Yagan Culture and culture clash

23.February 2013 - Ushuaia


Zum ersten Mal treffen wir auf eine ganz andere Kultur, deren Ursprünge man leider nur noch im Museum besichtigen kann. Nie war Feuerland unbewohnt, ganz im Gegenteil teilten sich hier mehrere Stämme die Wasserwelt auf. Die Yamana z.B. lebten mit Sack und Pack, Kind und Kegel in schmalen Kanus, in denen die Kinder die Hüter des Feuers waren, das stets in der Mitte des Bootes am Laufen gehalten wurde. Angeblich soll der Name Feuerland vom Anblick des Rauches kommen, den Magellan bei seiner Suche nach einer Südpassage überall sah und daraus schloss, es müsse auch Feuer geben. Die Frauen konnten als einzige schwimmen (hätte ich schlechte Karten gehabt), um Muscheln heraus zu holen und die Männer saßen vorne mit Pfeil und Bogen oder einem Speer um Fische und Robben zu jagen. Woher wir das wissen? Wir haben ein sehr liebevoll gemachtes Museum besucht, das leider auch das völlige Verschwinden dieser Menschen aufzeigt, als sie mit den Missionierungsversuchen anglikanischer Geistlicher und später mit den Besitzansprüchen der Schafzüchter konfrontiert wurden. Zu deren Ehrenrettung muss man allerdings auch sagen, dass einer von ihnen zusammen mit einem deutschen Ethnologen (Martin Gusinde) zumindest die Sprache und die Gewohnheiten für die Nachwelt gerettet hat -aber trotzdem. Darwin sagte übrigens über diese Bewohner, sie seien ja wohl eher zweitklassig und hielt sie lange für den missing link zwischen Mensch und Tier. So können sich auch kluge Menschen fürchterlich täuschen! 4 von ihnen wurden wie Tiere nach London transportiert, in Kleider gesteckt und der Queen Victoria vorgeführt. Bei ihrer Rückkehr (nur 2 überlebten) rissen sie sich die Kleider vom Leib und nix war es mit der Europäisierung und "Zivilisierung". Man kann eben alten Kulturen nicht immer den Mantel der europäischen Werte überziehen, auch heute nicht!
Auch die Ursprünge von Ushuaia als "europäische" Stadt - sie wurde erst am 12. Oktober 1884 gegründet - ist alles andere als romantisch. Ideen, das Gebiet tief unten im Süden, von dem man in Buenos Aires nur eine sehr vage Vorstellung hatte, durch die Gründung einer Strafkolonie für Wiederholungstäter, später auch für politische Gefangene und für schwer erziehbare Jugendliche fester in argentinische Hand zu bekommen, erwiesen sich als äußerst schwierig wegen der Versorgungslage.Wir besichtigen das ehemalige Gefängnis, heute (Marine)museum und machen uns so unsere Gedanken.Wie haben sich diese Leute wohl am Ende der Welt gefühlt einschließlich des Wachpersonals? Flucht war praktisch nicht möglich, also kam es zur Verbrüderung aller Ausgesetzten und eben letztendlich zur Gründung einer normalen Ansiedlung - aber so normal ist der Ort bis heute nicht. Viele anrührende, aber auch grausige Geschichten - eben Strafkolonie am Ende der Welt. Übrigens, auch Piraten, z. B. Francis Drake, fanden diesen Ort interessant, denn alle Schiffe mussten durch die relativ enge Magellanstraße, da konnte man durch eine Sperrung guten Profit machen. Bis heute sind die Meere dort schwer zu navigieren und wir sind nun schon sehr gespannt, wie es uns ergehen wird. Ein bisschen fühlen wir uns nach dem Besuch des Museums auch als Pioniere.