Crosscountry nach Port Antonio

24.August 2009 - Port Antonio


Montag, irgendwo am Wegesrand auf der mäandernden Dschungelstraße zwischen Kingston und Port Antonio, etwa drei Autostunden entfernt. Eine Machete fällt, es kracht, knackt und spritzt... und die Jackfruit, die der Roadside-Rastafari-Mann für uns zerteilen möchte, springt entzwei. Unser Taxifahrer, Junior, weist uns in die geheime Kunst des Verzehrs dieser beliebten, einheimischen Frucht ein: ein Fruchtstück samt Kern von der Schale ablösen, Kern herauspulen, Fasern entfernen, das sattgelbe Fruchtfleisch genießen. Zugegeben, etwas seltsam, fast streng riecht die Frucht schon; trotzdem hält sich die Jackfruit geschmacklich hervorragend, auch wenn ich keine andere Frucht kenne, mit der man ihren Geschmack vergleichen könnte. Wir probieren eine von den reifen Avokados (Junior schenkt uns eine), wir nehmen ein paar Bananen mit und freuen uns, als unser Straßenhändler noch mal seine Machete auspackt und für uns posiert :)

Weiter geht die wilde Fahrt, wir erzählen Junior von Deutschland, dem fernen Land wo alles irgendwie anders ist. Junior war selbst bei einer Bank beschäftigt, bevor die Rezession Jamaika erreichte. Jetzt fährt er Taxi, ein schneller Anruf gibt ihm wichtige Wegbeschreibungen, wir helfen mal mit unserer Karte aus dem Lonely Planet nach ("Wow, that road's in there? What kind of book's that?"). Was wir im Laufe der Wochen merken: die Jamaikaner fahren wie die gesengten Säue, aber haben Spaß dabei. Und Zeuge von Unfällen waren wir bis dato noch nicht geworden. Zu unserer Freude gibt's aus dem Radio authentische Musik auf die Ohren: Non-Stop Reggae-Dancehall-Mixes, dazu die Scheiben runter und an rauschenden Palmen und sattem Grün vorbei. Immer mal wieder werden wir kurz langsamer: "What's the name of that river?" "How much for a couple of those?" Junior lädt eine Staude Kochbananen ein. Auf dem Land, erklärt er uns, auf dem Land ist alles billiger als in Kingston, Obst zum Beispiel koste hier am Wegrand nur die Hälfte. Um so mehr freuen wir uns, Kingston hinter uns gelassen zu haben.

Gegen Mittag erreichen wir die Küste, das wogende Blau lugt zwischen den Stauden und Palmen hervor, bevor wir in das nächste Dörfchen mit dem typischen bunten Mix aus schiefen Hütten, kleinen bunten Häuschen und allerlei Läden eintauchen. Wir kurven um geparkte Autos, Fahradfahrer (ich bin beeindruckt), Gegenverkehr und Menschen, von der Hupe wird allenthalben freizügig Gebrauch gemacht: Sie dient der Begrüßung, als Hinweis, Ankündigung, Warnung, Ausdruck der guten Laune und weiteren, mysteriösen Zwecken und Gebräuchen, die uns verschlossen bleiben. Weiter geht die wilde Fahrt, gespannt halten wir Ausschau nach den die Entfernung herabzählenden Straßenschildern.

Schließlich, wir umrunden eine Landzunge, und vor uns, wenige Meter vor einer kleinen Brücke, ragt ein Straßenschild: Port Antonio. Auch hier, noch mehr: ein buntes Durcheinander begrüßt uns, über die leidlich asphaltierte Straße rauschen Route Taxis vorbei, vollgepackt mit (wie wir später feststellen, sehr günstig) reisenden Menschen. An einem Schild, dass uns den Weg zum Krankenhaus weist, steuern wir auf die in die Bucht hineinragende kleine Landzunge von Titchfield Hill zu, poltern über die letzten paar Meter Asphalt und sind am Ziel, unserer Bleibe für die nächsten Wochen: Ivanhoe's Guesthouse.
Unbeabsichtigterweise wecken wir die mittagsverschlafene Besitzerin und können bald darauf Quartier beziehen. Unser adrettes kleines Apartment besticht uns sofort mit den geräumigen Zimmern, dem Gasherd in der Küche, einem großen Kühlschrank, großen Betten... herrlich :)

Den Abend über jedoch warten wir vergeblich auf unser Gepäck...
Wir es je ankommen? Werden Ruth und Christian dazu verdammt sein, auf immer ihr Dasein ohne Zahnbürste und Handtücher zu fristen (von den anderen Klamotten nicht zu reden)? Wird es ihnen gelingen, sich neue Kleidung aus Palmenblättern zu stricken, oder werden sie einen freundlichen Rastamann finden, der ihnen Pullis in den jamaikanischen Nationalfarben strickt?
Dies alles und viel mehr in der nächsten Folge von:
"Roughin' it in Jamaika - oder: Wo bin ich? Und wo ist mein Gepäck?"