The real Outback Ubdated

26.October 2012 - currawilla


Nach Jundah entschloss ich mich mit zwei Freunden aus Jundah, Nik und Michael, das echte Outbackleben kennenzulernen und auf eine Cattlefarm arbeiten zu gehen. Cattle ist der Ueberbegriff fuer Rind, also eine Kuhfarm, ein Familienunternehmen.

Mit freundlicher, australischer Hilfe einer Mitarbeiterin der Post in Jundah, erhielten wir sogar zu dritt einen Job bei einer Familie, mit zwei Kindern, 15 und 17, einem australischen Kleinbesitz von nur (!) 860 Quadratmeilen und knapp 6500 Kuehen. Dort angekommen freuten wir uns erst einmal riesig ueber das Essen, Riesensteaks und Kartoffeln mit Gemuese, das Beste, das ich bisher in Australien gegessen hatte.

Dann wurde mir Australienstyle das Motorad fahren beigebracht, unser Job fuer die naechsten 7 Wochen. Dabei wurde mir kurz gesagt, wo Kupplung, Gas und Bremse ist und ich wurde auf eine 400er Motocrossmaschine gesetzt, eine Suzuki DR-Z, und auf das Gelaende, das Homepaddoc (pattie ausgeschprochen), losgelassen, eine eingezaeunter Bereich mit einigen Wegen und dem Haus an sich.

die ersten zwei Tage hatten wir nichts zu tun, sassen den ganzen Tag auf den Bikes und machten uns mit den Raedern vertraut, wobei die beiden Jungs schon fahren konnten. Am zweiten Abend, wir waren grad ein bisschen auf Emu-Jagd, passierte dann der Unfall. Direkt neben mir fuhr Michael zu schnell durch einen eigentlich flachen Creek und sowohl er als auch seine Maschine machten einen kleinen Rueckweaertsalto...

Ich fuhr heim und holte Debbie, die Mutter. Sie holte Michael mit dem Pickup und wir riefen daraufhin den Royal Flying Doctor, der sofort losflog. Was folgte, war trotz des gebrochenen Arms eine der coolsten Erlebnisse meines Lebens. Wir furhren 30km zur naechsten Farm und dessen Landebahn, so ziemlich jeder Besitz besitzt eine eigene 1km lange Landebahn, im Grunde nichts anderes als planiertes Gelaende. Da es inzwischen dunkel war, mussten wir die Landebahn fuer den Piloten irgendwie sichtbar machen.Das geschah auf der einen Seite, wie ueblich, im Abstand von 100m mit brennenden Kerosin-eimern. Da aber nur 10 Toepfe vorhanden waren, stellten Roger, der vater und beste Flucher aller Zeiten udn ich im Abstand von 100m Klopapierrollen auf und traenkten sie mit Benzin, das ganze unter Zeitdruck und mit Flip-Flops im tiefen Sand. Als wir das Flugzeug anhand des einzigen Positionslichtes am Sternenhimmel sagen, fuhren wir zurueck und zuendeten jede Rolle an. Das Flugzeug landete souveraen und flog 10 min spaeter mit Michael wieder los nach Toowoomba in die Klink.

Das Motorad fahren lernte ich dann mit der Zeit immer besser. Auch die Arbeit begann und wurde immer anspruchsvoller. Anfangs waren Niklas und ich noch voll ueberwaeltigt, als Roger uns direkt am ersten Arbeitstag 50 kuehe in einer Ecker gab, die dort fuer eine Stunde gehalten werden mussten, waehrend Roger neue heranbrachte. 4 Tage spaeter waren es knapp 1200 und im freien Gelaende. Das dauerte dann 6 Stunden bei knapp 42 Grad in der Sonne, waehrend die Viecher nach 3 Stunden essen trinken wollten und immer versuchten auszubrechen.
Bei der Arbeit lernt man eine Menge ueber Rinder und bei Bedarf erklaer i h jedem gerne in mehreren Stunden die Feinheiten des Rinder-"feeden, holden, polken, driven, hunten, yardern, draften, hornen..." und anderer Aufgaben, um es mal im feinsten Denglisch auszudruecken.

Der Hauptteil der Arbeit ist jedoch inzweischen das Rinder treiben, was ganz schoen nervig sein kann, wenn man bewegungsunwillige kaelber mit 3kmh ueber 20 km vor sich hertreiben muss. Der schoenste Teil der Arbeit jedoch ist die Heimfahrt, wo man Gas geben kann und einen zuhause eine gute Mahlzeit mit, natuerlich, viel Fleisch erwartet. Das entschaedigt dann schon oefters einiges.

Michael kehrte eine Woche spaeter miy Luc, dem aelteren Sohn, der seinen kleinen Bruder zur Schule an die Kueste gebracht hatte, zurueck. Luc ist im Umgang mit Motorad, Kuehen und allem, was mit dem Farmleben zu tun hat, unglaublich erfahren, was auch Sinn macht, wenn man bedenkt, dass er mit 6 Motorad fahren konnte. Ansonsten ist er wie auch seine Eltern, besonders Debbie, die leidenschaftliche x_faktor Zuschauerin/Voterin/Expertin, ein bisschen beschraenkt, was Allgemeinbildung und das Leben ueber die Farm hinaus betrifft. So wird die Schule bespielsweise fuer voellig ueberfluessig gehalten, mit 15 ist sie fuer die Jungs schon vorbei, das Leben schon ziemlich durchgeplant, natuerlich werden die beiden Farmer und das Wissen ueber adnere Laender ruehrt ausschliesslich aus Filmen und Serien bevorzugt Nitro Circus und Adam Sandler-Filmen.

Mein Ausflug ins Outback ist mittlerweile, warhscheinlich entgueltig vorbei.

Rueckblickend gingen die letzten 3 Wochen sehr schnell vorbei. Der Rhytmus hatte die Kontrolle uebernommen und auch wenn es immer wieder andere Cattle waren, die getrieben wurden, bleibt fuer mich auch nach 7 Wochen Rindvieh Rindvieh. Die Temperatur blieb jedoch nicht gleich, sondern entschloss sich mittags auf 50 Grad anzusteigen. Gott sei Dank ist das Ziel von so ziemlich jedem Treiben ein Damm, also ein ca. 30mal30 Meter grosser See, das Wasser darin war an der Oberflaeche schoen warm und weiterunten traumhauft kalt und entfrischend, sodass die Arbeit um einiges ertraeglicher wurde. Der Hammer war jedoch nach wie vor das Motorad fahren, insbesondere am letzten Tag, als mir erstmal klar wurde, Entschuldigung fuer das Selbstlob, wie viel besser ich in den 7 Wochen gelernt habe. Insgesamt habe ich 2000km absolviert, wobei ein Grossteil der Strecke wirklich langsam gefahren wurde.

Der Abschied von der Familie war nicht einfach, aber um ehrlich zu sein auch nicht wirklich schwer, die Vorfreude auf die Zivilisation war einfach zu gross, und das allmorgendliche "Wakey,wakey" um 4 Uhr morgends werde ich sicherlich nicht vermissen.