Abenteuerbesteigung des Mount Fuji

03.September 2012 - Mount Fuji


Hallo liebe Leser.
Heute werde ich von unserem aufreibenden Aufstieg auf den Mount Fuji schreiben - dem höchsten Berg Japans (3776 m).

Aber vorerst sei noch kurz gesagt, dass ich noch ein paar Fotos bei "Die erste Woche bei meiner Gastfamilie", "Meine erste Woche in der Uni Niigata" und "Die Kulturwoche" hinzugefügt habe.

Am Freitag haben wir uns nach der letzten Laservorlesung von Prof Sato und dem Mittagessen auf den Weg nach Tokio gemacht. Dabei waren Christina und Marco aus Magdeburg und Marco aus Dresden, den wir ja über die Vorlesung von Prof Sato kennengelernt hatten. In Tokio haben wir eine Nacht in einem Kapselhotel übernachtet, weil uns am Samstag 7.40 Uhr ein Bus zum Berg fahren sollte. Ein Kapselhotel ist übrigens sehr cool, weil es wie ein Hostel ist, man jedoch in eigenen "Buchten" schläft, die man auch mit Vorhängen zuziehen kann, sodass man um einiges mehr Privatsphäre hat als in einem Hostel. (Ich hoffe, das ist auf dem Foto erkennbar.) Der ganze 9. Stock des Hotels war Gemeinschaftsraum, Duschen im Keller und auf der Etage Platz für Gepäck und Spinte für Wertsachen. Also alles in allem sehr bequem. Viel konnten wir von Tokio nicht sehen, weil wir abends nur auf der Suche nach Essen waren und dann auch recht früh ins Bett gegangen sind um fit für den Berg zu sein.
Die Tour, die wir (für teures Geld) gebucht hatten, beinhaltete das Fahren mit dem Bus auf die 5. Station des Berges bei 2000 m, Aufstieg konnten wir selbstständig gestalten, dann Übernachtung im Fujisan Hotel bei der 8. Station (ca. 3300 m) um sich gegen um 2 in der Nacht los in Richtung Spitze (Krater) zu machen, wo man den Sonnenaufgang genießen soll. Am Sonntag wird man dann gegen um 12 vom Bus wieder in der 5. Station abgeholt, zu einem Onsen (Gemeinschaftsbad bei einer heißen Quelle) gefahren und anschließend wieder nach Tokio.
Wir kommen also mit dem Bus bei der 5. Station an und beginnen unseren Aufstieg. Das Wetter war angenehm warm und trocken, jedoch sehr bewölkt. Und wenn man sich schon raus in die Natur macht, will man natürlich auch was davon sehen. Aber da der Berg recht hoch ist, hatte ich noch Hoffnung über die Wolken zu klettern und dann die volle Wucht der Sonne abzubekommen. In dem Moment konnte man jedenfalls nach oben und unten nicht viel sehen. Der Weg war eine Mischung aus rötlichem Vulkangestein und Kies. Es waren sehr viele Japaner unterwegs... so wie immer, teilweise auch geführte Gruppen, da es eine beliebte Attraktion in Japan ist. Wir waren also keines Wegs alleine. Die Sicht wurde manchmal besser, dann wieder schlechter, teilweise kam auch bisschen Nieselregen den Berg hochgezogen, doch da wir noch passend gekleidet waren, machte uns das nicht viel aus. Auf jeden Fall wurde der Weg anspruchsvoller. Es wechselte nämlich hin und wieder vom Kies auf reines Gestein, das man buchstäblich hochklettern musste. Bei immer feuchter werdendem Wetter, wurden auch die Steinpassagen unangenehmer - vor allem, wenn man hintern langsamen Japanern warten musste. Die Wege waren mit Ketten abgesteckt, was das finden des Weges sicherer macht, das überholen jedoch teilweise unmöglich. Wir waren über 4 Stunden unterwegs ohne auch nur einmal zu sitzen. Wenn wir rasteten, dann im Stehen, da einfach mal alles nass und feucht war. Wir hatten meistens bei Zwischenstationen gehalten und uns mit unseren mitgebrachten Nüssen, Salamistücken und Wasser gestärt. Je weiter wir hochkamen, desto kälter wurde es natürlich, jedoch nahm auch der Regen zu, was den Aufstieg zunehmend unangenehmer machte. Die Anstrengung des Aufstiegs war auch in den Beinen und der Lunge zu spüren, aber was das anging, waren wir ganz gut fit. Lange Pausen konnten wir zum Ende hin auch nicht mehr machen, weil die nassen Körper bei Stillstand schneller auskühlten. Unsere Gruppe hatte sich dann mit der Zeit auch bisschen getrennt, weil der MD-Marco und ich etwas schneller gegangen/geklettert sind als Christina und der DD-Marco.
Nach 5 h Aufstieg hatten wir dann gegen 17 Uhr unser "Hotel" erreicht, welches natürlich auch bloß eine Hütte auf dem Berg war. Ordentlich erschöpft haben wir dort ein Abendessen bekommen, was - soweit ich mich erinnere - aus Reis und Fleisch bestand. Recht spartanisch, aber wenigstens warm. Nach dem Essen wurden wir recht zügig aus dem "Restaurant" (Speiseraum) in den Schlafsaal gebeten, weil noch eine größere Gruppe erwartet wurde. Was den Schlafsaal angeht, möchte ich einfach mal das Bild sprechen lassen. 2 Etagen Schlafmöglichkeiten, Schlafsäcke dicht an dicht... sie hatten sich sogar ÜBERLAPPT! Also in dieser Nacht war die Privatsphäre gleich mal nur 0,1. Laut Thermometer im Zimmer waren auch nur 10 Grad. :-D Aber das sollte sich ändern, wenn das Zimmer voll mit über 60 Personen ist. In der Mitte war eine große Freifläche, die man aber auch nicht nutzen konnte um seine Sachen mal zu trocknen, die konnten nur an die Seite gelegt werden. Eine kleine, abgegrenzte Umziehecke gab es noch in dem Raum und für die, die oben schlafen (wir), ein Regal über den Köpfen für den Rucksack. Für die Toiletten musste man erst raus und dann auch noch 2 Euro pro "Eintritt" bezahlen. (Wie es übrigens auf dem ganzen Berg war.) Aber schon bei 2. Mal gehen, hatte ich mir das Geld gespart und habe mich am Drehkreuz vorbeigekuschelt... da wäre ich ja sonst arm geworden!
Kurze Zeit nachdem wir angekommen sind, hatte es fürchterlich angefangen zu regnen und erst über 1 h später kam auch die Gruppe an... natürlich nass. Wir sahen schon unseren weiteren Aufstieg eine Herausforderung werden, doch immer noch hatten wir Hoffnung, dass es sich ja bis zum Morgen ändern könnte. Die Gruppe hatte dann komischerweise auf der Freifläche unseres Schlafraumes Tische aufgestellt und angefangen zu essen... schlafen war da also noch nicht. Die Nacht wurde aber eh wie erwartet anstrengend, da man sich nicht umdrehen konnte ohne den Nachbarn zu berühren... man lag tatsächlich eng an eng. Marco sagte, dass er auch hin und wieder einen Arm vom Japaner im Gesicht hatte. :-D
Morgens um 2:45 Uhr wachten wir etwas verspätet auf, es regnete immer noch und die Japaner schliefen komischerweise auch noch. Da wir aber ein Ziel hatten, sind wir aufgestanden, hatten uns warm angezogen und die anderen hatten ihr Frühstück gegessen - kalten Reis mit Katzenfutter. (Eigentlich Fleisch in der Tüte, aber da es bis Ende 2013 haltbar war, tippe ich immer noch auf Katzenfutter.) Ich habe nichts gegessen, weil es mir schon die ganze Nacht nicht sooo gut ging. Ich hatte wohl die Höhe nicht so super vertragen und war schon froh, dass ich meinen Magen und meinen Kopf einigermaßen unter Kontrolle hatte. Mit nur einer Taschenlampe ausgerüstet machten wir uns auf den Weg durch Dunkelheit, Starkregen und Sturm. Mit Spaß hatte das schon lange nichts zu tun. Nach 10 Min war uns klar, dass es keinen Zweck hatte, weil wohl auch auf der Spitze noch alles dicht sein würde. Da auch meine Klamotten bis auf die Unterhose schon komplett durchnässt wären, kehrten wir um und legten uns wieder in unsere Schlafsäcke. Wäsche musste komplett ausgezogen und gewechselt werden, aus meinen Schuhen konnte ich das Wasser auskippen und trocknen konnten wir immer noch nichts.
Gegen um 4 hörten wir einen Guide (Bergführer) zu seiner Gruppe sagen, dass es unmöglich wäre die Spitze zu erreichen und sie sich deshalb erst halb 6 auf den Weg nach unten machen würden. Hätten wir das gewusst, hätten wir ein paar nasse Klamotten weniger. Wir hatten noch bis um 6 gewartet um im hellen gehen zu können. Schlafen war auch nicht mehr wirklich, weil die Japaner wieder in unserem Schlafraum aßen. Vor dem Abstieg hatten wir uns noch für 20 Euro Regensuites gekauft, weil unsere Kleidung für die Stärke von Regen nicht gemacht war. Der Regen begleitete uns den ganzen Weg nach unten, doch da wir eh schon nass waren, war das dann auch egal. Abwärts gab es einen anderen Weg, sodass wir die Steinpassagen auslassen konnten, aber wie es halt immer abwärts ist, geht es ordentlich auf Knie und Oberschenkel. Den Abstieg haben wir in nur knapp über 2 Stunden geschafft, statt in angegebenen 4 Stunden. Der Nachteil daran war, dass wir noch über 2 Stunden auf den Bus warten mussten... mit nassen Sachen... indoor, denn draußen hat es ja immer noch geregnet.
Als der Bus schließlich da war, sind wir noch in das Onsen gefahren und da konnte man endlich mal duschen, sich aufwärmen und im warmen Wasser entspannen.
Im Endeffekt war ich am Sonntag 22 Uhr zu Hause, musste noch 15 Min von der Bahnhaltestelle laufen, aber laufen war ich ja gewohnt und meine Gasteltern hatten mir auch netterweise was zu Essen übriggelassen.
So war das.

Ich hoffe, ihr habt einigermaßen ein Bild von dem WE bekommen. Alles in allem war es halt nicht so die Wucht und ich habe auch gemerkt, dass Bergsteigen nicht zu meinen Hobbys gehört. Jedenfalls nicht, wenn man die Landschaft nicht sehen kann.

Heute war meine Gastfamilie übrigens mit uns Sushi essen... anlässlich meines Geburtstags in 5 Tagen. :-D Da ich die Gastfamilie noch mal wechseln muss und zu meinem Geburtstag nicht mehr hier sein werde, haben die das schon heute gemacht und haben mir dann auch beim Essen zum Geburtstag gratuliert. Süß! :-)
Zum Glück bin ich nicht abergläubisch was das angeht.

Na gut, dann euch soweit alles Gute und bis zum nächsten Mal.

Denis san