Ich bin da, wo sind alle anderen?

24.November 2011 - Hastings und Napier


Schlauerweise habe ich mir für die 8-stündige Busfahrt kein Essen eingepackt, sondern nur Wasser. Hab zwar vorher noch etwas gegessen, aber nach 8 Stunden war ich kurz vor dem Verhungern. Ich konnte kaum erwarten endlich dem Bus zu entfliehen.
Jedoch hieß es sich noch eine halbe Stunde gedulden, denn der Bus fuhr erst durch Napier und erst dann nach Hastings. Napier und Hastings sind mehr oder weniger Zwillingsstädte, das heißt viele Jahre lang sind sie absolut parallel und gleichmäßig gewachsen und unterschieden sich nur ein wenig in der Lage. Napier liegt direkt am Meer, Hastings hingegen näher am Tomato-Peek und Cape Kidnapper - achja und circa 20km.
ENDLICH hielt der Bus und ich durfte aussteigen. Das erste, was mir in den Sinn kam war: Wo gibt es hier essen?
Ah perfekt! Ein Subway direkt gegenüber.

Das zweite war: Wo sind hier Hostels? Ich hatte mich zwar schon vorher ein wenig erkundigt, wusste aber nurnoch den Namen von einem Hostel - Rotten Apple. Also erstmal den Busfahrer fragen, ob er mir da vielleicht einen Hinweis geben kann, wo das nächste zu finden ist.
Ich wollte auch mein Backpack loswerden, um dann in aller Ruhe zu essen. Da das RottenApple wohl gleich um die Ecke sei, ging ich erstmal dorthin. Gefunden habe ich es auf Anhieb. In heller Vorfreude auf ein baldiges Mahl, klingelte ich an der Türe, ein freundlicher Herr kam die Treppe herunter, öffnete mir freundlich die Tür und antwortete auf meine freundliche Anfrage um Bett ebenso freundlich "Tut mir Leid, wir sind ausgebucht".
FUCK! Alter, ich hab Hunger, stell dich mal nicht so, wirst mich jawohl irgendwo unterbringen können, soviel Platz nehm ich nicht ein - Hab ich mir gedacht. Und gefragt, wo das nächste sei. Damit fing also die Odysee an. Laufen, laufen, laufen, fragenfragen, mehr laufen, laufen, fragen, laufen, verschnaufen, laufen laufen und an dem Verstand der Menschen in Hastings zweifeln. Für zwei Stunden. Das Problem in Neuseeland - sobald die Sonne untergeht, geht nichtsmehr. Es fährt sogar kaum noch was. Aber keine Taxen - natürlich.
Was tun? Naja, halt auf ner Parkbank übernachten. Hat man ja schon Übung drin. Wollte mich gerade auf die Suche nach einer geeigneten Bank machen, als ein älterer Herr vorbeilief, den ich noch ein letztes Mal fragen wollte, wo ein Hostel sei.
Er war nicht aus Hastings, sondern aus Napier - und ich 10 Minuten später auf einer Abschlussfeier von Designstudenten in Form einer Modenschau. Dort wollte dieser Herr (Alan) rumfragen, ob jemand genaueres wüsste.
Ihr könnt euch nicht vorstellen wie sehr man sich fehl am Platze fühlt, wenn man mit kaputter Jeans, Chucks und Backpack (inkl. Handtuch an der Seite befestigt (zum trocknen) Winterschuhen, Schlafsack und Zelt) in eine Abschlussfeier hineinplatzt. War in etwa vergleichbar mit dem Abiball - nur dass es hierbei einen Catwalk gab.
Ende des Liedes war dann, dass ich bei Alan in Napier übernachten durfte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich wohlgemerkt immernoch nichts gegessen. Aber mir ging es trotzdem blendend.
Burger auf dem Weg zu Alans Haus, eine erholsame Nacht und am nächsten Tag ein wenig Sightseeing und Insiderwissen, dank Alan. Leider scheint es auch hier nicht das im Internet und Berichten beschriebene Job-Paradies zu geben. Fruitpicking-Saison hat auch hier noch nicht angefangen und für viele/wenn nicht sogar die meisten anderen Jobs braucht man Erfahrungen, die ich im Gastronomiebereich leider nicht vorweisen kann. Und Haare schneiden liegt ebenfalls nur bedingt in meinem Kompetenzbereich. Dazu kommt die Tatsache, dass es hier von Backpackern wimmelt, die sich alle um die wenigen Jobs prügeln.

So stehe ich also nun vor der Frage, vor der ich auch vor 2 Wochen schon stand: Bleiben und warten oder weiter in den Süden ziehen? Irgendwelche Meinungen?

Ansonsten geht es mir nach wie vor ganz wunderbar. Mittlerweile hat sich aber irgendwie eine gewissen Antipathie gegen 18jährige Deutsche eingeschlichen. Warum weiß ich nicht. Vielleicht, weil sie überall sind? Und ja - ich weiß, ich bin ja selbst nicht viel älter.

Man bleibt gespannt, was die nächsten Tage so mit sich bringen.