Urlaub Part II

08.October 2010 - Exmouth


Während unserer 2- bis 3-stündigen Abendessen lernten wir eigentlich jeden Abend neue Leute kennen und verbrachten den Rest des Abends damit, vor unserem Bungalow Musik zu hören, einige Bierchen zu trinken und uns zu unterhalten. Interessant, die Geschichte und Pläne der ganzen Leute zu erfahren und ich merke dabei jedesmal, wie richtig es war, mich für dieses Jahr hier zu bewerben. Ich könnte mir persönlich nur schwer vorstellen, von der Schule direkt zur Universität zu wechseln, ohne zwischendurch mal etwas anderes gesehen und erlebt zu haben. Umso mehr freue ich mich auch auf die geplante Weltreise nach meinem Aufenthalt in Australien, die mich zwar später anfangen lassen wird zu studieren, aber viel wichtiger einen ewigen Traum von mir erfüllen wird. All die Leute, die man hier trifft, zeigen einem, dass es durchaus möglich ist, eine solche Reise zu machen. Und der Zeitpunkt vor dem Studium ist perfekt - zwischendrin wäre es organisatorisch sehr aufwendig und auf das Ende meiner Ausbildung zu warten würde bei meinen derzeitigen Plänen (Medizinstudium) meiner Ansicht nach zu viel Zeit in Anspruch nehmen.

Nach 3 Tagen voller Strand, Sonne, BBQ, Bier, Party ging dann am Freitag unser OWD Kurs los:
Um 8Uhr trafen wir uns in der Tauchschule, wo sich Nadine, unsere Tauchlehrerin vorstellte. Sie ist 30Jahre alt, Französin, die seit 2 Jahren in Exmouth lebt und ausgesprochen nett. Unterstützt wurde sie während des gesamten Kurses von Chris und Gina, zwei Masterdiver(innen) im Training, welche als Teil ihres eigenen Masterdiver Kurses unserem Kurs assistierten.
Unser Kurs bestand aus 8 Leuten unter denen lustiger Weise auch Nadines Eltern waren, die während ihres Besuches in Australien Tauchen lernen wollten.
Während der ersten beiden Tage Freitag und Samstag haben wir vormittags Theorieunterricht gehabt, alles über unser Equipment und das Verhalten unter und über Wasser gelernt und am Ende eine Abschlussprüfung geschrieben. Nachmittags ging es zum Schwimmbad, wo wir dann unser Equipment zusammen- und auseinanderbauten und jede Menge Übungen im Wasser machten. Diese praktischen Aufgaben waren immer sehr interessant und alle waren Feuer und Flamme, am Sonntag endlich im Ozean tauchen zu gehen.

Nach einem etwas zu langen Abend im Potshot Hotel Club ging es dann am Sonntag um 7 Uhr zum Hafen, von wo aus uns die Alikaai nach Lighthouse Bay im Ningaloo Reef brachte. Auf dem Weg dorthin begaben uns Peter und ich auf das Sonnendeck zu unserem Skipper Jason und hielten Ausschau nach Buckelwalen. Diese ließen nicht lange auf sich warten und ich konnte sogar einen Wal sehen, der neben unserem Schiff komplett aus dem Wasser gesprungen ist. Umwerfend! Wie im Film oder auf den Postkarten.
Die Tauchgänge waren atemberaubend, wir sind 14m tief heruntergegangen und haben dann dort auf einem Sandfleck inmitten des Riffes unsere obligatorischen Übungen gemacht: Maske entfernen, 1 Minute ohne Maske atmen, wieder aufsetzen und klarmachen, BCD komplett ausziehen und wieder anziehen, Out-of-air Situation simulieren und alternate air source des Buddys nutzen, ...
Teilweise mussten wir dabei recht lange auf die Eltern von Nadine warten, da diese etwas langsam in allem waren. Kombiniert mit einer Wassertemperatur von 25°C und der Tatsache, dass wir die meiste Zeit knieten und ich generell eher anfällig für Krämpfe bin, hatte ich sehr oft Krämpfe in den Beinen.
Als ich dann an der Reihe war und meine Maske abnahm, hatte ich kurz später Krämpfe in beiden Waden und beiden Oberschenkeln. Nicht gerade angenehm, aber ich wusste wie das Zeichen für "Etwas stimmt nicht" und "Krampf" ist, sodass ich die beiden Zeichen dann direkt mal anwenden konnte und Nadine mir half, meine Krämpfe loszuwerden. Danach konnte ich dann auch meine Maske wieder in Ruhe aufsetzen, da die eine Minute Atmen ohne Maske dann schon vorbei war.

Zurück auf dem Schiff wurden wir mit ausgesprochen leckerem Lunch begrüßt, was man dann auch wirklich braucht. Tauchen macht extrem hungrig (wie ich finde) und man muss auch jede Menge Wasser trinken, da man pro Tauchgang etwa 1 Liter Wasser verliert, wenn ich mich richtig erinnere.
Während des gemeinsamen Lunch lernt man auch die anderen Taucher besser kennen und nachher blieb meistens noch die Gelegenheit vom Boot aus schwimmen zu gehen. Alles in allem ist uns dabei klargeworden: I wanna have a freakin boat!

Am Montag ging es wieder morgens um 7 Uhr zum Hafen und nach Lighthouse Bay. Ich ging es zweiter ins Wasser und hielt mich am Boot fest, um auf die anderen zu warten. Plötzlich wurde ich auf etwas aufmerksam, was aus der Tiefe direkt auf mich zugeschwommen kam...
Von dort unten kam eine etwa 2 Meter lange Meeresschlange geradewegs auf mich zugesteuert und schlängelte sich zwischen meinen Armen an die Wasseroberfläche um dann hinter meinem Kopf wieder in die Tiefe zu verschwinden.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass Meeresschlangen die giftigsten Tiere der Erde sind. Anderenfalls wäre ich wahrscheinlich an einem Schock gestorben. Nadine hat mir aber versichert, dass sie im Grunde harmlos sind, solange man sie nicht provoziert.

An diesem Tag sollte es noch einen wesentlich gefährlicheren Zusammenstoß mit ganz anderen Meeresbewohnern geben:
Unsere letzte Übung des OWD bestand darin, mit einem Kompass an der Wasseroberfläche zurück zum Boot zu schwimmen. Wir waren etwa 50m bis 70m vom Boot entfernt und Peter und ich machten uns als erstes Buddyteam auf den Weg. Mit dem Regulator als Sauerstoffquelle im Mund machten wir uns knapp unter der Wasseroberfläche auf und erreichten auf Grund der starken Strömung etwas später die Alikaai. Gerade als wir aus dem Wasser stiegen hörten wir nur die Rufe von unser Tauchlehrerin: "Everybody, get out oft he Water! NOW! There are sharks!"
Aus sicherer Entfernung konnten wir unsere Tauchgruppe sehen, welche zum Boot eilte. Etwa 10m von ihnen entfernt durchkreuzten 3 Finnen das Wasser, welche nach Meinung von Nadine zu recht großen Haien, wahrscheinlich Tiger Sharks gehörten. Gina, welche schon seit 12 Jahren taucht, meinte, dass dies ihre bisher gefährlichste Situation gewesen sei.
Die Kompassübung mussten die anderen deshalb später an Land nachstellen, da in diesem Fall die Sicherheit natürlich wichtiger war, als das Beenden der Übung im Wasser.
Damit hatten wir einen interessanten Abschluss des OWD und machten uns auf den Rückweg zur Tauchschule.

Wie von PADI vorgeschlagen verließen wir die Tauchschule nicht sofort nach dem Kurs, sondern buchten unseren ersten "richtigen" Tauchgang. Am Mittwoch sollte es zu den Muiron Islands gehen, 2 Tauchgänge, $200. Hayley gab uns noch einen Rabatt, sodass wir dann für die beiden Tauchgänge "nur" $165 bezahlten.
Am Abend trafen wir uns dann zum Abschluss in der Bar nebenan und hatten dort Dinner. Ich habe, wie auch Mads, mich mit einer Kinderportion Fish'n'Chips begnügt, denn die Preise waren einfach abgehoben. Die Pizza Margeritha fing bei $22 an, Hawaii dann $27 usw. Nichtsdestotrotz war es ein netter Abend und Gina erzählte Mads uns mir viel über Tauchurlaube in Indonesien und Malaysia. Äußerst vielseitige Unterwasserwelt und vor allem günstige Tauchgänge/kurse, dort muss ich unbedingt tauchen gehen!!

Am nächsten Tag, Dienstag, hatte Peter seinen 21. Geburtstag und wir schliefen erst einmal aus nach den ganzen Anstrengungen in den Tagen bevor. Wir gingen den Tag entspannt an, waren am Strand und am Pool, am Abend machten wir wieder ewig lange BBQ, aßen einen Schokoladen-Geburtstagskuchen, spielten Billiard in der Bar und tranken ein paar Bierchen. Allzu lange wollten wir nicht aufbleiben, da am nächsten Tag unser nächster Tauchgang auf dem Plan stand und es wieder um 7 Uhr zum Hafen gehen sollte.
Dieser Tauchausflug war sicherlich einer der besten Tage des ganzen Urlaubs, denn wir mussten uns zum einen um nichts kümmern, unser Equipment wurde für uns vorbereitet und wir verbrachten die wertvolle Zeit unter Wasser nicht mit Übungen, sondern konnten uns voll und ganz auf die atemberaubende Unterwasserwelt einlassen, die sich uns darstellte. Riesenschildkröten, Riffhaie, Stachelrochen, riesige Fischschwärme, Meeresschlangen, Lion Fish, Korallen, ...

Diese Tauchgänge werde ich sicherlich nicht vergessen, denn es ist definitiv etwas besonderes, das erste Mal mit der ganzen Tauchausrüstung völlig frei durch das Riff zu schwimmen und all die Lebewesen zu bewundern.
Auf der Rückfahrt lernte ich einen Australier aus Gold Coast kennen, welcher gerade sein Medizinstudium dort beendet hatte und er machte mir ein Studium in Gold Coast schmackhaft. Die Studiengebühren sind jedoch recht hoch, man zahlt pro Jahr $6000 und braucht in der Regel sieben Jahre. Auch wenn man dabei in seiner Freizeit surfen kann, hat das nichts an meinem Plan geändert, in Heidelberg in Deutschland Medizin zu studieren. Ich werde lieber Auslandssemester machen, anstatt komplett im Ausland zu studieren, zumal Deutschland ja auch nicht gerade die schlechteste Ausbildung bietet.
Diese Gedanken als abschließende zu dem Urlaub, ich möchte den Eintrag auch nicht zuu lang machen.
Nach knapp 2 Wochen puren Spaßes ging es dann per Greyhound Bus für mich zurück nach Geraldton, Mads und Peter hatten noch längere Reisen vor sich nach Narrogin und Northam.

Alles, was in der letzten Zeit hier in Geraldton passiert ist erfahrt ihr in einem neuen Eintrag.

Macht's gut!