The J Way of Transportation

18.September 2009 - Port Antonio


Mal ein bisschen was zu der wunderbaren Art, in diesem Land von A (Akkee Baum) nach B (Beach) zu kommen.

1. Das Verkehr in Jamaika anders funktioniert als bei uns fällt einem schon beim einsteigen auf: Es herrscht Linksverkehr, also ist auch das Lenkrad auf der "falschen" Seite (naja, auch in Deutschland kommt einem als Beifahrer mal der Gedanke, dass Lenkrad sei definitiv auf der falschen Seite ;-)

2. Vorgeschrieben sind Sitzgurte nur vorne (hinten existieren sie praktisch nie (man hat den Eindruck, sie wurden teilweise vorsätzlich relativ grob zur Gewichtseinsparnis entfernt...?). Was nicht bedeutet, dass sich irgendjemand anschnallen würde. Wenn Polizei am Wegrand steht, hält man sich kurz den Gurt vor, danach geht's entspannt weiter.

3. Es gibt Straßen, und es gibt Straa-ßen. Westlich von Port Antonio etwa wurden mit EU-Geldern (!?) die Küstenfahrbahn (die einzige Verbindung zu anderen Städten) nach dem letzten Hurricane 2007 komplett erneuert. Östlich von Port Antonio wartet Paris-Dakarta: Schlaglöcher teils so groß wie ein ganzer Smart, und in Mengen! Besonderes Highlight ist das Manöver der letzten Sekunde: Man fahre im wahrscheinlich verbotenen Tempo auf eine unübersichtliche Kurve zu, quere dann auf die Gegenfahrbahn um einem riesigen Schlagloch auszuweichen, hupe kurz und hoffe, dass in diesem Moment kein Gegenverkehr um die Ecke kommt (sonst siehe "Manöver der letzten Sekunde" ;). Jeden Tag auf's neue er- und überlebt... es ist erstaunlich, dass hier nicht mehr Unfälle passieren. Aber die Jamaikaner scheinen eingespielt zu sein, die Route Taxi-Fahrer kennen die wichtigen Schlaglöcher auswendig und im Dunkeln.

4. Jamaikaner sind extrem effizienzbewusst: Hier wird nicht jeder Sitzplatz ausgenutzt, nein, hier werden auch im vollbesetzten Auto/Taxi/Minibus noch Mitfahrer an Stellen verstaut, die den Konstrukteuren der Blechkutschen die Freudentränen in die Augen treiben würden. Unser Top: 24 Menschen in einem Minibus, der wahrscheinlich gerade mal die Hälfte transportieren sollte...
Auch wenn's eng ist: es gibt keine intimere und authentischere Art, das Land und die Leute kennenzulernen und dabei herumzukommen, als in einem vollgepackten Minibus zu schallendem Roots Reggae, Dancehall oder den neuesten Radiomixes über die Schlaglochpiste zu donnern.

5. Transport ist extrem billig. Für den gegenwert von drei Euro fährt man mit dem Bus 2 1/2 h nach Kingston, kurze Trips entlang der Küste zu den zahlreichen Stränden und selbst entfernteren Orten sind meistens für ca. 100 JDollar (~ 1 Euro) zu haben... dank Massentransport auf kleinem Raum ;-)

6. Einsteigen, mitfahren: Hier ist jedes Auto ein potentielles Taxi. Lange haben wir die Einheimischen beobachtet, dann mitgemacht. Jeder, der hier ein Auto fährt, macht ein Taxi draus und nimmt unterwegs Leute mit. Das bezahlt das Benzin und ein bisschen mehr. Sehr praktisch und sehr effizient.

7. Aufpassen muss man anfangs als Touri: schnell möchte man als "Charter"-Fahrgast an Bord genommen werden; dabei zahlt man dann aber schnell das 10-40fache des normalen Route Taxi Preises. Und hat nur den halben Spaß. :)

8. Offensichtlich gibt es in diesem Land keinen TÜV. Mir fallen nicht selten ausgefallene Geschwindigkeitsanzeigen auf und seltsame Anbauten (zum Beispiel Lautsprecherboxen auf dem Dach ;-)

Und nebenbei: Es gibt tatsächlich Fahrradfahrer!! Ohne Helm, ohne Licht, ohne Respekt vor dem eigenen Leben... ich bin schockiert und beeindruckt vor so viel Tollkühnheit.