Dich kenne ich doch?

07.December 2009 - Rockhampton


Der bislang traurigste Tag in Australien. Auf dem Weg nach Rockhampton mit dem Greyhound, hatte ich meine erste richtige Downphase. Das alleine Traveln ist doch nicht so einfach wie man denkt.
Vorbei an den rauchenden Schornsteinen einer grossen Industrieanlage kurz ausserhalb von Gladstone, fuhr ich nun weg von der Kueste ins Landesinnere. Der Sonnenuntergang war dort um einiges intensiver und die Landschaft artenberaubend. Drei Sitze vor mir sass ein Chinesen Paar die wie in einem schlechten Film, die jede halbe Stunde vorbei fahrenden Zuege fotographierten, die mehrere Kilometer lang waren und mit Kohle beladen waren. Dazu versuchten sie die paar Worte die sie konnten mit dem Busfahrer auszutauschen, der wiederrum jedes Wort mindestens 3 mal wiederholen musste, bis einer der beiden, zur Befriedung des Busfahrers "ahhhh" sagte, obwohl sie nichts verstanden. Das ging ca. in einem 5 Minuten Rytmus immer wieder von vorne los. Hinter mir sass noch ein Junger Man der sich aber bedeckt hielt.
Waehrend der einsamen Fahrt, habe ich auch noch was nieder geschrieben:

Auf dem Weg nach Rockhampton trifft mich auf einmal die Heimweh.
Nie zuvor vermochte ich dieses Gefühl in mir zu haben.
Die endlose Weite der australischen Landschaft provoziert ungemein.
Die Steppenförmige mit Baum besetzte Ebene, die am Ende an großen Bergen endet,
ist von der untergehende Sonne, die gerade hinter den Bergen verschwindet, gut betont.
Währendessen singe ich "Westerland" und verstärke dieses Gefühl.
Nie hätte ich erwartet, dass Reisen fern ab von der Heimat, diese Herausforderung darstellt.


Als ich in Rockhampton angekommen bin, war es schon dunkel. Die Lichter von McDonalds und Subway auf der anderen Seite der Strasse schmilsten schon ineinander. Diesmal habe ich mich kaum informiert, wo wohl ein Hostel sein konnte. Ich wusste wo ungefaehr eins ist, aber dass bringte mir nicht so viel. Ich fragte den Busfahrer ob er vielleicht wuesste wo ein Hostel sein koennte und er empfiehl mir einfach zu warten, weil oftmals ein Auto von ein paar Hostels hier vorbei fahren. Ich wartete und wie der Zufall es wollte kam auch ein Auto. Dieses fuhr mich zu einem YHA (Art Jugentherberge, die in der Regel sehr sauber und konfortabel sind, weil sie staatlich subventioniert werden). Leider hatte ich ein wenig Pech mit meinem Zimmergenossen. Dieser ist ein arbeitssuchender Aussie (Bierplautze mit ein berechned), der sein komplettes hab und gut mit in dieses Zimmer mitgenommen hat. Bis hierhin ist ja noch alles schoen und gut, aber das staendige furzen und ruepsen, in einem (ungelogenden) 5 Minuten Takt stoert echt. Eigentlich darf ich mich nicht beschweren *hust*, aber dass war echt nicht mehr schoen. Ausserdem kam noch dazu, dass dieser keinen Anstand hatte, auch waerend andere schlafen wollten, ein paar Balla-Filme rein zu ziehen. Ich sagte mir, dass es eine Erfahrung ist und man musste das positive auch nennen, naemlich dass ich Englisch sprechen konnte, auch wenn dieser mehr nuschelte und fluchte , als Woerter aus seinen Mund kamen. Nun irgendwann schlief ich ein und freute mich auf den naechsten Tag.
Am naechsten Morgen ging auf einmal die Tuer auf und ich sah ein bekanntes Gesicht. Ich reibte mir den Schlaf aus den Augen und erkannte, dass er mit mir nach Australien geflogen ist. Wir sind mit der gleichen Organisation nach Australien geflogen und haben auch die ersten Tage in dem selben Hostel gewohnt. Unglaublich das man sich dann wieder sieht. Ich habe schon oftmals von solchen Geschichten gehoert, aber das mir es auch mal passiert? Unglaublich! Man muss sich vorstellen, dass dieser Kontinent fast so gross ist wie Amerika (ohne Alaska), umso mehr verwundert es ein, dass so welche Zufaelle doch tatsaechlich passieren. Morgen am 11.12 geht es weiter zu Mackay. Der Bus ist schon gebucht.