Ein Nachmittag im barrio Boedo

21.February 2013 - Stippvisite in Bueno


Eigentlich wollen wir ja ans Ende der Welt, aber wie man sich denken kann, geht da nicht dauernd ein Flugzeug hin. Also bleibt uns nichts anderes uebrig als ein Stoppover in Buenos Aires zu machen und am naechsten Tag zu nachtschlafender Zeit zum Endziel aufzubrechen. Erster Eindruck von Buenos Aires: riesig, gruen, der Flughafen direkt an der Flussmuendung des Rio Plata. Unser Hotel, klein aber fein, wie aus der Kolonialzeit, soll gar nicht weit weg sein vom Flughafen, aber der Verkehr!! Der Taxifahrer faehrt atemberaubend (Gott sei Dank gut), aber uns stockt bei jeder Kreuzung der Atem: rechts und links wird ueberholt, von Spureinhalten keine Rede und dazwischen zahllose halsbrecherisch fahrende Mofas, ja sogar Fahrraeder. Na, wir kommen nach laengeren Staus und vielen Fluechen (da hat mein Spanisch versagt, aber der Ton sprach fuer sich) sicher an und werden liebevoll empfangen. Mit vielen guten Ratschlagen (Rucksack nie auf dem Ruecken tragen, Geld lose in die Hosentasche stecken, damit man das Portemonnaie nicht auspacken muss, etc.) versehen, machen wir uns auf unser barrio zu erkunden - an diesem Nachmittag haben wir keine Lust, ins Zentrum zu fahren, wir kommen ja am Ende der Reise wieder hierher. Zu unserer grossen Ueberraschung gibt es viele alte Kaffehauser wie man sie eher in Wien oder Budapest findet - Glanz einer verblichenen, grossbuergerlichen Epoche, heute gut fuer die Bewohner. Was ist nicht alles an unruehmlicher Geschichte ueber sie und ihre Besucher hinweggegangen: Militaerputsch, die furchtbare Junta, der verlorene Falklandkrieg ( den man hier nicht so nennen darf: die Falklands sind hier Las Malvinas und sie sind auf jeden Fall argentinisch. Als Brite hast du hier ganz schlechte karten.), die verschwundenen Kinder, der Staatsbankrott,
und und und! Ganz langsam faengt das Land an, sich finanziell zu erholen, viel chinesisches und russisches Kapital wird hineingepumpt, aber ob das langfristig die Loesung sein wird, weiss man nicht. Auf jeden Fall ist all das Gespraechsthema in den Cafes und wenn du, wie wir, von so weit her kommst, bietest du dich erst recht als Gespraechspartner an. Leider ist bei aelteren Leuten Deutschland immer noch aus Nazizeiten ein tolles Land. Da haetten wir uns schon ein bisschen andere Massstaebe gewuenscht. Ein fruehes Abendessen in einer Paradilla (dort werden ganze Tiere ueber dem offenen Feuer geroestet, ein bisschen ungewoehnlich und ganz bestimmt nix fuer Vegetarier oder Fleischfaster!), wir sind um 19:00 die einzigen Gaeste, obwohl Massen von Fleischteilen auf dem Grill schmoren, also sicher mehr Gaeste erwartet werden und dann ab ins Bett, denn der Wecker klingelt um 3:45 Uhr. Aber hallo! Leider ist es der einzige Flug ans Ende der Welt. Wir sind gespannt.