Traubenfarm mit Lena und Jule

05.February 2012 - Heywood


Zwei Stunden und 100 km spaeter erreichten wir Heywood, ein 500 Seelendorf mit einem grossen Caravanpark der zu den beiden Hauptweinsaisons (August pruning und Maerz picking) den Umsatz seine Lebens macht undzwar mit Backpackern aus aller Welt, die durch die depremierende Jobsituation in Australien bereit sind alle Auflagen potenzieller Arbeitgeber zu erfuellen. So auch wir.

Am Samstagabend angekommen obwohl wir am Montag anfangen sollen, weil Nick und Paul die beiden Jobvermittler ergo unsere Chefs das so verlangen. Wir zahlen natuerlich auch unsere 140 Dollar Wochenmeite fuer eine, das muss man wirklich schamlos anerkennen, ziemlich schicke Huette, die fuer Lena, Jule und mich genug Platz und Komfort bietet. In den naechsten Tagen lernten wir auch den Rest der 30 Personen grossen Gruppe kennen. Es war alles vertreten: Kanadier, Franzosen, Deutsche, Daenen, Italiener, Namibianer, Koreaner, Japaner. Und es haben sich alle top verstanden es war ein super Klima.

Nur leider waren die Betreiber des Weinfeldes des Edelweins (normalerweise wird Wein per Maschine gepflueckt, dieser nicht, daher kostet die Flasche auch bis zu 300 Dollar) derart anspruchsvoll, dass sie uns noch nicht haben pfluecken lassen, weil das Zuckerlevel der Trauben noch nicht ausreichend war. Somit hingen wir mehr oder weniger die ersten drei Tage von Montag bis Mittwoch rum.

Am Mittwoch haben wir wenigstens einen Ausflug unternommen zu den Grampians einem riesigen Nationalpark in der Region, wo wir eine mehrstuendige Wanderung hinter uns gebracht haben. Am Donnerstag ging es dann endlich los Geld zu verdienen. Es war Donnerstag der 9. Februar somit waren 4 Stunden schweißtreibendes- Eimer- voll- Trauben- Schleppen und 4 Stunden eigentliches Traubenpflücken bei 35 Grad ein traumhaftes Geburtstagsgeschenk.

Dieser, mein 19. Geburtstag war anders. Natuerlich war er das, fand er schließlich am anderen Ende der Welt statt, nein es war auch die Abwesenheit der Familie, die ich jetzt das erste mal in meinem Leben erleben musste. Obwohl Lena und Julia sich alle Muehe gemacht haben und mir sogar um 0 Uhr auf unserer Veranda einen gekauften Schokokuchen hingestellt haben und mit einigen Ballons die Atmosphaere gebracht haben, war es doch nicht wirklich dasselbe ohne Bescherung und Familienbesuche.

Ich wollte am Wochenende dann mit der ganzen Truppe meinen Geburtstag feiern als wir aber am Donnerstag nach der Arbeit erfahren haben dass das Zuckerlevel immernoch nicht ausreicht, haben wir spontan umdesponiert und meine zwei gesponserten Kaesten Bier alle zusammen beim Flunkyball und ums Lagerfeuer zu uns genommen. Alles in allem war ich aber doch sehr zufrieden mit dem Tag!
Am Wochenende kamen Pia und Jil it Tobi und Clemens aus Muenchen, zwei alten Bekannten der Maedels sowie Lennart aus Grossburgwedel, ein Freund von Lena.

Am Montag ging es wieder an die Arbeit und unsere Wochenendgaeste machten sich wieder auf die Weiterreise.
Die picking Arbeit sah immer gleich aus; 3- 4 Jungs waren Bucketboys (Eimerjungen) und sammelten von den Pickern meist Maedchen die Trauben ein um dann die vollen Eimer hinten auf den Traktor in riesige Tonnen zu buksieren. Das eigentlich Pfluecken hatte viel Aehnlichkeit wie das Pruning obwohl man anstatt Aesten jetzt ganze Traubenbuendel vom Ast trennt.

Die taegliche Bezahlung von 140 Dollar war der Arbeit aber wirklich sehr schmeichelhaft. Mein Plan waere perfekt aufgegangen, mir bei der Arbeit wieder was zu verdienen um dann nach drei Wochen von Mebourne nach Sydney zu fahren um dort meinen FLug nach NZ zu nehmen.
Waere da nicht immer dieser kleine Umstand der alles veraendern kann.

In dem Fall war es ein alter Bekannter: das Zuckerlevel der Trauben. Ich behaupte jetzt, dass kein Weinkenner der Welt schmecken wird, ob der Wein jetzt 10 Tage mehr oder weniger gereift ist. Kontaktiert mich bitte wenn doch dann nehme ich alles zurueck! Aufjedenfall standen wir nun nach einwoechiger Arbeit wieder alle zusammen und unsere beiden uebergewichtigen Mid Forties- Chefs offenbaren uns dass jetzt wieder eine Woche inkl beider Wochenende also 11 Tage Arbeit ausfaellt, was mich vor die Wahl stellt: jetzt in den naechsten 11 Tagen das bisher verdiente Geld mit rumhaengen in Heywood verprassen, oder weiter travel und dann wieder zurueck um eine weitere Woche Miete zu zahlen oder einfach kuendigen?

Ich entschied mich fuer die zweite Variante. Als unser Chef am Abend zu unserer Huette kam um unsere Entscheidung zu erfragen machte ich einen der duemmsten Fehler bisher in australien, nur wusste ich noch nicht dass es sich hierbei um einen Fehler handelt: Ich war ehrlich!

Er fragte ob wir nach der 11 taegigen Pause denn bis zum Ende der Saison also Anfang April durchziehen wuerde Ich habe ihm von Neuseeland erzahelt und dass ich die erste HAelfte durcharbeiten haette koennen wenn nicht die ganze Zeit ausgefallen waere. Ich habe ihn nicht angelogen wie viele andere der Gruppe schlauerweise, damit er sich fruehzeitig um einen Ersatz fuer mich umgucken kann.

Leider Gottes konnte ich nicht ahnen, dass Nik, der eine unserer Chefs, ein Ende 40 jaehriger, korpulenter, wortkarger Australier, seit kurzem keine Frau mehr hat und nach einer Suche nach einer neuen ist, vorzugsweise nach einer 20 Jahre juengeren Backpackerin aus Uebersee. Also schnappte er sich Julia u ihr mitzuteilen mir doch bitte auszurichten, dass ich von der 11 Taegigen Pause doch bitte garnicht erst zurueckommen sollte.

Nachdem Jule nach den Hintergruenden fragte und meinte, dass ich doch ein guter Freund sei und ich die ganze Zeit schon ihre Gesellschaft war meinte er nur, dass es sicher auch fuer sie besser sei wenn ich nicht mehr da bin weil sie sich dann besser in die Gruppe integrieren koenne. Falls sie einsam sei koenne sie jederzeit zu ihm kommen und wenn sie die 11 taegige Arbeitspause noch nichts vorhabe, solle sie mich doch alleine fahren lassen und mit ihm auf einen kleinen mehrtaegigen Privatausflug kommen. Ich war als sie mir das erzaehlt hat fast genauso angeekelt wie sie und habe nur noch meine Sachen gepackt um Heywood ziemlich enttaeuscht zu verlassen.

Lena hat sich fuer die Tage einer anderen Gruppe angeschlossen, die nach Melbourne faehrt. Jule und ich haben freundlicherweise Lena Falcon bekommen um in die entgegengesetzte Richtung zu fahren, nach Adelaide, wo Jule mich dann absetzt und ich noch eine Woche bei Nyasha unterkomme, bevor ich dann von Adelaide nach Sydney und dann weiter nach Christchurch fliegen werde.