Ein Marathon

01.November 2009 - Fukuoka


Als ich vor drei Jahren hier in Japan (nur 700km vn hier entfernt in Tokyo) im Fernsehen einen Marathon gesehen habe, welcher im Regen stattfand hab ich die dort laufenden Personen für verrückt erklärt. Nun muss ich mich selbst für verrückt erklären?

Denn am Sonntag dem 1. November morgens um 8 war ich nicht etwa auf dem Weg in mein Bett, von einer der vielen höllischen Halloween-Feiern kommend, welche ganz Fukuoaka in der Nacht auf den Kopf stellten. Ich verließ mein Bett mehr oder minder sogar freiwillig schon eine Stunde früher um quer durch Fukuoka zu fahren und an einem Marathon teilzunehmen, welcher bei Regen und Wind stattfand? Manchmal weiß man wirklich nicht, was man eigentlich macht...

Nachdem man sich aber dran gewöhnt hat, dass die Schuhe einem See gleichen, die Hose 2kg an Gewicht zugenommen hat, weil lange Baumwollhosen die Angewohnheit haben Wasser schön aufzusaugen und eine Jacke ohne Kapuze vor Regen im Nacken kaum schützt, war man komischer Weise in der Lage das ganze auf eine besondere Art und Weise zu genießen. Das lag wohl auch daran, dass es Japanern immer wieder gelingt eine ausgezeichnete Gruppenmotivation zu erzeugen, welche einen selbst nach gewisser Zeit mitreißt. So wie auch bei mir geschehen.

Der Marathon selbst war eher ein Staffellauf. Mein Lab teilte sich in zwei Teams auf, weil wir so viele Leute waren und jeder lief mindestens 2x 2km. Die Hälfte meiner Mannschaft musste dreimal 2 km laufen. Nach einer nicht genau bestimmbaren Situation meines linken Knies durch das vorangegangene Training wollte ich nicht allzu übermütig werden, vor allem wenn man meinen genetischen Hintergrund beachtet (dieser Seitenhieb sei mir gegönnt :D ). Mit 8:30 und 8:16 beim 2. Durchlauf konnte ich nicht nur meine persönliche Bestmarke für diese Strecke aufstellen, sondern bekam plötzlich auch den Ehrgeiz die 8 Minutenmarke zu knacken (meinem Knie ging es besser, als vermutet). Allerdings wollte niemand mit mir im Team tauschen, denn alle die dreimal laufen mussten, wollte es auch irgendwie? Vielleicht wird man ja doch süchtig vom Laufen :)

Im Laufe meines zweiten Durchlaufs klärte sich auch der Himmer soweit auf, dass dieser nur noch grau war und keinen Regen und nasskalten Wind mehr von sich gab, was dazu führte, dass wir noch nach dem abgeschlossenem Marathon eine Runde Fußball spielten, die allen die letzten Kraftreserven kostete.

Auf dem Weg nach Haus sind Kenta und ich noch in einem Onsen (heiße Quelle) abgestiegen (lustig, wie aus einem japanisch-nicht-geschlechtsbehaftetem Begriff auf einmal ein deutscher, geschlechtsbehafteter Begriff wird, der nicht das Geschlecht der Übersetzung teilt. Denn mal ehrlich... eine Onsen... hört sich doch dämlich an...). Nach einer ausgiebigen Waschprozedur, die immer vollzogen wird, wenn man einen Onsen betritt und dem Sich-dran-Gewöhnen, dass man nackig durch die Gegend läuft, trugen ein heißes Bad, eine kleine Saunaeinheit mit anschließender Abkühlung, sowie eine Einheit Massagepool doch sehr zu dazu bei, etwas Wärme und Wohlbefinden in meine Knochen zurückkehren zu lassen. Wobei ich noch anmerken muss, dass es schon etwas anderes ist, sich mit dem nackten Hintern auf glatten Stein in einer Dampfsauna zu setzen in dem Wissen, dass dort schon andere Kerle mit ihrem nackschen Hintern gesessen haben. Kann man nur hoffen, dass sie sich genauso gründlich gewaschen haben, wie ich...

Raus aus dem Onsen, rein ins Auto und ab nach Haus, denn viel Zeit blieb nicht mehr, bis wir umgezogen und schick gemacht auf dem Nomikai erscheinen mussten, welcher den Abschluss an dieses Tages bildete. Dort etwas außer Atem angekommen (Ewigkeiten her, dass ich auf einem Fahrrad durch die Gegend gesprintet bin?), wurden nicht nur die Plätze mit Nummern aus einem Glas vergeben, sondern man nahm gleichzeitig an einem Armdrückwettkampf teil, ob man wollte oder nicht. Nach kurzer Erkundigung, was man denn gewinnen konnte, entschloss ich mich daran ernsthaft teilzunehmen denn irgendwie hatte ich verstanden, dass man das Startgeld für den Wettkampf wiederbekam (Die gesamte Rechnung für diesen einen Tag beliefen sich auf rund 70?, weswegen ich für jede finanzielle Erleichterung dankbar war). Nach harten Kämpfen (die nicht so hart waren wir erwartet), konnte sich eine Person im K.O.-System gegen alle anderen durchsetzen:
Marek Dittmar, official Arm-Wrestling Champion oft the aerospace-section at the University of Kyushu.

Wow, ge? :D

Aber leider gab's statt der Geldprämie "nur" ein kleines Auto-Krabbel-Aufzieh-Teil (siehe Fotos), was an sich auch ganz lustig war, denn es kann, meine pyromanische Ader befriedigend, Funken schlagen! Woooop, wooop!

Wenn das kein erfolgreicher Tag war :D