Back to the roots, back to Warwick

25.March 2012 - Warwick


Nach einem 30 minuetigen Flug (Zeitverschiebung machts moeglich!) landete ich in Surfers Paradise. Es war eigenartig von dem fremdem Land ins altvertraute zu kommen.

Australien hat mir gefehlt in den 3 Wochen. Es sind Kleinigkeiten, die du dir wieder herbei wuenscht. Wie der 1 Dollar 7eleven coffee, cash out beim Bezahlen mit der Kreditkarte oder die wieder funktionierenden Funk.- und Internetgeraetschaften. Aber vorallem war es das Wetter. Um 20 Uhr abends aus dem Flieger ausgestiegen fand ich mich in der angenehmen 25 Grad Nachtluft der Queensland Gold Coast wieder. Die Frage war jetzt nur: Was nun? Ich entschied mich zurueck nach Queensland zu fliegen, da mir die Fabrik angeboten hat mich auf meine Bitte hin wieder einzustellen. Leichter gesagt als getan. Jetzt stand ich da. Freitag Nacht in Surfers Paradise m Flughafen. Keine Ahnung von Nichts. Weder wie ich von Surfers nach Warwick komme, noch was ich ueberhaupt in Warwick soll abgesehen von Arbeiten.

Diverses Herumfragen brachte mich schliesslich zu einer 2 stuendigen Zugfahrt von Nerang an der Gold Coast richtung Brisbane. Im Internet erfuhr ich, dass am naechsten Tag ein Crisps Coach (Bus) nach Warwick faehrt. 50 Dollar sollte mich der Spass kosten und der Bus fuhr nur einmal am Tag.

Das hat mir schon wieder vor Augen gefuehrt, was mich in Warwick alles erwartet- GARNICHTS! Um 11 nachts endlich in Brisbane angekommen musste ich mich mit meinem 20 Kilo Backpack und meinem 10 Kilo Handgepaeck auf Unterkunftssuche begeben, musste ich ja irgendwo unterkommen um am naechsten Tag um 12 Uhr mittags nach Warwick zu kommen. Leider waren die meisten Hostels entweder ausgebucht oder um die Uhrzeit nicht mehr zu buchen. Eine Stunde lief ich mehrere Kilometer durch Brisbanes Innenstadt in einer Samstagnacht, mit 20 Kilo auf dem Ruecken, desoefteren von Betrunkenen Minderjaehrigen angepoebelt aber auch von anderen noch betrunkeneren Backpackern angefeuert. Manche hatten sogar Mitleid und boten mir Hilfe an, was mich dann auch endlich ins Tinbillys brachte, etwas ausserhalb der Innenstadt aber 30 Meter Luftlinie vom Brisbane Transit Centre (ZOB) von wo ich am naechsten Morgen 2 Stunden nach Warwick fuhr.

Angekommen praesentierte sich alles genauso wie damals Anfang Dezember 2011 als Julian und ich freudestrahlend dieses Kaff verlassen haben. Meine verbleibenden 2 Monate Australien und meiner ziemlich imposanter Schuldenberg liessen kein Gejammer und keine Alternative zu. Zum Glueck war ich nicht ganz auf mich alleine gestellt. EIner der wenigen Vorteile nach 4 Monaten wieder an denselben Ort zurueckzukehren ist, dass sich beinahe alle an dich erinnern. Laura, die beste Freundin meiner ehemaligen ABschlussballtanzpartnerin, Alexis hat mir zugesagt, dass ich die ersten paar Naechte bei ihr und Alexis unterkommen koenne (die beide leben seit Kurzem zusammen in einem Haus). Natuerlich nur so lange bis ich was anderes habe. Nach dem Wochenende was ich mit Laura weitesgehend vorm Fernseher verbracht habe (Alexis ELtern besitzen einen DVD Verleih), besuchte ich am Montag die FAbrik.

Zu meinem Glueck war Grayham, der Personalmanager gerade im Buero als ich eintrat. Er ist mir sehr gut gesonnen gewesen und hat es ebenfalls sehr genossen, dass MArkus und Simon bei John Dee angetreten sind, ja sogar auf Kates Angebot hin (Grayhams Frau) bei der Familie gewohnt habe. Mir wuerde sie nur einige Stunden spaeter dasselbe Angebot machen. Ich konnte direkt anfangen und landete im Hallway, Julians alter Sektion, dem Teil der Factory der die gesamten Produktionsstaetten mit den (noch) ganzen Kuhhaelften versorgt. Sprich: "Kadaver schieben". Ich wollte mich nicht beschweren, ich war gluecklich, dass ich ueberhaupt wieder anfangen konnte. Die zweite Personalmanagerin konnte naemlich nicht umher mich zu fragen wie lange ich den dieses Mal gedenke zu bleiben.

Viele Gedanken und Erinnerungen schossen mir in diesem Moment durch den Kopf; die mit Rausschmiss honorierte Ehrlichkeit beim Grapepicking in Heywood, die Tatsache, dass ich ja eigentlich Luegen koennte und die Feststellung, dass es eigentlich falsch waere mich von diesem Arschl**** Nick (CHef beim Picking) in meiner Ueberzeugung beeinflussen zu lassen.
Ich entschied mich letzten Endes fuer die Wahrheit und erzaehlte von meinem baldigen Rueckflug nach Hause. Nichtsdestotrotz bekam ich den Job fuer die naechsten 6 Wochen. Ich war uebergluecklich!

Die Unterkunftsfrage war noch nicht geklaert. Entgegen meiner Hoffnung konnte ich auch nach NAchfragen keine ArbeiterWGs oder Mietwohnungen ausmachen. Auch das schwarze Brett in der Citymall oder die Warwicktageszeitung waren keine Hilfe. Am naechsten Tag, Dienstag den 27. tat ich etwas, was ich mir schon in Neuseeland fest vorgenommen habe. Ich besuchte Kay, die Frau die uns so lange unterstuetzt und beheerbergt hat. Garnicht primaer wegen meines Unterkunftdebakels, sondern mehr um ihr zu erzaehlen was in den letzten Monaten so geschehen ist und um zu hoeren was sie seit Dezember so gemacht hat. Sie hat sich sehr gefreut mich wieder zusehen und umgekehrt.

Wir haben wie in "alten Zeiten" sehr lange und sehr themenuebergreifend geredet. Als ich meine fast- Obdachlosigkeit erwaehnte bot sie mir die Abstellkammer an, falls ich sehr verzweifelt sei. Zur Zeit meiner Rueckkehr nach Warwick hatte sie Yuna bei sich, eine japanische Wwooferin, die kein Wort Englisch gesprochen hat und sich den ganzen Tag nur japanische Filme auf ihrem Laptop angeschaut hat. Kay war relativ verzweifelt mit ihr und managte es einige Tage spaeter sie zu einer Freundin nach Mackay zu schicken, die Yuna fuer taegliches Babysitten 200 Dollar die Woche plus Unterkunft etc bezahlen wird. Aufgrund ihrer Kommunikationshuerde war Yuna besser mit Kindern als mit Erwachsenen.

Am Mittwoch bat Alexis mich auszuziehen, ich vermute, dass ihr Freund mit der Gesamtsituation unzufrieden war, obwohl er nie irgendwas haette befuerchten muessen, sah ich ein, dass ich mich doch wirklich langsam auf was anderes fixieren sollte. Was anderes war leider nicht gegeben und somit war ich verzweifelt, was fuer Kay Grund genug war mich fuer 70 Dollar die Woche und ein bisschen Hilfe im Haushalt, zu beheerbergen.

Wir verstanden uns von Tag zu Tag besser. Sie gestand mir, dass sie mit mir alleine viel besser klar kaeme als mit Julian im Schlepptau. Das sollte ich in den naechsten Wochen noch haeufiger hoeren. Selbst in der Fabrik von Julians ehemaligen 6 Kollegen, nun meine 6 Kollegen, wurde mir erzahelt, dass sie mit Julian nicht besonders gut klar kamen, er schlecht gearbeitet habe und immer andere hat fuer sich laufen lassen, eine Tatsache, die mir mehr als bekannt vor kam.

Ich habe keine Bedenken, dass Julian das hier irgendwann lesen sollte. Er hat nicht ein einziges Mal in den 5 Monaten, die wir zusammen getravelt sind in meinen Blog geschaut, umso unwahrscheinlicher ist es jetzt. Ich war ueberrascht ueber die Aussage meiner Kollegen zum einen ueber die Menschenntnisse dieser Maenner, die ihn ja nur auf der Arbeit kannten und zum anderen weil Julian mir taeglich vorgeschwaermt hat wie entspannt sein Job doch sei und dass er so gut darin sei. Suspekt kam mir das schon vor, als man ihn nach einigen Wochen in eine andere Sektion geschickt hat.
Ich wollte das Thema Julian Stephan eigentlich abhaken, doch durch diese neuen Erkenntnisse wurden wieder alte, ueberwiegend negative Erinnerungen aufgewirbelt.

Ansonsten ist das einzig erwaehnenswerte innerhalb der 6 Wochen das erste Wochenende nach der ersten Woche Arbeit. Ich fuhr ueber das Wochenende nach Brisbane um Cem zu treffen, der nachdem ich NZ verlassen habe noch mit den Heidelbergern eine Woche gereist ist. Jetzt wartet er um endlich wieder nach Berlin zu fliegen. Ich beschloss ihm das Warten zu erleichtern und kam fuer das verlaengerte Wochenende (ich arbeitete leider nur 4 Tage die Woche, wir hatten jede Woche ein stand down am Freitag= frei) nach Brisbane. Wir chillten in Brissie, fuhren fuer eine Nacht nach Surfers und genossen fuer ein allerletztes Mal den Pazifischen Ozean an Surfers riesigem, makellosen Sandstrand.

Als ich ihn dann am Montag verabschiedete, war es ein eigenartiges Gefuehl, wenn nicht zu sagen scheiss Gefuehl, zu wissen, dass er jetzt in die geliebte Heimat flog, waehrend ich noch 5 Wochen in der Fleischfabrik schuften durfte, in dem Ort, der wirklich nichts zu bieten hatte, sogar noch weniger als zu der Zeit, die ich mit Julian letztes Jahr dort verbracht habe. Im Bus zurueck nach Warwick postete ich kurz vor Schichtbeginn bei facebook:

-In Brissie mit Cem seine letzten 24 Stunden in good old Australia verbingen bis er wieder gen so sehr geliebtes Berlin abheben kann. Angesichts der Tatsache, dass ich wieder im selben eintoenigen Countryort, in der selben eintoenigen Fleischfabrik die selbe eintoenige Knechtarbeit verrichte- nur dieses mal alleine, noch fuer die naechsten 5 Wochen, steigt die Sehnsucht und Lust ihm einfach zu folgen ins Unermessliche. Egal, die letzten EINANHALB Monate sind angebrochen bis ich wieder Zuhause bin! Sowas nennt sich dann wohl Heimweh- endlich..

Der April verging ohne nennenswerte Highlights, ausser vielleicht Ostern, was wir bei einer Bekannten von Kay gefeiert haben. Sie ist griechischer Abstammung was dazu fuehrte, dass wir in den Genuss eines typsich mediterranen Osterfest kommen konnten, inkluiver 50 koepfiger Feiergemeinde, aufgreiht unter den Olivenbaeuen in Deenes Garten, und einem sehr beachtlichen Festmahl. Das war eine sehr nette Abwechslung.