Pashupatinath

03.July 2010 - Kathmandu, Nepal


Bevor wir ueberhaupt das Hauptgelaende betreten, entdecken wir das staatliche Altenheim von Nepal. Eine wunderbare kleine Tempelanlage, die nur alte Menschen aufnimmt, welche nachweisen koennen, dass sie keine Angehoerigen mehr haben und somit staatlicher Fuersorge beduerfen. Alles, was von Nepals Staat kommt, ist duerftig und so kommen immer wieder Besucher rein, die Geld oder Lebensmittel spenden. Der Ort ist ein Ort des Friedens und des Laechelns. Die Alten wirken gluecklich, obwohl alles sehr einfach gehalten ist. Manchmal sieht man skurille Szenen wie eben in einem Altenheim: es wird mit Waenden gesprochen, laute Selbstgespraeche oder verplantes Herumwandern im Kreis (die Anlage ist so gebaut, dass die alten Menschen endlos im Kreis laufen koennen). Sie laecheln und gruessen immer fort und es ist einfach schoen und entspannt, sich hier aufzuhalten.

Pashupatinath ist Nepals heiligster Hindu-Pilgerort. Es gibt Tempel fuer viele Gottheiten, wobei der Zutritt zu den heiligsten Heiligtuemern Nicht-Hindus verschlossen ist. Pashupatinath liegt am Bagmati-Fluss von Kathmandu, wo die Asche der verbrannten Verstorbenen hineingeworfen wird bzw. bei der Verbrennung hin weht. Diese sind oeffentlich, so dass jeder zu gucken kann und auch am Fotografieren stoert sich niemand, so lange man auf der anderen Seite des Flusses steht. Es ist sehr faszinierend, wie die Angehoerigen den Toten die letzte Ehre erweisen, sie schoen machen, sie waschen, aufbahren und mit orangenen Blumen versehen. Fuer die Verbennungen muessen die Angehoerigen Feuerholz kaufen, welches die Regierung bereit stellt. Urspruenglich gab es in Pashupatinath drei verschiedene Verbrennungsorte: fuer den Koenig, fuer Reiche und fuer den Rest. Doch diese Trennung ist heutzutage aufgehoben. Ein in weiss gekleideter Priester sorgt fuer eine gute Verbrennung des Leichnams und waehrend dieser sitzen die Angehoerigen am Ufer und halten das, was wir den Leichenschmaus nennen. Schon allein die Tatsache der oeffentlichen Verbrennung zeigt, wie sehr der Tod im Leben der Hindus integriert ist. Der starke, immer gegenweartige und praktikzierte Glaube der Hindus sieht das Leben und Sterben als einen Kreislauf. Solange das Karma nicht gut genug ist, wird der Mensch als alles moegliche wieder geboren. Je naeher die Menschen an einem Tempel sterben, desto naeher werden sie einem guten Karma gebracht. Aus diesem Grund befindet sich auch ein Hospiz auf dem Tempelgelaende. Kinder unter zwei Jahren und Sadhus, die heiligen Maenner, die in orange gekleidet sind und oft lange Rasta tragen, sind die einzige Personengruppe, die in Nepal beerdigt werden. Dies wird mit ihrer Naehe zu Mutter Erde und Natur begruendet. Kinder, weil sie noch so klein und natuerlich sind und Sadhus, weil sie so heilig sind. Habe uebrigens den aeltesten Sadhu der Anlage gesehen: 103 Jahre alt und das bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung bei Maennern von etwa 64 Jahren in Nepal :-).
In Pashupatinath kann man sich mit einem Fuehrer endlich mal halbwegs einen Durchblick bei den vielen Gottheiten der nepalischen Hindus kennen lernen. Die Goetter unterscheiden sich teilweise auch noch mal zwischen den Kasten und die Nepali koennen unendliche viele Geschichten von ihnen erzaehlen. Sehr schoene Geschichten zu allen moeglichen Gelegenheiten auch. Die wichtigsten sind u.a. Krishna, Vishnu, Shiva, Ganesh (der mit dem Elefantenkopf), Kali (die Vielarmige) und Hanuman (der wie ein Affe ausschaut). Pashupatinath selber ist der Herr der Tiere, ein nepalischer Schutzgott. Es gibt Schutzgoetter und Zerstoerungsgoetter. Goetter fuer Wetter und Krisen und alles moegliche...