Farmlife

16.January 2009 - Mount Compass


Hello nach Germany, um ehrlich zu sein, vermisse ich das deutsche Wetter (so kalt habe ich es wohl noch nie erlebt) ueberhaupt nicht. Letzten Dienstag hatten wir den heissesten Tag ever: 41 Grad. Dazu kommen Tausende von Fliegen, die vom Nordwind ueber das Land hinweg mitgenommen werden und sich anscheinend auf jedes Lebewesen in South Australia stuerzen. Besonders spannend finden diese Mistfliegen jegliche erreichbare Koerperoeffnung, so z.B. Mund, Ohren und Augen. Es kommt also haeufig mal vor, dass man eine im Mund hat oder eine im Auge verendet. Das Gute daran ist, dass sie jedoch nicht giftig sind oder beissen koennen, einfach nur nervig. Lustigerweise habe ich vor kurzem die Begruendung dafuer gefunden, warum Aussies so gerne Woerter abkuerzen (Breaky fuer Breakfast, Barbie fuer Barbeceau, ...) Sie wollen naemlich ihren Mund nur so kurz wie moeglich oeffnen, damit sie nicht zu viele Fliegen fressen. Kann ich verstehen! Jut, will mich aber nicht beschwehren, vor allem, weil wir den heissen Tag am Meer auf nem Boot verbringen konnten. Unser Farmdaddy, Chris, hat uns samt Kids naehmlich zu seinem besten Mate Speedy mitgenommen, der auch nur 250km weiter wohnt. Dieser hat den wohl coolsten Beruf der Welt. Er arbeitet in einer Marineschule und darf Schulkindern das Schnorcheln, Surfen, Windsurfen, Fischen, Kitesurfen (... neverending list) beibringen. Sein Buero ist direkt am Strand und er hat uns erstmal mit Wetsuits (Taucheranzuegen), Schnorcheln und Masken ausgestattet. Dann ging es mit unserem Boot aufs Wasser in eine Bucht, wo keine weitere Menschenseele war. Waehrend wir etwas geschnorchelt sind und mit den Kids im Wasser getobt haben, haben die anderen nach Hummern getaucht. Ziemlich erfolgreich, denn sie haben 24, im Wert von ca 1000 Dollar, mitgebracht. Sie mussten sogar einige wieder ins Meer werfen, denn man darf nicht mehr als 8 pro Boot fuer den Eigenbedarf fangen. Abends ging es dann wieder zurueck ans Festland und die Hummer wurden gewaessert, gekocht und gekuehlt bevor wir sie essen konnten. Sehr lecker, sehr zu empfehlen! Am naechsten Tag, deutlich kuehler und weniger fliegenreich, ging es wieder aufs Wasser und Krebsefangen stand auf dem Plan. Wir sind ca 100 Meter aufs Wasser raus und haben mit Schnorchel und Brille nach Krebsen gesucht- etwas unkonventionell, aber wirksam. Wenn einer entdeckt wurde, musste man runtertauchen, den Krebs schnappen und in einen Beutel stopfen. Das Prolem ist nur, dass diese Tiere ziemlich spitze und scharfe Zangen haben und sie einen ganz schoen aufpieksen koennen. Die erste halbe Stunde im Wasser war ich sowieseo mit meiner Haiangst beschaeftig, obwohl mir von Chris vergewissert wurde, dass er seit 35 JAhren taucht und noch nie einen gesehen hat. Trotzdem ging mir nicht aus dem Kopf, dass der weisse Hai sich in South Australia besonders wohlfuehlt. Nachdem ich mir ein Beispiel an Kilsey, der 10jaehrigen Tochter genommen habe, die fleissig durch die Gegend schnorchelte, habe ich all meinen Mut zusammengefasst und bin auch mal weiter als 5 Meter vom Boot weggeschwommen. Chris deutete auf eine Stelle auf dem Meeresgrund, ca. 3 Meter tief, und ich versucht den Krebs auszumachen. Erst als Chris etwas ranschwamm und genauer draufdeutet, sah ich die Fuehler aus dem Sand herausragen-der Rest des Koerpers war naehmlich unter dem Sand. Also schwamm ich darauf zu und kurz bevor ich ihn schnappen wollte, kam er heraus und fuchtelte mit seinen Messer vor mir herum. Das hat mir genuegt und ich habe Mitch, dem Sohn, den Krebs fangen lassen. :-)
Ja, das Farmerleben ist ansonsten etwas gewoehungsbeduerftig. Nina und ich hatten das Vergnuegen, bei der Alpakabegattung helfen zu duerfen. Das hat wirklich nichts mehr mit Romantik zu tun und laeuft folgendermassen ab: Achilles, ein geiler Bock ist in einem Kaefig. Ein Haufen Weibchen in einem anderen. Adrienne, die Freundin von Chris, scheucht ein Weibchen heraus und ich oeffne das Gatter von Achilles, der sofort aufs Weibchen huepft. Faengt das Weibchen an zu spucken (eine Verwandschaft mit Lamas liegt wohl vor), bedeutet es, dass sie schwanger ist und nicht will. Kniet sie nieder, moechte sie begattet werden und wird zu einem anderen Bock gefuehrt. So geht es ueber mehrere Stunden weiter bis irgendwann in allen Stellen gerammelt wird (ganz schoen laut). Ninas Job war es alles zu notieren und meiner die Gatter im richtigen Moment zu oeffnen und zu schliessen UND nicht von den Weibchen angespuckt zu werden (erfolgreich!). Ihr koennt euch bestimmt vorstellen, wie Nina und ich uns die ganze Zeit angrinsen mussten.
Das haben wir also am zweiten und dritten Tag machen duerfen. Am ersten haben wir uns erstmal auf den Haushalt gestuertzt. Diese Familie ist naemlich total chaotisch und es ist alles verdreckt, angaeblich ist die Haushaelterin fuer drei Wochen im Urlaub. Zudem kommt aber auch noch, dass hier keiner seine Sachen wegraeumt, auch die Erwachsenen nicht. Das hat zur Folge, dass wir die Kueche ca 6 mal am Tag aufraeumen. Die erste Nacht sollten wir im Kinderzimmer der Juengsten schlafen (siehe Foto) und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Erstmal wegen des Chaos, dem rosa Kinderbett, aus dem meine Beine nen halben Meter raushingen und dann weil dieses Haus 16 Zimmer hat und zwei davon sehr huebsche Gaestezimmer sind. Naja, am naechsten Tag habe ich dann eingefaedelt, dass wir in ein Gaestezimmer umziehen durften. Manchmal ist Chris schon etwas merkwuerdig, nicht sonderlich grosszuegig dafuer, dass wir jeden Tag helfen - ausser dem Kurztripp.
Traurig finden wir auch, dass die Eltern sich kaum mit ihren Kinder beschaeftigen, was sogar soweit fuehrt, dass die Kleinste schon fast Rastalocken hat. Aber auch Gespraeche finden hier nicht so oft statt. Die Eltern arbeiten von morgens bis abends und haeufig wird noch nicht einmal zusammen gegessen.
Naja, dann ist noch etwas unguenstig, dass der naechste LAden ca 50Minuten zu Fuss weg ist und die naechste kleine Stadt ca. 25km. Das bedeutet, dass wir hier etwas festsitzen und uns die Einoede und die Familie schon manchmal etwas nervt. Man hat auch immer das Gefuehl, dass man ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man sich mal etwas aufs Zimmer zurueckzieht- leichter Freiheitsentzug... Nun gut, wir bleiben ja auch nur noch ne Woche und wir erleben auch viel was wir nicht missen wollen -vor allem die Kinder sind wirklich sehr nett. Trotzdem freuen wir uns schon sehr auf den wilden Westen naechste Woche.
Jup, soweit erstmal ein Update meinerseits :-)
Take care mates!
Alpaca-Danny