Unterwegs nach Jamaika oder Der längste Tag

22.August 2009 - Kingston


Eigentlich sollte es ganz einfach sein: Zum Flughafen fahren, in den Flieger steigen, in Kingston ankommen und evtl. gleich weiter nach Port Antonio fahren. Doch hätten wir geahnt, dass Murphys Gesetz mit aller Härte über uns hereinbrechen würden, wir wären wohl einfach liegen geblieben: (fast) alles was schief gehen konnte, ging schief.

6:15 Uhr
Schock: Verschlafen! Der Handywecker wurde von unserem ARAS (medizinisch für das Areal des Hirns, dass den Wachheitsgrad steuert ;) knallhart ignoriert. Wir nutzen die verbleibenden 20 Minuten, um panisch aus dem Hostel zu fliehen.

6:49 Uhr
Nach polterndem Stufenparcour kurze Erleichterung, Express-U-Bahn grad noch bekommen.

7:05 Uhr, Penn-Station
Wir haben schwierigkeiten, den Zug zu finden... verdammt, wo war das nochmal...? Auf Nachfrage stellt sich raus, dass der Abfahrtsteil gänzlich anders lokalisiert ist als das Gleis, auf dem wir angekommen sind. Mehr Rennen.

7:15 Uhr
Unser angepeilter Zug ist grade weg, der nächste für unseren Geschmack zu spät. Wir entschließen uns händeringend für die teurere Taxifahrt nach Newark.

8:10 Uhr, Newark Airport
Erstes Stirnrunzeln... warum steht auf dem Zettel Terminal 3... es gibt doch nur Buchstaben hier? Wir erklimmen den ersten Stock in Terminal C, suchen den Schalter von Delta. Am Check-In dann die folgenschwere Erkenntnis: WIR SIND AM FALSCHEN FLUGHAFEN!?!! ARRGH!!

8:50 Uhr, Highway
Wir rasen im Taxi Richtung John F Kennedy Airport zurück ins Stadtzentrum. Es wird knapp... dann erneut ein kleiner, aber fieser Schicksalshieb: Unfall mit Stau, kaum erreichen wir die Unfallstelle (auf der Gegenseite, wohlgemerkt!) fährt das blockierende Polizeiauto auch schon wieder weiter... komme mir vor wie in der Trueman-Show...

9:10 Uhr
Die Katastrophe ist perfekt: nur zehn absurde Minuten zu spät den Button gedrückt, jetzt dürfen wir laut Automat nicht mehr einchecken, obwohl das Flugzeug noch fast eine ganze Stunde genüßlich und anklagend auf der Rollbahn ruht. Man verweist uns zur Rebooking-Schlange, die aus Stein gemeißelt scheint. Hier tut sich gar nichts.

9:20 Uhr
Jemand hat es wohl mitgekriegt, nimmt sich uns an und versucht, uns doch noch aufs Flugzeug zu bekommen. Wir bangen und zittern, wie es sich gebührt. Stirnrunzeln, telefonieren, kritisch blicken, telefonieren... die Zeit tickt und tickt. Es werden Gepäckbänder gedruckt, wir atmen auf... dann, Kontrolle: vier Gepäckstücke? Nein, doch nicht. So kurz vor dem Ziel wieder verstoßen, Gepäckbänder wieder ab, zurück in die Schlange.

Es beginnen die wohl verzweifelsten Stunden unserer bisherigen Reise... wir irren von Delta zu American Airlines hin und zurück, jeder fühlt sich nur ein bisschen zuständig, keiner hat eine klare Flugalternative... wir sehen uns vor den Alternativen, 500 Dollar pro Person draufzulegen und Erster-Klasse-Restplätze zu bekommen, oder die Flüge - für heute ausgebucht - ganz zu verlieren... da tut sich im allerletzten Moment dann doch noch ein Flug auf (warum nicht früher??), wir legen 50 Dollar drauf und bekommen gerade so noch unsere Sitzplätze, in der Aussicht, dann trotzdem erst mal in Miami festzusitzen. Immerhin.

13:05 Uhr

Wir sitzen im Flieger, wenigstens kommen wir heute bis Miami, das war der teurere Flugteil.

14:05 Uhr
Wir sitzen immer noch im Flieger, und der IMMER NOCH auf der Rollbahn. Stewardessen sind noch nicht da, Catering ist noch nicht gekommen...

14:30 Uhr
Stewardessen: 2, Catering: 0

14:45 Uhr
Der Kapitän fasst einen mutigen Entschluss: "We've decided not to wait for the catering service. We'll try and make do with what we have on board." Danke! Lieber Anschlussflug und Erdnüsse als Hühnchen und in Atlanta feststecken...

16:30 Uhr, Atlanta
Wir rennen aus dem Flieger, 5 Gates weiter, steigen gleich in den nächsten ein, kriegen den zum Glück... wird unser Gepäck es auch schaffen?

19:10 Uhr, Miami
Natürlich nicht, rethorische Frage... wir warten vergeblich am Gepäckband. Wir haben schon damit abgeschlossen, dass wir in Miami bleiben müssen. Der letzte Kingstonflug flog schon um 19:00 Uhr ab laut Plan.
Wir melden unser Gepäck als vermisst, schleppen uns zum American Airlines Schalter, um einen neuen Flug zu buchen. Und schließlich: "You gotta hurry, Sir, right down the aisle, Gate 21"... der Flug steht immer noch da, hat am Ende zwei Stunden verspätung. Da wir eh kein Gepäck haben, hasten wir durch die quälend langsamen Kontrollen, und tatsächlich, was keiner von uns geglaubt hätte: Wir sitzen am Ende des Tages im Flugzeug nach Kingston.
Ohne Gepäck und völlig fertig, aber unterwegs.

Wir passieren den Zoll, melden wieder unser verschollenes Gepäck an, suchen ein Hotel, ein passendes Taxi, und wie Horatio zu sagen pflegte: der Rest ist Schlafen. Oder so ;)