Namaste Part II

18.June 2010 - Kathmandu, Nepal


Das Kanthi Children Hospital ist eine krasse Erfahrung fuer uns. Es ist ein staatliches Krankenhaus, wo Kinder die Behandlung umsonst bekommen. Deswegen reisen Familien aus dem ganzen Land an. Das Krasse faengt bei den Raeumlichkeiten an, wo vier bis sechs Kinder mit meistens einem Elternteil in wahnsinnig schmuztigen, einfachen Betten liegen. Die Versorgung ist minimalistisch. Wir sind in der Kinderonkologie. Die meisten Kinder haben Leukaemie und das Schlimme ist, dass die Kinder oft zu spaet kommen. Oft sind die Geschwuere bereits zu sehen. Oder sie sind so abgemagert und schwach, dass die Chemos sie noch voellig umhauen. Ich weiss nicht, ob auf dieser Station geheilt wird. Manchmal denke ich, dass einige Kinder bei uns in Deutschland austherapiert waeren und in ein Hopsiz kaemen anstatt dass man sie noch dieser heftigen Behandlung aussetzt. Was die hygienischen Bedingungen betrifft, muss man hier schwer schlucken. Spritzen werden fuer einen kleinen Patienten 24h lang verwendet. Aus oekonomischen Gruenden. Medizin, die auf den Boden faellt, wird wieder verwendet, weil die Medikamente so teuer sind. Diagnostische Verfahren werden ohne oder mit minimalen Schmerz- und Sedierungsmittel ausgefuehrt. Am ersten Tag haben wir solch eine Knochnmarkspunktion erlebt. Das war ein heftiger Einstieg. Die Kinder haben eigentlich alle ein Spritzentrauma und die meisten fangen an zuschreien, wenn man mit einer ankommt. Manche toben auch. Es ist so armselig und oft habe ich das Gefuehl, die Kinder eigentlich nur zu quaelen. Zumal bisher die Sprachkenntnisse fehlen, um ihnen gut zu zureden, sie zu troesten. Auch die Eltern sind natuerlich mit der Situation ueberfordert und wirken sehr hilflos. Aber das ist ist schaetzungsweise das gleiche wie in Deutschland. Was erfrischend und motivierend bei der Arbeit ist, sind die Nurses, die hier in Nepal tatsaechlich "sister" genannt werden. Sie sind so fit und schnell, freundlich und bereit immer und jederzeit zu erklaeren. Wir haben ein schlechtes Gewissen, weil wir bisher so wenig Hilfe sind. Aber so ist es ja eigentlich bei den deutschen Einsaetzen auch oft zu Beginn. Aber hier fangen wir teilweise bei null an. Angefangen bei den Zahlen, die in Nepali geschrieben werden. Dem Datum, das sich nach dem Hindu-Kalender richtet (in Nepal ist heute der 4.3.2067). Masseinheiten, die nichts mit "ml" und "mg" zu tun haben und wir umrechnen lernen muessen. Die studied nurses studieren auf englisch und koennen so viel erklaeren, aber da ist es ja mit der englischen Fachsprache nicht anders. Auch diese muessen wir lernen. Im Grossen und Ganzen heisst das, dass wir hier sehr viel lernen und sehen. Vieles tut weh, was man sieht, weil wie gesagt Heilungen eher selten sein werden. Aber man hoert doch auch Lachen auf der Station und auch wenn Nepalis in ihrem Umgangston zunaechst hart klingen, so merkt man doch, wie liebevoll die Nurses hier mit den Kindern umgehen. Spannend ist auch, das Verhaeltnis zwischen Aerzten und Nurses zu sehen. Es ist ein respektvoller Umgang und nach den ersten Tagen wuerde ich auch sagen, dass die Nurses untereinander einen sehr freundlichen und froehlichen Umgang miteinander haben. Es wird so viel gelacht. Die Rolle der Pflegenden ist aehnlich wie in Deutschland. Ich nenn das ja immer das Oel im Getriebe. Sie schmeissen den Stationsbetrieb. Kommen eine Stunde vor den Aerzten und gehen eine Stunde danach. Was auch heftig ist, ist die Bezahlung von Aerzten. Viele studierte Mediziner bleiben in Nepal arbeitslos, weil sie keinen Job finden. So arbeiten im Kanthi Hospital viele Aerzte umsonst, nur um Erfahrungen zu sammeln. Es ist auch etwas besonderes als Pflegekraft im Kanthi beschaeftigt zu sein, da man dort - als staatliche Einrichtung - mehr Geld verdient, bessere Aufstiegsmoeglichkeiten hat und spaeter Aussicht auf eine Pension hat. Wenn ich das richtig verstanden habe, muss man dafuer sehr gut sein und zudem noch Glueck haben.

Ja. Das sind die ersten Eindruecke. Ich hoffe, es hat Euch nicht erschlagen :-).
Ich hoffe, der Sommer ist in Deutschland angekommen und ihr habt eine gute Zeit!

Dany