5. und 6. Tag in Pokhara

31.July 2010 - Pokhara


Heute war ein krasser Tag. Ich habe die definitiv extremste Fahrradtour meines Lebens hinter mir. Morgens um 6 Uhr sind wir los, fruehstuecken und dann gings drei oder vier Stunden nur den Berg hoch. Gefuehlte Steigung 45 Grad. Mindestens. Irgendwann habe ich aufgehoert zu hoffen, dass nach der naechsten Kurve das hoechste Ziel erreicht ist....aber ich hatte ja auch keine Ahnung, wie hoch und wie weit und lang das Ganze geht. Ich wusset nur, dass es am Ende 30 km den Berg ab gehen sollte :-).
Wir sind durch Doerfer mit vielen Frauen und Kindern am Strassenrand durch. Immer weniger Autos kamen die Strasse entlang und irgendwann hoerte die asphaltierte Strasse dann auch auf. Nun gab es noch fuenf, sechs Jeeps, die ueber die Strasse rumpelten. Das waren Touristenstransporte, die Paragliding von ganz hohen Stellen am Berg ermoeglichten. Irgendwann hoerte dann auch der Weg fuer die Jeeps auf. Das Panorama wurde immer gigantischer, man kam den einheimischen Menschen immer naeher, weil diese sich uns neugierig zu wendeten, wenn wir uns abmuehten, mit den Raedern vorwaerst zu kommen. Sie grinsten dun meinten immer "hard work".... Ich gestehe, dass ich die letzte Stunde fast nur noch geschoben habe und selbst dabei dachte ich, ich brech gleich zusammen. Sarah ist fast die ganze Strecke mit dem Bike hoch (sie ist auch in England Mountainbikerin :-))... dafuer hat sie meine Hochhochachtung!

Als wir endlich in Sarangkot oben ankommen, gehts tatsaechlich mindestens noch ne Viertelstunde Stufen hoch...meine Fuesse sind neben dem grossen Zeh beidseitig aufgescheuert wegen den FlipFlops, das Tattoo bedeckt von Staub und ich kann mich keinen Milimeter mehr bewegen als ich oben ankomme. Und es ist erst 11 Uhr oder so....

Die Sicht ist halb-spektakulaer. Normalerweise sieht man von hier den Himalaya ganz nah, doch heute ist es zwar sehr heiss, aber bedeckt. Dennoch ist es krass, wie sich die Perspektive nach und nach veraendert hat bis hier oben. 1100m Hoehenunterschied haben wir hinter uns gebracht. Zu unseren Fuessen liegt der See und Pokahara. Es ist immer noch ein toller Anblick.

Jetzt liegen eigentlich noch 50km vor uns....und wir machen uns tatsaechlich noch auf den Weg und das war die beste Entscheidung ueberhaupt. Nach einem Mittagessen und dem Gefuehl uns nicht mehr bewegen zu wollen, aber der Einstellung, auf keinen Fall den gleichen Weg zurueck nehmen zu wollen, machen wir uns auf dem Weg weiter. Und werden mit jedem weiteren Kilometer belohnt: erst zieht die Sonne hinter den Wolken hervor und die Sicht wird klar, das Panorama und das gruene Fabenspiel ziwschen Waeldern und Reisfeldern unbeschrieblich schoen. Wir kommen durch zwei, drei kleine Doerfer, die zu der Tageszeit nur aus Kindern zu bestehen scheinen, die unsere Raeder fahren wollen, hinter uns herlaufen und immer "Stop.Stop. Give me Bike!" rufen. Manchmal sind die Wege ueberflutet, aber das Wasser ist hier klar und sauber, dass man es nun auch trinken kann und das Durchsausen mit dem Rad macht tierisch Spass und erfrischt zwischendurch immer ein wenig. Die Strecke ist abenteuerlich - selbst fuer Sarah :-) und langsam komme ich in ein richtiges Mountainbike-Feeling rein. Unsere Raeder haben natuerlich keine Federungen und so schuettelt es uns durch wie sonst was. Trotzdem macht es riesen Spass. Manchmal muessen wir das Rad tragen oder schieben, weil riesige, glatte, nasse Steinfelsen oder -platten den Weg nicht mehr befahrbar machen. So kommen wir auf einmal an einem Dorf vorbei, wo ein See ist. Wieder stuerzen sich die Kinder auf uns und laden uns zum Baden ein. Erst trauen wir uns nicht, weil wir sehen, dass auch Bueffel drin schwimmen, ich auch wegen meinem Tattoo und weil ungefaehr 20 Kinder uns anstarren und wir uns fragen, ob wir uns nun ausziehen oder umziehen und wenn ja wie und wo?! Aber irgendwann loest ein Junge die Spannung auf und springt ins Wasser. Ich frage die Maedchen, die Kleider dort waschen, nach einem T-Shirt zum ueberziehen und dann springen wir rein und es ist ein Hochgenuss! Grandiose Landschaft, Kinder, die uns ihr Dorf per Schwimmen zeigen (der See liegt quasi in der Mitte) und Jungs, die uns erstmal fuer mindestens ne halbe Stunde unsere Fahrraeder klauen und wir eh nicht weg koennen :-).

Von diesem Tag gaebe es noch ne Menge mehr solcher Geschichten zu erzaehlen, aber das ist dann auch zu viel zum Schreiben und Lesen.... das Highlight am Ende ist wiederum die Sicht aufs Tal und dann gehts tatsaechlich 30km den Berg auf dem Highway runter. Wir haben eh schon den ganzen Tag das Gefuehl, die einzigen Touristen in der Gegend zu sein und auf dem Highway sind wir fast allein! Wir ueberholen die Trucks und Autos....stellt Euch einfach mal vor, wie es ist, nach solch einer Anstrengung 30min den Berg runter zu fahren. Machmal sind die Strassen ueberflutet und wir Sausen durch die Riesenpfuetzen ;-). Einfach der Hammer!

Wieder in Pokhara geht nur noch duschen, essen und schlafen.....