Die erste Woche bei meiner Gastfamilie

25.August 2012 - Niigata


Ich bin mit Tim in einer Gastfamilie. Er war schon eine Woche früher in Tokio und ist auch vor mir in Niigata angekommen. Somit wartete er schon mit Prof. Sato am Bahnhof auf mich und wir wurden zu unserer Gastfamilie gefahren. Unsere Gastfamilie wohnt DIREKT neben der Uni - was für uns natürlich überaus bequem ist - und hat ein eigenes Restaurant... gleich unten im Haus mit drin. Das garantiert natürlich schon mal jeden Tag feinstes japanisches Essen. :-) Prof. Sato kennt die Familie recht gut und das Restaurant ist sein Lieblingsrestaurant. Somit isst er täglich dort Mittag und hat bei ihnen sogar seine eigenen Stäbchen. Deshalb wurde er noch eingeladen gleich mit uns zu Abend zu essen.
Der Vater (wir nennen ihn Otosan - Vater) und die Mutter (wir nennen sie Okasan - Mutter) haben 2 Töchter und einen Hund namens Coco. Die ältere Tochter ist schon 32 und wohnt nicht mehr zu Hause. Die jüngere heißt Yuki, ist 24 und... hat gerade Ferien und/oder arbeitet. Otosan spricht recht gut englisch... also für das wichtigste reicht es, Okasan spricht und versteht nur einige Worte... mit ihr sollen wir eigentlich nur japanisch reden und die Tochter... kann so was zwischendrin... eher wenig.
Zum ersten Abendessen waren aber nur Otosan, Okasan, Prof Sato, Tim und ich anwesend. Sie Essen an einem normalen Tisch mit Stühlen... aber mit Stäbchen. Jedoch waren sie sehr erstaunt, wie gut wir mit Stäbchen essen können. (Zum Glück haben wir in Deutschland immer schön im Sushirestaurant geübt. ;-) ) Die Familie nimmt schon seit 7 Jahren jedes Jahr Deutsche auf und wir essen wohl bis jetzt am besten mit Stäbchen. Am Anfang konnten es die Deutschen wohl GAR nicht. Zum Essen werden verschiedene Gerichte auf den Tisch gestellt, wie Fisch, frittiertes oder gebratenes Huhn, Schwein, Tofu, Kürbis, Pfirsiche, Melone, Salatzeug... alles Mögliche halt. Und dann nimmt sich jeder was auf seinen Teller und man kann von allem mal probieren... aber es ist eh alles mega lecker! Zu trinken gab es den ganzen Abend nur Sake. :-D Da das natürlich bisschen mager ist bei so einem heißen Wetter, haben Tim und ich dann nach dem Essen noch Wasser getrunken. An allen anderen Abenden seit diesem haben wir aber immer noch Bier, Tee oder ähnliches bekommen... aber meistens Bier. ;-)
Habe ich das Wetter eigentlich schon erwähnt. Wir haben hier schon die ganze Zeit wunderschönen Sonnenschein mit um die 30-32 Grad. Leider ist die Luft sehr feucht, somit ist es einfach sehr schwül. Wir hatten bis jetzt nur nachts 2 Mal Gewitter.
Nach dem Abendessen am ersten Abend wurden wir durch das Haus geführt und uns wurden die wichtigsten Sachen erklärt/gezeigt, wie: dass man im Bad andere Hausschuhe anzieht und dass sie unsere schmutzige Wäsche waschen werden (was sie übrigens täglich machen... voll gut. :-) ) und wo wir schlafen. In meinem Zimmer war am Anfang noch die Klimaanlage kaputt, ansonsten gibt es in so gut wie jedem Zimmer eine. Bei den Temperaturen ist das auch echt sinnvoll, aber wenigstens hatte ich einen Lüfter. Mittlerweile geht die Klimaanlage auch. Ansonsten ist mein Zimmer sehr spartanisch. Ein Bett auf dem das Kissen mit einem Handtuch umschlungen ist und Laken und Decke ebenfalls in Handtuchmachart sind. Aber die Decke nutze ich eh nicht und ich finde es auch sonst sehr bequem. Desweiteren ist in meinem Zimmer ein Kleiderschrank, den ich nicht nutzen kann, weil er voll ist, kein Tisch und ein volles Regal. Also nicht wirklich Platz um etwas abzulegen. Zähneputzen tun wir nicht im Bad (weil das eigentlich eher nur Dusche und Wäschewaschraum ist), sondern in einem Vorraum zum Wintergarten, der an Tims Zimmer grenzt. Ich muss also immer durch Tims Zimmer um meine Zähne zu putzen, aber... es gibt schlimmeres (hoffentlich sieht Tim das auch so). In besagtem Raum haben wir auch einen Kühlschrank für uns und aus dem Wasserhahn nehmen wir das Wasser, das wir trinken. Wasser im Supermarkt kostet nämlich über 1 Euro für 2 Liter.
Tim und ich waren nach der Reise entsprechend müde und haben gleich geschlafen. Ansonsten sitzen wir meistens nach dem Essen noch bisschen länger am Tisch und unterhalten uns über verschiedene Sachen. Meistens stellen wir Fragen über Japan, die Kultur oder die Sprache, wenn wir etwas neues gelernt oder gehört haben. Sie fragen uns natürlich auch das eine oder andere, bzw es wird der nächste Tag geplant und durchgesprochen.
Frühstück gibt es jeden Morgen um 6.45 Uhr. -.- Also genau meine Zeit. Und dabei geht doch unser Sprachkurs immer erst 8.30 Uhr los... Aber naja, sie haben das Essen, also fügen wir uns.
Morgens gibt es immer eine Scheibe Toast, die aber doppelt so dick ist wie eine in Deutschland und meist schon mit Butter oder Käse getoastet wird. Dann Ei, Bacon, gebratene Würste, Salat, Obst, teilweise auch schon gebratenes Fleisch mit stuff und stuff... und es gibt für mich immer schwarzen Tee. Die Alternative wäre Kaffee gewesen. Wenigstens bekomme ich Zucker dazu. Richtig spannend war es noch am ersten Morgen, als es Spiegelei gab. Tim und ich waren erst mal ziemlich ratlos, wie wir das Spiegelei mit den Stäbchen essen soll, aber... es ging tatsächlich. :-) Naja, irgendwie haben wir es halt schon drauf. Ich weiß nicht ob es an unseren gequält aussehenden Versuchen lag, aber ab dem 2. Morgen gab es nur noch Rührei. Das ist leichter. Und das ist auch noch immer mit irgendwas gefüllt... einmal war es Käse.

Tja... was gibt es noch zu sagen... Erst mal Fragen soweit?
Wenn ihr was wissen wollt, dann fragt ruhig. Ich werde es entweder in den nächsten Blog einbauen oder persönlich unter 2 Tastaturen beantworten. ;-)

Am ersten Tag in der Uni sind wir mit Professor Sato zur Mittagspause in das Restaurant unserer Gasteltern gegangen. Es ist wie gesagt gleich neben der Uni. (Hatte ich das schon gesagt?) Der Speiseraum ist relativ klein, es gibt ein kleines Extrazimmer, in dem wir auch an diesem Tag gegessen hatten und noch Tische in einem Wintergarten, die bei der Hitze aber nicht in Frage kommen. Das Restaurant ist immer nur von 11-17 Uhr geöffnet - also nur für Mittag gedacht und vielleicht noch einen Nachmittagskaffee. Aber wie ich das beobachtet habe, sind die auch 16 Uhr schon aus dem Restaurant raus und räumen auf, weil einfach alle Gäste schon gegangen sind und um die Zeit wird dann auch keiner mehr kommen. So haben sie also genug Zeit um TÄGLICH ab um 5 Staub zusaugen. TÄGLICH! AB UM 5!! DAS GANZE HAUS - scheinbar bis auf Tims und mein Zimmer. Ich höre das zum Glück immer erst recht spät, aber Tim wird wohl immer wach. Außerdem bauen sie viele Sachen im Garten selbst an... haben also auch da noch bisschen was zu tun.

Im Allgemeinen sind sie wirklich super nett zu uns, kümmern sich viel - für manche Geschmäcker vielleicht zu viel - aber sie wollen halt nicht, dass wir uns langweilen oder nicht wissen, was wir machen sollen. Der Tag ist immer recht straff durchorganisiert.
Was ich auch sehr schön finde... ich habe hier NOCH NIE jemanden streiten hören. Hier ist immer die volle Harmonie und Otosan freut sich auch oft voll, wenn er uns das Essen präsentieren und erklären kann. :-)

Internet haben wir hier auch über Kabel - kein W-Lan. Tim bringt das leider nichts, weil er ein Mac Book Air hat. :-D Selber schuld! ...hat halt kein Lankabeleingang. Da ich nett bin, lass ich ihn immer an meinen Rechner... der gute HP. :-)

Gestern Nachmittag sollten wir früher nach Hause kommen, weil unsere Gasteltern mit uns einkaufen wollten. Also waren wir zusammen Lebensmittel für das Restaurant kaufen im Großhandel - Wahnsinn, was es da in Japan gibt und ich welchen Mengen und Größen. Und dann waren wir noch in der größten Mall der Niigata-Präfektur, haben da japanisches Fastfood gegessen und anschließend noch bisschen rumgeguckt. Ich habe mir mal Wanderschuhe für den Mount Fuji gekauft - dazu später mehr - und einen kleinen, handlichen Laptopkühler.
Noch kurz was zum Geld: wir haben leider eine schlechte Zeit erwischt um nach Japan zu fahren. Wo sonst alles so billig hier ist, sind es zur Zeit Preise wie in Deutschland, weil der Euro einfach zu schlecht steht. Vor 3-4 Jahren hat man für 1 Euro noch ca. 170 Yen bekommen. Jetzt sind es nur noch unter 100 Yen (98,7). Tja, doof.


Soviel erst mal zur Familie... morgen werden wir mit ihnen mal einen Ausflug machen und uns ein Schloss ansehen. Sonntag hat das Restaurant geschlossen.

Liebe Grüße und aligato gosaimass für die Aufmerksamkeit.

Denis san


PS @ Hans - olo: Wenn ich mit ner japanischen Maschine in Hawaii aufkreuze, dann denken die doch gleich wieder das schlimmste! ;-)