Die Kulturwoche

30.August 2012 - Niigata


Hallo liebe Freunde der Volksmusik,
Ich habe mich jetzt doch dazu durchgerungen heute noch einen Blogeintrag zu schreiben, weil ich übers WE weg bin und über das Wochenende alles vergessen haben werde. (Ja, Futur 2... das gibt's.) Außerdem muss ich ja dann von meiner Besteigung des Mount Fuji bei Tokio berichten... und ich habe ja auch nicht ewig Zeit. Bilder werde ich deswegen heute noch weglassen, die kommen dann nächste Woche noch nach.
Also zur Woche... sie hat sich von der Struktur insofern geändert, dass wir jetzt vormittags keinen Japanischsprachkurs mehr hatten, sondern Vorlesungen zu verschiedenen kulturellen oder wissenschaftlichen Themen und nachmittags Exkursionen gemacht haben - meist die Vorlesung am Vormittag betreffend. Auch unsere Klasse hat sich geändert. Die Srilankaner haben irgendetwas anderes gemacht und wir hatten nun Taiwanesen, Vietnamesen, Mexikaner und ein Mädchen aus ehemals Burma.
Montag hatten wir eine Vorlesung über Desaster Prevention, in der uns etwas über die Erdbeben in Japan erzählt wurde und wie die Regierung sich darauf vorbereitet und die Leute unterstützt. Nachmittags sind wir dann in ein Erdbebenmuseum gefahren und haben danach paar Lokationen besucht, die besonders betroffen waren und wie sie nun neu vegetieren. Das war interessanter Stoff, aber die Japaner sind teilweise soooo langsam in ihrem Vortrag, dass man da einfach nicht aufmerksam bleiben kann, weil es einen innerlich schon zerreißt, wenn man ewig auf das nächste Wort warten muss. Und netterweise sind wir statt 19 Uhr erst 21 Uhr zurückgekommen, weil wir noch im Stau standen.
Eine schockierende Neuigkeit hielten die Japaner am Montag auch für uns parat. Und zwar, dass wir zu jedem Tag einen einseitigen Bericht anfertigen sollen. Das hieß um so mehr aufpassen und abends eine Stunde Zeit verlieren.
Am Dienstag handelte die Vorlesung von der japanischen Unternehmenskultur. Auch DIE Vorlesung hätte interessant sein können, wenn sie nicht so MEGA zähflüssig vorgetragen gewesen wäre. Nachmittags haben wir dann das Uniklinikum besichtig und durften uns da zur "Begrüßung" einen Vortrag über Nieren anhören. Der kurze Film war auch sehr malerisch - ich weiß nicht, ob ich das sehen wollte... wohl eher kaum. Dann kamen noch Vorträge über die Erdbebenrettungsmannschaft, das war schon besser. Auch der Rundgang war ganz interessant. Bibliothek, Restaurant, "öffentliches Gemeinschaftsbad" und Lounge im obersten Geschoss des einen Krankenhausgebäudes. An diesem Tag war die äußerst unerfreuliche Überraschung, dass uns spontan mitgeteilt wurde, dass der Bus uns an diesem Tag nicht nach Hause fahren wird, sondern dass wir mit einem öffentlichen Bus fahren müssen. Also noch 45 Min in einem völlig unterkühlten Bus zur Uni.
Mittwoch war noch der gelungenste Tag. Der Professor hatte am MIT (USA) studiert, war also der Sprache sehr mächtig und hat auch die Vorlesung über internationale Beziehungen super interessant und interaktiv gehalten. Die anschließende Besichtigung der größten Reiscracker Fabrik in Japan (Kameda Seika Co.) war auch sehr interessant und wir haben auch noch 2 große Kartons Cracker mitbekommen. :-) In JEDEM Flug von Japan Airways wird wohl noch vor dem normalen Essen erst mal Reiscracker von Seika verteilt. Danach waren wir noch in den Büroräumen des Economic Research Institutes ERINA, wo wir 2 mega langweilige Vorträge über uns ergehen lassen mussten. Der erste Vortragende hat einfach alles abgelesen und das in schier grenzenlos monotonem Ton. Wenigstens hatten wir vom obersten Stockwerk des Gebäudes einen super Ausblick zum Fotos machen und waren pünktlich zu Hause.
HEUTE haben wir 2 Vorträge über japanisches Management gehört. Einer schlecht, einer gut. Der gute Dozent war auch wieder redegewand und interaktiv. Der "schlechte" konnte KEINEN Satz geradeaus sagen und hat ewig irgendwas dahin gestottert mit äääh, aaaah, ooooh, sooo und mmkay. Eigentlich war er echt nett, aber das ist sooooo anstrengend, wenn UNGELOGEN rund ein Viertel seiner Worte die oben genannten waren. Es war wirklich krankhaft oft. Ich habe ihm auch meistens nicht zugehört, weil es schon in mir kochte. Ich wollte ihm schon sagen "KOMM ZUM PUNKT". Mit den beiden Professoren haben wir die Firma Corona besucht, die Heizstrahler, Klimaanlagen und ähnliches bauen. Neue Überraschung: KEINER, der uns von der Firma empfangen oder begleitet hat, hat auch nur ein Wort auf Englisch gesagt. ALLES japanisch und jetzt ratet mal, wer alles übersetzt hat!
...Mr. AaaahSoooOooh. Ich dachte, ich raste aus! Auch bei dem Rundgang hatte ich mein Headset fast immer aus. Wir als angehende W.-ing. wissen ja, was in der Produktion vor sich geht. ;-) War aber so ganz interessant zu sehen, wie die One-Piece-Flow umsetzen und so weiter. Naja, ich habe den Tag überlebt. Ich glaube, der besser sprechende Professor hat weniger übersetzt, weil er der jüngere war... und in Japan muss man diese "Ehre" natürlich den älteren überlassen.
Die Krönung der ganzen Wochen war, dass die "Organisatoren" der Uni von uns wollten, dass wir nach den 4 Tagesreports jetzt noch einen Report schreiben, "was wir in der Woche über Japan gelernt haben"... bis zum 8.! Da hat aber zum Glück Tim mal für uns ein Machtwort gesprochen und gesagt, dass wir jetzt schon 4 geschrieben haben, wir für Prof. Sato noch einen Report über unsere 40 Tage schreiben müssen, dann noch 2 Reports über seine Laservorlesung UND einen PPT-Vortrag für die Sommerschüler. So hatten wir ja eh schon nicht gewettet. Den meisten von euch hatte ich ja auch gesagt: Japan ist nur Austausch und kennenlernen, keine Vorlesungen besuchen oder so... Tja, Pustekuchen.
So war das diese Woche.

Wir fahren morgen erst mal nach Tokio und besteigen den Fuji (knappe 4000 m).


So, ich bin jetzt müde, tschüss.