Ankunft in einer der schoensten Grossstaedte

26.February 2012 - Adelaide


In der 81 Shepherdshill Road angekommen begruesst Nyasha mich sehr freudig und ueberraschte mich mal wieder wie extrem gut ihr Deutsch doch ist. Nachdem wir das Auto entleert haben und Jule verweisend auf die vor ihr liegenden 500 km die Tasse Tee mit uns ablehnen musste veraschiedten wir uns voneinander mit einem "Bis in Hannover" und Jule verliess Adelaide.

Bei Nyasha die Couch bezogen ging es auch schon gleich los. Heute Abend sei ein 21. Geburtstag ihrer alten High School Freundin, die Architektur in Melbourne studiert, fuer ihre Feier jedoch auf ihre alte elterliche Bleibe zurueckkommt. Nyasha habe sie bereits gefragt, es koenne nie genuegend deutsche bei ihr zuhause geben. Diese Aussage wurde nicht zuletzt wegen der beiden bayrischen, momentanen Mitbewohner der Familie getaetigt.

Vorher wuerde Nyasha mich aber gerne noch ihrem Freund Angus vorstellen, der fuer ein halbes Jahr in Nuernberg gelebt hat und ebenfalls durch Hannover getravelt ist. Er habe einen Pool, was angesichts der 35 Grad in Adelaide das absolute Totschlagargument fuer mich war. Angus, ein sehr intelligenter und hilfsbereiter Maschinenbaustudent hat bei mir einen sehr guten EIndruck hinterlassen. Er und Nyasha harmonieren top, ich ar nicht einmal besonders schockiert als mir die 21 jaehrige einige Tage spaeter gestand, dass sie davon ausgeht Angus in den naechsten 2- 3 Jahren zu heiraten.

Diese sehr krasse Einstellung zu dem Thema Heiraten koennte ein diesem Fall zwei Ursachen haben. Zum Einen ist mir durch Warwick aufgefallen, dass frueh Kinder kriegen und frueh heiraten oftmals einhergeht. Langeweile und ein grosszuegiges vierstelliges Kindergeld sind die Intentionen der meisten Kids.

Diese Ursache trifft auf Nyasha und ihr Umfeld nicht zu. Es handelt sich bei ihnen nicht um irgendwelche gelangweilten Warwick Kids, die nach 8 Jahren die Schule verlassen um mehr Zeit mit ihrem 16 Jahre juengeren Baby und ihren ganzen anderen Babyversessenen Freundinnen zu haben. Nein, Nyashas familen.- und Freundeskreis gehoert zu der Intelektuellen Gesellschaftsschicht von Australien, Eltern beide Doktoren und freiwillige Ornithologen, Kinder alle drei am Studieren und Angus mit seinem Studium schon fast abgeschlossen haben einen anderen Grund fuer diese eher konservtive Einstellung zu Boyfriends etc. Die Kerrs sind alle sehr christlich. Ihre sehr starke Bindung zur Kirche kam auch mir ziemlich zugute, ist die baptistische Gemeinde aehnlich wie die Neuapostolische Kirche sehr bemueht den Grossteil der Freizeit ihrer jugendlichen Anhaenger zu bestimmen.

Am Sonntag nach der ziemich gelungenen Party von Eliza und ihrer Familie, mit denen ich mich super verstanden habe (Eliza hat mich bevor ich von Melbourne nach Hause fliege Ende Mai zu sich in ihre Wohnung eingeladen), konnte ich mich komischerweise problemlos motivieren mit Isaac, Oliver, Nyasha und Angus zum baptistischen Gottesdienst zu gehen. Ich war sehr gespannt was mich erwarteten sollte, wurde meine Frage nach dem Dresscode mit Olivers Outfit beantwortet, der Flip Flops, T Shirt und eine knallgelbe Badehose trug. Die Kirche war ein modernes Gebaeude mit einem riesigen Innenraum, der bis auf den letzten Platz gefuellt war. hinter dem "Altar" (eher eine Buehne) prankte ein riesiges in lila angestrahltes Kreuz. Verschiedene Instrumente waren da aufgereiht vor der Wand mit dem Kreuz.

Um 11 Uhr ging es dann los. Zwei Beamer warfen Lyrics und Bilder an die Wand links und rechts von dem lila Kreuz und 5 Backgroundsinger, eine Frontsaengerin sowie ein Saxophonist, ein Drumer ein Bassist und ein Gitarrist betraten die Buehne und fingen an zu spielen. Ploetzlich stand die ganze Gemeinde klatschte im Takt und sang aus vollen Kehlen den Song ueber Erloesung mit. Die naechsten zwei Stunden waren ein Mix aus Powerpoint Praesentationen, Diskussionsrunden, Musikstuecken und Gospelchoraehnlichen Gebeten. Es hat mir sehr gut gefallen die Stimmung war sehr relaxt, waere da nicht immer dieser leichte Beigeschmack von Sekte gewesen sobald erwaehnt wurde, dass bald der Erloeser kommen wird und seine treuen Anhaenger aus dem Elend des Lebens erloesen wird. Mit dieser Message konnte ich mich nicht so wirklich identifizieren.

Nach dem Gottesdienst verweilten wir noch eine weitere Stunde in der Kirche, was hauptsaechlich daran lag, dass Oliver, Nyashas 19 jaehriger Bruder gerade mal fuenf Tage vor meiner Ankunft von einer 1 jaehrigen Weltreise zurueckgekommen ist und somit vielen seiner Bekannten in der Kirche viel zu berichten hatte. Olivers Abenteuer hat mich ein wenig neidisch gemacht. Durch die unglaublichen Gehaelter in Australien brauchte er nur ein Jahr parallel zur Schule zu Arbeiten und fleissig zu sparen bis er dann endlich ein finanzielles Budget von 14000 Aus Dollar zur Verfuegung hatte. Dadurch, dass er die Fluege von Kontinent zu Kontinent schon ein Jahr mit seinem Kumpel im vorraus gebucht hat bezahlte er fuer jene nur 3000 Dollar. Die beeindruckende Bilanz der 351 Tage Weltreise war 31 Laender all over Afrika, Europa (ja auch Hannover), Nordamerika und Asien. Arbeiten musste er nie, ausser zwei Monate fuer Unterkunft auf einem Berg in einem Skigebiet in Canada.

In den darauffolgenden zwei Tage erkundete ich Adelaide mit Nyasha und auch alleine an einem Tag traf ich Mathias (aka Matze den Beachboy), den ich beim Pruning im August kennengelernt und an Sylvester in Sydney wiedergetroffen habe. Es war sehr cool sich nach so langer Zeit mal wieder zu sehen. Sein Englisch hat herkunftsbedingt (Regensburg) immernoch einen bayrischen Akzent, was ich immer wieder sehr amuesant finde.

Wenn ich mich mal gelangweilt haben sollte bin ich mit Nyasha in ihre, mit dem Zug 20 Minuten entfernte, Uni gefahren. Die University of Adelaide verfuegt ueber ein erstaunliches Repertoir an aktuellen Spiegelmagizenen. Infolgedessen konnte ich mich zwei Nachmittage wie ein Student dieser 30000 Studenten grossen Uni fuehlen und gleichzeitig mal wieder ein bisschen am gesellschaftlichen Leben Deutschlands teilnehmen (eine Schande nebenbei, dass Deutschland es schon wieder geschafft hat einen sehr kompetenten Politiker fruehzeitig aus dem Amt zu draengen!).

Am Dienstagabend haben die beiden Bruder mich zum Jagen eingeladen. Etwa skeptisch aber doch entdeckungsfreudig sagte ich zu. Nach einer 2 stuendigen Autofahrt kamen wir auf der riesigen Schafsfarm nach Einbruch der Dunkeltheit an. "Wir" waren in diesem Fall: zwei Pick up Trucks gefuellt mit 9 Maennern und Jungs(allesamt Mitglieder der Kirche und somit gute Freunde), 6 riesige Jagdhunde auf den Ladeflaechen und ich.

Nachdem Sam, der Besitzer von 4 Jagdhunden und Organisator der Hundejagd, den Farmer begruesst hat ging es los. jeweils 2 Personen vorne im Pick up und 4 auf der Ladeflaeche. Hinten stehend musste man die Hunde festhalten, damit sie keine Kangaroos attackieren, da jene einen Hund problemlos toeten koennen, sowie das Spotlight bedienen, einen sehr leistungsstarken Scheinwerfer mit dem man in der kompletten Finsternis nach reflektionen von Augen von Fuechen, Katzen oder Hasen sucht.

Nach nur 5 Minuten herumfahren ging es auch schon los; zwei rote Punkte flackerten in etwa 400 Meter Entfernung auf, die Hunde versuchten sich jaulend und hechelnd von ihren Bewachern loszureissen und von der Ladeflaeche springen und die beiden Fahrer der Pick ups gaben Gas. mit 50, 60, 70 km/h rasten wir auf die zwei Punkte zu, die jetzt die Gefahr gewittert hatten und im Zick Zack in die Dunkelheit liefen. Ohne Sicherung die eine Hand am Halsband von "Pirate" einem Dobermann und die andere Hand an einer Stange am Fahrerhaus des Pick ups wurde mein Gesicht nicht nur vor Angstschweiss nass sondern auch von dem leichten Nieselregen, der bei 70 km/h wie Kanonenschlaege auf die Haut einhaemmert. Etwa 50 Meter von dem Fuchs entfernt, eine Vollbremsung. Von Schreien und Rufen angefeuert sprangen die Hunde von der Ladeflaeche und pirschten hinter dem etwa ein drittel so grossen Fuchs her.

Es dauerte keine 20 Sekunden da bissen die drei Mischlinge aus Kampf.- und Windhund sich auch schon fest. Sie reissten an dem Fuchs hin und her als waeren es betrunkene Briten beim Seilziehen (keine Ahnung wie ich jetzt auf diese Metapher komme, aber sie passt). Sam, Herrchen von "Pirate", "Moo", und "Jack". Brachte die Hunde mit einem Kommando dazu ihm den halbtoten Fuchs zu bringen. Er packte den Fuchs an den Hinterbeinen und schleuderte ihn mit aller Kraft 3 mal mit dem Kopf auf den Boden bis man endlich das Brechen des Genicks hoeren konnte.

Ich war schockiert von dieser schnellen, konsequenten und routinierten Brutalitaet. Den toten Fuchs an den Pick up gebunden ging es auch schon wieder weiter auf die Suche nach dem naechsten. Das naechste Opfer liess nicht lange auf sich warten, erst Distanz gut machen mit dem Auto, dann die Hunde fuer die letzten Meter. Der Fuchs war jedoch so schnell in einem Gebuesch verschwunden, dass die Hunde auch schon ziemlich schnell verwirrt umher rennend aus unserem Blickfeld verschwanden. Sam brauchte 10 Minuten Pfeiffen und Rufen bis zwei von den drei Hunden zurueck am Auto waren. Der dritte, "Moo", seine schnellste und erfolgreichste Hundedame jedoch blieb verschwunden, irgendwo in der Dunkelheit. Mittels des Spotlights suchten wir die gesamte bisher gefahrene Strecke nach dem etwa 1,70 Meter langen Hund ab. Ohne Erfolg.

Nach 15 Minuten fanden wir sie. Tot. Sie waranscheinend mal wieder so schnell und uebermuetig, dass sie mit voller Geschwindigkeit in einen aus dem Boden ragenden Ast gelaufen ist, der sich daraufhin einmal durch ihre Lunge gebohrt hat. Aus der Wunde und ihrem Maul lief unaufhoerlich Blut. Die anderen Hunde liefen immer wiede rum sie herum und stupsten sie mit ihren Schnauzen an. Natuerlich ohne Erfolg. Man hat es Sam zwar nicht angemerkt, doch er war sehr traurig ueber den Verlust seines Lieblings. Manch anderer bemerkte, dass es aergerlich um die ganze Arbeit sei, die er in den Hund gesteckt habe.