Arbeitarbeit

16.December 2011 - Alexandra



Angekommen in Alexandra waren wir immer noch auf Jobsuche. Dank des Tips eines Freundes Josts fanden wir einen Campingplatz für 3$ die Nacht. Sah eher aus wie ein Flüchtlingslager mit Hippies. Nach anfänglicher Skepsis fühlte man sich dann doch ganz wohl. Insbesondere, weil die Leute einfach wirklich interessant sind. Es wurde einfach nie langweilig. Gen Anfang hauptsächlich Kiwis, verschob sich das Verhältnis gegen Ende eindeutig in Richtung Backpacker.
Aber bleiben wir chronologisch.
Jene neuseeländischen Nachbarn berieten uns auch in Bezug auf die Jobsuche. Manche jener arbeiteten schon seit 5-6 Jahren im Fruitpicking-Geschäft, kannten dementsprechend auch jeden einzelnen Orchard in der Umgebung. Dank dieser Hinweise fanden wir bereits 4 Tage nach Ankunft einen Job - Kirschenpflücken. Zwar nicht direkt ein Traumjob, aber Geld ist nunmal Geld und ohne Moos nichts los. Also hin, pflücken. Hatte bereits den Verdacht, dass man ein "Arschloch"-Studiengang mitmachen muss um Orchard-Besitzer zu werden.
Das Contract-Picking, nach dem ich bezahlt wurde hat folgendes System:
Pro gepflückten Eimer (5kg) bekommt man ca 5$. (Das kann aber variieren, abhängig von der Qualität der Bäume und Zeitraum innerhalb der Cherry-Season).
Es gibt jedoch gesetzlich einen Mindestlohn von 13$ die Stunde, wird dieser Mindestlohn vom Pflücker durch seine Anzahl der Eimer nicht erreicht, muss der Arbeitgeber draufzahlen und den fehlenden Lohn kompensieren.
Das bedeutet jedoch selbstverständlich, dass der Pflücker unter Druck steht, weil er sonst zu teuer für den Orchard ist. Ergo muss man mindestens 20 Eimer am Tag pflücken muss, um nicht gefeuert zu werden. Hast du dann scheiß Bäume und/oder scheiß Kirschen (Mit Flecken, verrottet, Bird-picks, zu klein, überreif, nicht die richtig Farbe) kann der Job sehr schnell unglaublich stressig werden und man arbeitet halt enfach mal die 8 Stunden ohne Pausen durch. Hat man aber gute Bäume, ist es beinahe ein Spaziergang, man kann zwischen durch Kirschen essen (die im Shop übrigens 11+ pro kg kosten) hat Sonne und bekommt auhc noch Geld dafür. Sehr geil. Naja, Weihnachten und Silvester waren dann etwas ganz anderes. So richtig wie Weihnachten fühlte es sich einfach an, dafür fehlte zu viel. Schön war es trotzdem. Silvester n Queenstown gefeiert - scheinbar hat Neuseeland doch noch ein kleines bisschen Partykultur oder liegt es eher daran, dass Queenstown eigentlich schon von Backpackern übernommen wurde? Kann man irgendwie nicht so genau sagen. Ist mir auch latte. War jedenfalls geil. Aber mit Hamburg kann man es auch auf keinen Fall nur annäherungsweise vergleichen. Da wundert man sich doch, warum Neuseeland nicht in der Lage ist von den zig-tausend (deutschen) Backpackern zu lernen.

Nun gut, angekommen im neuen Jahr: Arbeitarbeit. Kirschen beim ersten Orchard fast durch, also weiter zum nächsten. Diesmal Aprikosen pflücken. Aprikosen pflücken ist unheimlich einfach, wären da nicht die Bäume. Diese, so bin ich überzeugt, wollten mich umbringen. Hab noch immer diverse Überbleibsel an Armen und Händen, schätze einige werden mich auch ewig dran erinnern, dass arbeiten aufm Orchard nunmal scheiße ist... Vielleicht funktionierts mit der Arbeit ja genau wie mit den Schulden, wenn alle so tun, als würde sie nicht existieren, gibts auch keine Arbeit mehr?!

Naja. Nach Aprikosen zurück zu Kirschen. Scheinbar gibt es doch tatsächlich coole Supervisor. Hätte man ja nicht mehr mit gerechnet. 10 Tage beim größten Orchard in Alexandra waren schon ganz geil. Insbesondere, weil es eigentlich hieß, dass wir maximal 5 Tage arbeiten können. Anstrengende arbeit, weil wir eher die Idioten-arbeit machen mussten, Restepflücken. Und immer wieder muss ich mir sagen, Geld ist Geld.

Nach den 10 Tagen Kirschen pflücken, während denen ich eine Gruppe anderer Deutsche kennengelernt habe, wurde (mal wieder bei nem Feierabend-Bierchen) beschlossen, dass ich die folgende Woche mit jenen ein wenig rumreise. Wurde wirklich Zeit mal aus Alex weg zu kommen. War zwar eine unglaublich lustige Zeit, aber das Reisefieber flammte wieder auf. Also kurz Sachen packen und los geht es. Plan waren die Catlins. Gesagt getan.