nix ausgestattet. Mit geliehenem Geschirr und geschnurrtem Öl, Salz und Pfeffer wurde es dann doch sehr lecker: Kängurusteak ? ja, ich habe es probiert! ? mit Salat, gebratenen Zucchini, 6-7 Dollar teurem Feta, Brot und Frischkäse, zum Nachtisch dann TimTam?s (sehr leckere Schokokekse, die sogar noch besser schmecken, wenn man die Enden abbeißt und durch die cremige Mitte Milch saugt?ein unglaubliches Schoko-Geschmackserlebnis!!!!)
Den Abend schlossen wir mit ein, zwei, drei ? Runden Kartenspielen ab. Meine neue bzw. aus Kindheitstagen wiedererweckte Passion. Meine Oma wird sich sicher freuen und ich freue mich schon auf gemeinsame Kartenspielnachmittage mit ihr!
Sonnenschein am Morgen begleitete uns bei unserem Walk am Strand und an die Spitze des Capes. Mit die schönste, naturbelassenste Landschaft, die ich jemals gesehen habe! Einfach nur wunderschön anzusehen, wie der Regenwald zum Strand und Meer hin abschließt. Wenn die Flut einsetzt, muss man allerdings zusehen, dass man Land gewinnt, es sei denn, man will mit den Krokodilen schwimmen gehen^^ Bei Ebbe setzt man sich aber keinerlei Gefahr aus (so die Aussage der Rezeptionistin).
Auf unserem Rückweg nach Cairns stoppten wir in Port Douglas, einem einstigen Fischerdorf mit Palmengesäumten Bilderbuchstrand, dessen volle Schönheit uns bei Regen leider verborgen blieb.
Am Freitag fuhren wir dann zur Mossman Gorge, liefen auf kleinen Pfaden durch den Urwald, bestaunten uralte riesige Bäume und badeten im Fluss an Wasserfällen. Ja, es kann einem hier schon gut gehen!
Abgesehen von diesen Ausflügen ist das Leben hier mal mehr oder weniger spannend aber meistens ziemlich entspannt!
Nachdem ich den Job im Hostel nicht bekommen hatte, bin ich zusammen mit einem deutschen Mädel (Julia) in ein umliegendes Sharehouse gezogen. Biggi, die Deutsche, die im Hostel arbeitet, verwaltet nebenbei dieses Sharehouse. Da wir uns sehr gut verstehen (meine liebste und wichtigste Bezugsperson hier) und zufällig ein Zimmer frei wurde, fragte sie mich, ob ich hier einziehen möchte. Mit Julia im Schlepptau erhöhten wir seither die Frauenquote. Neben Biggi wohnt hier noch ein Deutscher (Julius), ein Franzose (den die Invasion der Deutschen etwas nervt und der daher öfter mal auf Französisch mit dem Kühlschrank redet^^), zwei Asiaten, ein australischer Arzt (Dustin - von uns liebevoll auch Dr. D. genannt, weil er, wenn er sich jemanden neu vorstellt im 2. Satz erwähnt, dass er Arzt ist) und Henry der Hausherr. Es lebt sich hier sehr gut und auch deutlich günstiger als im Hostel. Oft sitzen wir abends zusammen und trinken ein Bierchen, kochen gemeinsam oder schauen ein Film. Jeden Freitag ist Chilli-Abend und der Mittwoch wurde jetzt zum Currywurst-Pommes-Tag erklärt (Freu mich schon!) . An den meisten Tagen verläuft mein Leben hier recht ähnlich. Die Gewohnheit früh aufzustehen, habe ich gänzlich abgelegt^^ Nach einem zumeist ausgiebigen Frühstück sind wir oft runter in die Stadt gegangen (ca. 15 Min. zu Fuß) und haben eingekauft, unsere Bekannte im Hostel besucht, uns an die Lagune gepflanzt (besonders schön freitags bis sonntags bei Livemusik), uns auf dem Rusty?s Market (Fruchtmarkt) durchgefuttert (lecker!!!) oder sind über den Nightmarket (Souvenirmarkt täglich ab 17 Uhr) geschlendert, abends dann auch mal das Nachtleben in der Stadt unsicher gemacht ;) Wobei ich feststellen musste, dass viele das Niveau zu Hause lassen. Beispielsweise lief ein Wet-T-shirt-Contest bis auf ein knappes Höschen nach 5 Sekunden ohne T-Shirt ab und glich damit mehr einem Casting für gewisse Filme mit Altersbeschränkung. Nicht ganz meine Definition von Spaß, aber gut?jeder Jeck ist anders ;)
Die meisten Stände in der Umgebung habe ich mittlerweile auch schon sehen können?einer schöner als der andere. Doch mein Favorit ist und bleibt Trinity Beach! In Palm Cove war ich mit Julia und Simon?es war unglaublich lustig?die Fotos werden es bezeugen!
Bei der ersten Pferdefarm habe ich mich auch bereits beworben. Dies bescherte mir einen Ausritt in den Regenwald und durch Flüsse für lau aber leider keinen Job. Wie sich im Nachhinein herausstellte, suchten die einen Tourguide, der die Touristen hoch zu Ross durch den Regenwald führt und bespaßt. Dafür reichten meine Englischkenntnisse dann leider doch nicht aus. Trotzdem der Tag war unglaublich schön und es machte Spaß noch mal im Sattel zu sitzen!
Wie ihr seht geht es mir hier ? abgesehen von gefühlten 20.000 Mückenstichen und zweitweisen Unsicherheiten bezüglich meiner Weiterreise ? bei erneut herrlichstem Wetter sehr gut!
Ich hoffe ihr könnt das gleiche von euch behaupten! Hab euch lieb und vermisse euch!
Dickes Küsschen und bis bald,
Sandra