Letzte Vorstellung

21.August 2009 - New York


Letzer Tag!
Obwohl New York sicherlich groß, laut, hektisch und gestresst ist: man kann sich trotzdem auch entspannen, wenn man es darauf anlegt. Wir wollen ein Beispiel für die gestressten New Yorker geben, heute schlendern wir gegen halb elf zum Brunch-Picknik, mit Bagels & Eiskaffee in den Central Park, lassen es mal betont ruhig angehen. :-)
Um dem ganzen den Hut aufzusetzen (den haben wir gegen die pralle Mittagsonne auch hervorgezaubert) leihen wir uns auf einem der großen Seen ein Ruderboot, plätschern vorbei an den neugierig guckenden oder träge in der Sonne posierenden Schildkröten vorbei, unter diskretem Sicherheitsabstand zu so mancher Barke in der Hand von Süßwasserpiraten, die trotz eifriger Ruderschläge nur sehr schwerfällig realisieren, dass man ab und zu über die Schulter schaun muss, um die Fahrtrichtung einer Realitätskontrolle zu unterziehen. Wir überstehen unser Abenteuer zu hoher See gänzlich unbeschadet, um eine schöne Erinnerung reicher (und ein paar Dollar ärmer ;).
Bevor wir den Park verlassen, landen wir noch einen großen Coup: das Shakespeare-in-the-Park-Theatre hat noch zwei kostenlose Karten für die Abendvorstellung von Euripides "The Bacchae" für uns. Wir beglückwünschen uns, haben wir doch zuvor noch über die langen Schlangen von in Wartestühlen und auf Luftmatrazen vagabundierenden Menschen gestaunt, die hier regelmäßig den Vormittag verbringen, um eine der begehrten und kostenlosen (!) Karten für die Vorstellungen zu ergattern.

Unsere zweite Station des Tages führt uns ins East Village, einem charmant-maroden Stadtteil in Downtown Manhattan, der mit vielen kleinen Lädchen und authentischem Straßenbild aufwartet. Das versprochene El Dorado für gebrauchte Bücher entpuppt sich aber leider als Fata Morgana, die Leseunlust scheint auch hier ihre Spuren hinterlassen zu haben; immerhin finde ich zwei einsame Kisten mit der üblichen Sammlung zwischen Grisham und vergilbter Notfall-Belletristik.
Aber nicht schlimm, habe mich ohnehin bereits mit Büchern (habe billig die Dune-Reihe erstanden, hurra!) eingedeckt.

Wir erledigen letzte Einkäufe und Erledigungen und schaffen es gerade rechtzeitig zur Abendvorstellung. Wie sich herausstellt, hatten wir Glück mit dem Wetter: Vorhersage und Regen kurz vor Vorstellungbeginn haben wohl für unser Glück mit den Freikarten gesorgt, nach Vorstellungsbeginn aber bleibt uns weitere Belästigung von oben erspart. Das Stück hingegen ist gut gespielt und musikalisch hervorragend unterbaut, wenn auch schwere Kost, und wie es sich für alte griechische Tragödie ziemt wird auch mit Greuel und Blut nicht gespart. Mit Grauen stellen wir auch fest, wie früh wir morgen los müssen, um unseren Flieger nach Miami zu bekommen, und das noch so viel zu packen ist... aber an wenig Schlaf haben wir uns fast gewöhnt.

Morgen geht es weiter... nach Jamaika!