Fuenfter Tag, goodbye

22.September 2009 - Melbourne


Ich bin nun den fünften Tag in Melbourne. Ich fühl mich inzwischen nicht mehr so derartig unwohl, wie noch gestern oder vorgestern, dennoch habe ich mich entschlossen meine "Reise" abzubrechen. Aufschreiende Personen sehe ich nun vor dem Rechner und ich kann es ihnen nicht verübeln. Eine Reise, so wie ich sie antrat wünschen sich viele Leute, die in Arbeit und Alltag regelrecht gefangen sind und am liebsten mal ein Jahr aussteigen wollen. Für mich hab ich aber beschlossen, ist es noch zu früh. Ich fühle mich hier sehr überfordert und lahm gelegt, habe sehr viel abgenommen (meine Reitjeans ist zu GROSS!! das sagt eigentlich alles..) und schlafe ziemlich wenig. Ich hatte meine Biorythmus schon einmal sehr gut umgestellt, dachte ich. Allerdings kam mit der tierischen Unglücklichkeit auch irgendwie die Unfähigkeit zu Schlafen hinzu. Nun verbringe ich die Nächte immer allein im Aufenthaltsraum, weil ich vor lauter Nachdenken nicht einpennen kann, hänge bis 8 Uhr morgens für viel Geld im Internet und gehe irgendwann schlafen. Das tue ich bis höchsten halb drei Nachmittags, wache auf und tue dasselbe wie nachts. Im Aufenthaltsraum vorm Rechner sitzen. Am Anfang dieser "Phase" dachte ich, es läge daran dass ich alleine bin und noch niemanden kenne. Doch inzwischen hab ich nette Menschen hier kennengelernt. Unter anderem Jens, ein Dreadmann aus Hamburg mit dem ich seitdem jeden Tag verbringe und auch was unternehme. Doch reizt es mich einfach nicht. Ich laufe inzwischen desöfteren in Melbourne rum und gucke mir die Straßen, etc an, aber meine Gedanken laufen immer wieder zum "Ich möchte in meine gewohnte Umgebung zurück" hin. Da das leben hier nicht allzu billig ist, möchte ich mir weitere Kosten ersparen und habe heute meinen Rückflug nach Deutschland gebucht. Ich weiss, dass der aufmerksame Leser total entrüstet sein wird und mir vorwirft es doch nicht mal richtig versucht zu haben. Doch in den letzten Tage habe ich mich selbst von einer völlig neuen Seite kennengelernt, die mir unter anderem auch gezeigt hat, dass ich zum Allein-Reisen einfach noch nicht alt der meinetwegen weit genug bin. Ich hab dafür den Arsch nicht in der Hose und was noch viel wichtiger ist: ich will es auch einfach nicht. Ich möchte all die schönen Dinge, die es hier definitiv gibt viel lieber mit mir bekannten Menschen machen. Denn allein ist man irgendwie einsamer als zu zweit. Und auch das Argument "Du lernst Leute kennen" hab ich mir oft angehört und auch gehörig durch den Kopf gehen lassen und ja, ich lerne Leute kennen. Allerdings begleiten diese Leute mich immer nur für eine oder höchstens zwei Wochen. Und zur Zeit fehlt mir einfach die Stetigkeit sehr. Abenteuer ja, aber nicht auf derartig eigene Faust. Das ist mitunter ein Grund, weshalb ich dieses Abenteuer für mich abgeschlossen habe. Ich werde Australien sicherlich irgendwann bereisen, aber für mich ist es nun noch zu früh. Und ich denke einfach, ich muss niemandem beweisen was für ein Toughes Mädel ich bin, ich weiß was ich kann und was ich tue, wenn ich nach Haus komme. Ja, soviel zu dem Thema.Melbourne.. Seit dem Buchen meines Rückfluges geht es mir soviel besser. Die Stadt frisst mich nicht mehr so auf und Jens und ich haben beschlossen, die letzten Tage mehr zusammen zu machen. Ich werde mir noch Parks anschauen, einmal zu Lisa nach Sassaffras fahren und den Nationalpark besuchen, ich möchte mir Ausstellungen angucken und nach Fitzroy (dem Linden Melbournes). In der Brunswiek Street sind furchtbar viele kleine süße Second-Hand Läden. Es wird also witzig. Klettern möchte ich auch nochmal gehen, nur um Niki eifersüchtig zu machen. Schliesslich kann ich immer behaupten, mal in Melbourne gebouldert zu haben. Und wer kann das schon? Wie auch immer. Gestern war ich in einer Bar, in der die beste Musik gespielt wurde die ich je in einer Bar hören durfte. Yo La Tengo sind nur eine Band von vielen (deren Namen ich mir aber nicht merken konnte), die die gutaussehende Djane gespielt hat. St Kildas Strand wird mich auch noch sehen. Ja, ein paar Pläne habe ich noch. Aber im Moment freu ich mich aufs Absehbare Ende eines teuren, aber lehrreichen Experiments.