Mit Pauken und Trompeten am Ziel!

22.July 2009 - SYDNEY


Fortsetzung "Tod einer Legende":
Ich habe mir die Entscheidung, die Lizzy der Wertstoffsammlung zuzufuehren weiss Gott nicht leicht gemacht. Unter diesen Umstaenden in einem Auto zu leben bringt dich mit der "Seele" dieses Gefaehrts, wenn das nicht zuviel gesagt ist, sehr nah zusammen. Ich hoerte, wenn im Motor etwas nicht stimmte, ich brauchte nicht mehr auf den Drehzahlmesser zu schauen, um zu wissen wann der Gang kommt, die Beziehung zu diesem meinem ersten eigenen Auto war wirklich etwas besonderes. All diese Gedanken und ein bitterer Nachgeschmack stellten sich ein, als ich das Telefon nach der Zusage auflegte. Ich hatte viel Zeit, darueber nachzudenken, als ich am Lookout auf atemberaubende Berge blickte, mit europaeischen Begriffen gar nicht fassbar, und darauf wartete, von jemandem mit nach Katoomba genommen zu werden, um wenigstens noch die Standard-Touriattraktion "Three Sisters" zu sehen. Es stellte sich schnell heraus, dass ich es nicht puenktlich zurueckschaffen wuerde, erst recht unter so unkalkulierbaren Bedingungen, und so entschied ich mich bein Julia, dem komfortablen Campervan von Ingrid, Helen und Marie aus Belgien zu bleiben. Die drei waren meinem Rat gefolgt, und hatten nachdem sie mich abgesetzt hatten, sich noch den Lookout angesehen, den ich am Tag zuvor erwandert hatte. Anscheinend hat ihnen das dann so gut gefallen, dass sie dort gleich wandern gingen. In der Hoffnung, sie wuerden mich wieder mit zurueck ins 20km weit entfernte Tal nehmen, setzte ich mich neben meine 2 schweren Rucksaecke auf eine windumtoste Bank, und wartete. Von um 2 an. Es wurde um drei, um vier, um fuenf. Um halb sechs war es schlussendlich dunkel, ich noch immer allein auf dem Lookout und ziemlich durchgefroren und hungrig, zudem sehr besorgt um die drei Maedels. Habt ihr von Jamie Neill gehoert? Diese drei wollten ihm anscheinend Konkurrenz machen, und nach kurzer Beratung mit zwei professionellen Wanderern riefen wir die Cops. 2 Minuten vor deren Eintreffen trafen von der Angst im Nacken gehetzt im Stockdunklen drei geschockte Belgierinnen ein, voellig verschwitzt und vom adrenalin gepeitscht. Sie waren sehr froh, jemanden vorzufinden, erst Recht weil derjenige der Polizei die Lage erklaerte, neben seinem Ledercoat eine Stirnlampe und zwei Rucksaecke hatte, ihnen bekannt war und - unheimlich gut aussah.
Wir sind dann zusammen die Strasse wieder runtergefahren, im stark beheizten Wagen laut "Bohemian Rhapsody" von Queen mitsingend. Alle vier. Nach einem sehr guten belgischen Nudelabendbrot im Van mit drei gebildeten, angenehmen Maedels (gut, Helen war die meiste Zeit vor Erschoepfung am reihern...) schlief ich eine letzte Nacht in der nun leeren, kalten Lizzy. Selbst die Maus, deren Ende in der Schrottpresse mich mit Genugtuung erfuellte, hatte trotzdem sie sich irgendwie sogar einen Weg in die Front des Wagens gebahnt hatte - Beweise in Form von grossen Loechern im Toast waren vorhanden - genug Anstand, mucksmaeuschenstill zu sein. Am Morgen brannte ich dann ein Feuer zu ihren Ehren nieder, dass ich mit der Opiumkerze aus Byron Bay entzuendete. Als ich mich mit meiner Gitarre niederliess, fuhr Liam aus Darwin auf die sonst sehr europaeisch besuchte Rest Area, an der Front seines 4WD Vans einen riesigen Schaedel eines toten Bullen. Dreadlocks, Boardshorts, Sonnenbrille und sowas von typisch australisch freundlich! Es endete damit, dass er mich mit nach Sydney nahm, was bedeutete dass er Wein trank, weil sein Fuehrerschein ausgelaufen war. Ich sass also nachdem meine Lizzy mit metallenen Haken auf einen Schlepptruck gezogen, und von der Bildflaeche durch 2 Fuenfzigdollarscheine ersetzt verschwunden war, sehr hoch hinter einem manuell zu schaltenden (Jungs, das war ein Terror, Schaltknauf nach 5000km Automatik auf der linken Seite!) Vierradantriebsbus. GEIL! Bin damit quer durch Sydney geballert, war echt fett. Habe dann eine heisse Dusche im Hostel und eine geniale Nacht auf einer 2000Dollarmatratze verbracht. Ihr muesst wissen, Liam hat ne Weile in den Mienen gearbeitet, da verdient man so 600 Dollar. Am Tag.

Jetzt bin ich hier, in der Bibo, wohne wieder im unglaublich teuren, aber auch unglaublich luxurioesen Hostel und entspanne allmaehlich, weil vor mir 6 Tage Sydney pur liegen, ohne jeglichen Stress von wegen Autoverkauf. Alles hat zwei Seiten, mindestens! Gehabt euch wohl,

es gruesst aus der 4,4 Millionenstadt mit einsamen Klippenstraenden der

Chris ohne Auto

P.S.: Muss mal sehen wie ich das mit der Re-entering Party mach (keene Kohle!) aber dann gibt es auf jeden Fall Fotos, Videos (!!!) und vor allem ne Menge Anekdoten quer durch Australien, versprochen!