Pashupatinath Briddhashram

20.July 2010 - Kathmandu, Nepal


Auf dem Weg zur heiligsten Stelle Nepals, Pashupatinath lernte ich einen netten Nepali kennen, der darauf bestand mich mit seinem Mottarad zu fahren. Da ich schon 1,5 Stunden fussweg hinter mir hatte, war ich dessen nicht abgeneigt. Als er erfuhr, dass ich Krankenpfleger bin, fragte er, ob ich daran interessiert sei mir ein Altenheim unweit von Pashupatinath anzuschauen. Ich willigte ein und erlebte eine beeindruckende Fuehrung.

Das "Pashupatinath Briddhashram" ist ein staatliches Altenheim, weches nur Bewohner aufnimmt, die nachweisen koennen keine Familie zu haben, die sich um jene kuemmern kann oder von dieser verstossen wurde. Die Bewohner leben dort dann kostenlos. Es gibt 205 Heimplaetze und eine Pflegende (neben einem Koch auch die Einzigen Angestellten) pro Schicht ? dies geht aber auch mal ohne, falls diese erkrankt. Ca. 20-30der Bewohner seien bettlaegerig (genauer konnte man mir das leider nicht sagen). Gepflegt wird hier groesstenteils durch die Bewohner unter ein ander und das klappt wohl ausserordentlich gut. Hierbei wird jedoch strickt auf geschlechterspezifische Pflege geachtet. Maenner und Frauen sind auch in unterschiedlichen Gebaeudekomplexen untergebracht. Einmal pro Woche kommt ein Arzt in das Haus und beschaefftigt sich mit den gesundheitlichen Problemen. Die verordnete Medizin richtet sich dann nachdem was da ist. Groesstenteils sind dies Medikamentenspenden, die Touristen dem Altenheim ueberlassen. Die unterschiedlichen Sprachen der Herkomme nslaender werden natuerlich nicht alle von dem Arzt beherrscht und so gibt es Probleme mit der Dosierung und nicht selten werden auch Wirkstoffe verwechselt.

Der Komplex sieht von aussen wie eine kleine Tempelanlage aus, auf der Affen turnen und Kuehe ein- und aus gehen. Betritt man das Heim durch den Haupteingang, ein grosser Torbogen, gelangt man durch den Aufenthaltsraum in den Innenhof. Im Aufenthaltsraum steht ein Fernseher den die Bewohner fest in ihren Alltag integriert haben. In der Mitte des Innenhofs stehen verschiedene buddistische und hinduistische Goetzen, eine Tempelanlage, es gibt Gruenflaechen fuer den eigenen Gemueseanbau sowie Gemeinschafts- und auch Einzelplaetze.

Das Leben in dem Heim wirkt sehr froehlich obwohl es an Hilfsmitteln jeder Art mangelt. Es gibt dort nur einen Rollstuhl, der jedoch seinen Platz neben einem Baum hat und nicht benutzt wird. Zu gross waere die Ungerechtigkeit, diesem einem Zuzusagen und ueber 200 Anderen diesen zu verwaehren. Alle Bewohner sind beschaeftigt, ob mit sich selbst (auch Gespraeche mit Gegenstaenden, Spiegeln und anderen Dingen sind nicht selten) oder in Gesellschaft. Jeder bringt sich hier noch soweit ein, wie er kann um der Gemeinschaft zu dienen. Kuechendienste werden unter den Frauen verteilt, Waesche wird gesammelt und gemeinschaftlich gewaschen, geputzt, Gemuese geerntet und zubereitet oder unter strenger Aufsicht des Koches gemeinsam gekocht.

Hygiene wird hier nicht gross geschrieben. So herrscht einerseits Unkenntnis der Bewohner ueber Infektionsgefahren und andererseits ist es der einen Pflegeperson pro Schicht nicht moeglich das Haus soweit sauber zu halten. Jedoch spiegelt dies auch die hygienischen Verhaeltnisse Kathmandus wider, in denen die Bewohner sich auch zu Hause und wohl fuehlen. Wenn man fragt, warum es so dreckig sei bekommt man ein schnippiges "Wieso dreckig? Es ist doch gemuetlich!" entgegengesetzt.
Ein aussergwoehnlicher und nicht gepalnter Ausflug mit spannenden Einblicken in ein Altenheim Nepals welcher einen tiefen Eindruck hinterliess.