New Zealand Part II

07.March 2012 - New Zealand


Nach einer 6 stuendigen Fahrt quer durch das Landesinnere von Neuseeland erreichten wir Te Anau, den letzten Ort fuer die naechsten 180 Kilometer- wie sich spaeter herausstellen sollte.

Gespannt auf die so sagenhafte Fjordlandschaft von Milford Sound fuhren wir weiter, jetzt richtung Norden, auf einer einzigen 180 Kilometer langen Einbahnstrasse. Die Fahrt fuehrte uns vorbei an 2000 Meter hohen Bergen, langen unberuehrten Taelern, hellblauen und glasklaren Gebirgsseen und mehreren Herr der Ringe Filmkulissen. Es waren beeindruckende 3 Stunden Fahrt inklusive einem ziemlich beaengstigen Tunnel, der steil mitten durch einen Berg fuehrt und der mit 10 cm Abstand zur Felswand und ohne Beleuchtung definitiv nicht mit den modernen Luxustunneln in den Alpen mithalten kann.

Als wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit in dem "Ort" Milford Sound ankmen war die Enttaeuschung gross. Zwar bot sich uns ein unglaublicher Blick in den Fjord, welcher nach mehreren Kilometern irgendwann im Meer enden und sich bis dahin vorbei an den steilen Felswaenden des Gebirges entlangwinden wird (in Herr der Ringe die zwei Tuerme zu sehen), doch bestand der Ort Milford enzig und allein aus einem riesigen Hostel, einem Pub und einem riesigen Parkplatz. Unsere Frage nach Schlafalternativen naben dem Hostel mit angrenzendem Campingplatz wurde verneint. Ebenso wie unsere Recherche nach selbststaendigen Kanutouren durch den Fjord. Milford war eine einzige Touristenmassenabfertigung. Es gab eine einzige company, die eine Pauschal- Tagesschiffstour anbot fuer 200 Dollar aufwaerts. Man habe also die Moeglichkeit mit 500 anderen Backpackern und Touristen die idyllische Schoenheit dieser einzigartigen Natur zu geniessen.

Das war nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Resigniert fuhren wir wieder zurueck richtung Te Anau durchquerten nun etwas cooler den Horrortunnel und endeten schlussendlich auf einem kostenlosen Campingplatz inmitten des Naturschutzgebietes an einem kleinen Schmelzwasserbach, wo wir dank des Vollmonds um Mitternacht noch unser Zelt aufschlugen und bei Minusgraden zum Glueck die Nacht ueberlebten. Am naechsten Tag war es gluecklicherweise wieder warm und wir nutzten die von der Natur gegebenen Sauberungsmoeglichkeiten und tranken und wuschen uns in dem kleinen Bach (natuerlich nacheinander und mit umweltfreundlicher Kernseife).

Endlich hiess unere naechste Destination Queenstown. Die beruehmt beruechtigte Backpacker.- und Extremsportmetropole, gelegen zwischen den Bergen Ben Lomond und Queenstown Hill.
Die Fahrt haette uns nur ein viertel so lang gedauert, wenn es eine Strasse ueber einen der Bergpaesse gegeben haette, so mussten wir einmal wieder aussenrum, vorbei an Te Anau und entlang am riesigen, Z- foermigen Lake Wakatipu, bis wir nach 3 Stunden Pendulum und Beatles von einer unserer mittlerweile unzaehligen gebrannten CDs in Queenstown ankamen. Queenstown war Byron Bay. Nur nicht so warm, nicht am Pazifischen Sandstrand sondern in den Bergen und nicht so oeko. Es war unverkennbar, dass diese Stadt in den Wintermonaten ein zweites St. Moritz sein wuerde. Darauf weisten jedenfalls die Gondeln und die Berghuetten hin. Nichtsdestotrotz liessen das ansaessige Buisness, die Scharen von Backpackern aus aller Welt und die Fuelle an verschiedenen Clubs und Bars den Vergleich zu Byron Bay oder Airlie Beach durchaus zu. Es war der letzte der Sommermonate und trotzdem bot der Skiort ein beeindruckendes Repertoir an Aktivitaeten.

Unsere Vorsaetze waren mindestens einen Extremsprt in Queenstown zu buchen, unsere Wandertour zu starten und einen Fergburger zu essen. Letzteres wurde sogar noch vor der Unterkunftssuche erledigt.Fergburger wurde wir von so vielen Leuten in Australien und Deutschland ans Herz gelegt, dass es keinen Weg drum rum gab, sich in die 10 Meter lange Schlange einzureihen, die nach 15 Minuten an der Kasse der kleinen mit Postern, Photos und Flatscreens geschmueckten Holzhuette endete. Fergburger war keine normale Burgerbude. Fergburger existiert seit 15 Jahren und ist zwar in der ganzen Welt fuer seine Burger bekannt, jedoch nur in Queenstown, Neuseeland zu finden. Die 2x5 Meter Speisekarte an der Wand oberhalb der Grills und Friteusen bestand nicht aus Bildern oder komplizierten Specials oder Menue Vorschlaegen. Nein, da waren nur 20 verschiedene Ausfuehrungen von Burgern aufgezahelt mitsamt aller Mundwasser anregenden Aufzaehlungen der Zutaten.

Big Al war mit seinen 15 Dollarn nicht nur ein finanzielles Brett. Die Groesse und Qualitaet dieses Monstrum von Burger qurde mir so oft geschildert, dass ich garnicht lange ueberlegte und orderte. Nach weiteren 10 Minuten hallte endlich mein Name durch das Resturant und ich setzte mich zu den anderen an den Tisch draussen in der 25 Grad warmen Mittagssonne. Es war unglaublich. Ich werde diesem Burgasmus mit Worten sowieso nicht gerecht also belasse ich es einfach dabei zu erwaehnen, dass wir uns alle sicher sind, dass wir etwas derartiges nie wieder schmecken werden und aufgrund dieser Verlustaengste beim Verlassen von Queenstown wohl pro Kopf 100 Dollar bei Fergburger gelassen haben werden.

Nach dieser Bereicherung unseres Burgerhorizonts checkten wir im XBase Hostel in ein 6 Bett Dorm Raum ein. Unsere Ankunft in Queenstown wurde natuerlich am Abend gebuehrend in mehreren Clubs des Ortes gefeiert. Cem, Leo, Benni und ich kaempften die ersten beiden Tage in Queenstown mit einem krassen Konflikt.
Bungee.- oder Fallschirmspringen? Und vorallem in welchen Groessen.-/ Hoehenverhaeltnissen? Des Fakts wegen, dass sich in Queenstown der zweithoechste Bungeesprung der Welt befindet, was es natuerlich zu etwas enmaligen und speziellen macht, standen wir am naechsten Tag auch schon im Office von AJ Hacket und gaben unsere Groesse, Gewicht und 260 NZDollar (ca. 150 Euro).

Daniel stand dem Unterfangen Bungeesprung eher skeptisch gegenueber und entschied sich uns lieber zum Fotografieren zu Begleiten. Fuer Leo und mich war wegen des Geldes damit der Konflikt beendet, waehrend Cem und Benni immernoch mit dem Gedanken des Fallschirmsprungs kaempften, beeinflusst von Daniels Draengen ihn beim Fallschirmsprung zu begleiten.

Den Tag darauf war es dann soweit. Wir standen mit unseren Sprungoutfits (ich im 96 Trikot) vor der Station, wo uns der Bungybus abholt um uns darauf eine Stunde zu der Schlucht zu fahren ueber der wir dann 140 Meter in den Abgrund springen sollten.

Als wir im Canyon ankamen bekamen wir auch schon unsere Gurte etc angelegt. Ehe wir uns versahen standen wir auch schon in einer kleinen Gondel auf dem Weg ueber die 300 Meter tiefe Schlucht zu einer groesseren Gondel, die auf der einen Seite komplett verglast war und aus einem Dolbysorrund System Hip Hop und Electro Musik pumpte. Weil ich der schwerste von uns vieren war (anbei: auch mit Abstand der groesste!) sollte ich zuerst springen, was mir eigentlich missfiel. Als ich das ueberraschenderweise nur 10 cm umfangfassende Bungyseil an meinen Fuessen hatte bugsierte mich der eine der beiden AJ Mitarbeiter auch schon zum Rand der Gondel, wo eine 50x50 cm Stahplatte den kleinen Vorsprung zum Absprung bot.

Ich kriege grade alleine vom Schreiben einen Monat spaeter noch leicht schwitzige Haende. Cem, der seine Aufregung nur durch schrilles Kreischen und Auf.- und Abhuepfen kompensieren konnte war genauso wenig Hilfe wie Leo, der das Wort "Scheisse" immer und immer wieder wiederholte, waehrend er sich mit seinen beiden Haenden wiederholt durchs Gesicht fuhr. Nach einem letzten Blick zur Seite liess ich mich fallen. Mit 140 km/h 134 Meter in die Tiefe. Unter mir nur ein Fluss und viel Gestein. Ich fiel ganz genau 6 Sekunden frei, bis mich das Gummiseil fast wieder die ganzen 134 Meter in die Hoehe katapultierte und mir noch einmal das Bauchkribbeln, das mit keiner Achterbahn der Welt zu vergleichen ist, bescherte.

Nach 3 Minuten kopfueber ausbaumeln hatte ich wieder den Stahlboden der Gondel unter den Fuessen. Mein Sprung ist auch auf Video festgehalten und bei facebook zu sehen. Nachdem auch Leo als leichtester und letzter gesprungen ist waren wir uns einig. Die 260 Dollar waren weltklasse investiert. Es war das extremste Erlebnis unserer Reise.

Doch noch waren wir lange nicht fertig in Queentown. Nach ausfuehrlicher Internetrecherche hatten wir endlich eine 3 taegige Wanderroute gefunden, welche mit einem Shuttlebus von Queenstown starten sollte. Neben mehreren Kilo Nudeln und Brot hatten wir auch noch was anderes mit uns, wohl besser wen anderes. Karl aus Koeln/ Bonn, war der momentane Travelpartner von unserem Zimmerkollegen Soeren einem Franzosen, der in Berlin wohnt und perfektes Deutsch und Englisch spricht. Am 70 Kilometer entfernten Routbunr Shelter begann unsere Wanderroute, der Routburn Track, entgegen unseren eigentlich Vorstellungen von einem einsamen und abgelegenen Wandertrack, einer der populaersten, weil schoensten Wandertracks Neuseelands.

Zum Glueck hatten wir Karl dabei, setzten sich Leo und Benni naemlich schon nach den ersten 2 Kilometer wegen jahrelanger Wandererfahrung weit von Cem, Daniel, Karl und mir ab. Zu dritt nebeneinander Laufen und Reden waere wahrscheinlich gefaehrlich geworden, angesichts der mehreren Hundert Meter, die es teilweise neben dem Track in die Tiefe ging. Erleichtert kamen wir nach 10 Kilometer auch schon bei dem ersten Rastplatz an, den wir im voraus buchen mussten und schlugen puenktlich zum Einbruch der Dunkelheit unser Nachtlager auf. Duschen und richtige Toiletten mussten wir ebenso wie Waerme in der Nacht fuer die naechsten drei Tage abhaken.

Die Schmerzen und der niedrige Standard haben sich aber angesichts der atemberaubenden Natur, der reinen Luft und der Erfahrung absolut gelohnt. Trotzdem waren wir alle heilfroh, als wir nach drei Tagen, 40 Kilometer Distanz und 1500 Hoehenmetern endlich an The Divide ankamen, wo uns der Shuttlebus wieder nach Queenstown brachte. Die Belohnung dieses Trips war natuerlich Muskelkater, ein Tui Beer und ein Fergburger.