Indian Pacific 65h Zug fahren

08.January 2011 - Perth


Indian Pacific Trip

Tag 1:

Es ist der 5. Januar. Nach dem ich wieder 2 Wochen in Sydney verbracht habe, geht es für mich nun endlich weiter ins Ungewisse. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich weiß nämlich wieder einmal nicht was mich im Westen erwartet.
Aber nun zum Indian Pacific. Nachdem ich den ersten Tag und die erste Nacht hinter mich gebracht habe, kann ich schon sagen, dass es absolut richtig war nicht den einfachen Weg im Flugzeug zu gehen.
Ganz am Anfang war alles noch sehr gewohnt. Sydney Central Station, Menschenmassen dicht gedrängt, Lärm, Schwierigkeiten das Ticket rechtzeitig ausgehändigt zu kriegen, Asiaten die plötzlich mitten im Strom stehenbleiben, um Fotos von unbedeutenden Sachen zu machen, Abschied von liebgewonnenen Menschen am Bahnhof.
Auch die ersten 150km waren mir landschaftlich vertraut, da der Zug die gleiche Route nahm, die ich schon zu den Blue Mountains gefahren bin.
Nachdem es dunkel geworden ist, bin ich in den Diner-Wagon gegangen, um mich in eine nette Gesprächsrunde reinzustehlen. Dabei traf ich auf James und Jeremy aus Oklahoma. Wir redeten bis spät in die Nacht herein über viele Dinge. James ist ein sehr interessierter Zuhörer, hat aber auch sehr viel über sich preisgegeben. Unter anderem was er mit Jeremy in Perth machen möchte. Sie sind schon eine Stufe weiter als ich.Das bedeutet sie gehen nicht Wwoofen, sondern HelpExchangen. Ist sozusagen eine Weiterentwicklung vom Wwoofing-System. Wer jetzt immer noch nicht weiß was Wwoofing ist, hat meinen Blog nicht aufmerksam gelesen :)
HelpExchange, kurz HelpX ist ein ähnliches System, allerdings nicht auf Basis von Farmarbeit, dafür teils qualifiziertere Arbeit. Der Sinn der Sache ist, Fähigkeiten und Wissen länderübergreifend auszutauschen. Aber auch hier geht es um freie Unterkunft und Verpflegung und natürlich auch um kulturellen Austausch.
Alles in allem ein schöner Tag mit tollen Menschen.

Tag 2:

Die Nacht im sogenannten Red Service Day-Night-Seater war erwartungsgemäß unruhig. 47 Schnarcher, ein Sitz der sich zwar fast eben stellen lies, aber nicht das richtige für mich als Seitwärtsschläfer ist. Außerdem war ich viel zu fasziniert von den abgelegenen Bahnhöfen, an welchen wir manchmal anhielten, um offenbar Bahnhofswärter mit Zeitung, Lebensmitteln und anderen Sachen zu beliefern. Das Horn der Lok war nur leise zu hören, da die Lok ca. 27 Wägen vor unserem ist. Letztendlich bin ich dann doch für ein paar Stunden eingeschlafen.
Frühs stand ich auf und ging direkt wieder zum Diner, um mir den Sonnenaufgang anzuschauen. Als es dann so allmählich hell wurde offenbarte sich mir das Australien, auf das ich schon 4 Monate lang warte. Saltbush, dürres Gras, Roos, Emus, rote Erde, hier und da mal ein Creek mit seinen River Gums, mal wasserführend, mal nicht. Einfach faszinierend. Wie gerufen, wurde meine gute Stimmung auch noch von einem Country-Song aus den Lautsprechern untermalt, welcher von Fernweh, Reisen und Freundschaft schließen handelte.
Es macht einfach so viel Spaß mit James, Jeremy und Gerogia über die sich ständig ändernde Landschaft und andere Dinge zu sprechen. Georiga ist übrigens eine australische Studentin aus Adelaide und wird uns somit in wenigen Stunden in Adelaide verlassen. Aber mit der Ausdauer, mit der sie uns Sachen über ihr Land erklärt hat, hat sie auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen. In Broken Hill, NSW hatten wir dann zum ersten Mal die Möglichkeit den Zug zu verlassen, nach einer ca. 15 Stunden langen Reise. Broken Hill ist eine Outback-Stadt wie aus dem Bilderbuch. Direkt links neben dem Bahnhof ragt die Tagebaumine aus der roten Erde, auf der rechten Seite eine aufgeräumte Kleinstadt mit reichlich Geschichte. Wir hatten ca. 1 Stunde Zeit um ''Silver City'', wie Broken Hill bei den Einheimischen genannt wird, zu erkunden.
Danach rollte der über 700m lange Zug weiter Richtung Adelaide.
Auch den zweiten Tag haben wir super rumgekriegt und mir dämmert, dass mir die Reise wahrscheinlich zu kurz seien wird. James und Jeremy stimmen mir zu.
Kurz vor Adelaide hat uns Georgia eingeladen auf eine Stadtrundfahrt durch Adelaide. Das kann man ja gar nicht ablehnen, so nutzen wir die 3 Stunden Aufenthalt in Georgia's Heimatstadt, um mit ihr und ihrer Mutter die Stadt abzufahren und sogar um den Strand zu besuchen.
Zufrieden stiegen wir wieder in den Zug und es wurde langsam wieder dunkel.

Tag 3:

Der 3 Tag der Zugfahrt fing wieder sehr schön an. Wiedereinmal hat sich die Landschaft geändert. Die Vegetation nimmt nun Stück für Stück ab. Wir nähern uns langsam aber sicher der Nullabor Plain. Nullabor ist das Wort der australischen Ureinwohner für ''kein Baum''. Entgegen allen Prophezeiungen wirkt die Nullabor Plain nicht langweilig auf mich. Im Gegenteil, ich bin absolut fasziniert von der unendlichen Weite und dem Fakt, das dort trotzdem Menschen und Tiere leben.
Später am Tag haben wir dann auch noch mitten im Nirgendwo (in the middle of Nowhere) eine 22 Jahre alte Australierin abgesetzt, die sich entschieden hat 12 Monate auf einer Schafstation zu arbeiten. Wir haben ihr viel Glück gewünscht und verabschiedet.
Dann hielt der Zug ein weiteres Mal, um Diesel und Wasser aufzunehmen und den Fahrer zu wechseln. Somit hatten wir wieder eine Stunde Aufenthalt in Cook. Cook hat 4 ständige Einwohner und ähnelt einer Geisterstadt. Alles sehr unwirklich, aber ebenfalls faszinierend und schön. Ich war echt froh wieder im klimatisierten Zug zu sitzen.
Kurz nach Cook sind wir dann in einen heftigen Sturm gekommen.Das heißt, dass die nächsten Passagiere des Zuges nächste Woche ein schöner Anblick von tausenden bunten Wildblumen geboten wir, welche nur auf den Regen gewartet haben.
Danach haben wir eine Unfallstelle passiert, an der letzte Woche ein Güterzug mit hunderten Autos entgleist ist. Ein Mann lief dort herum und sortierte die ganzen und kaputten Autos, neben den zerknitterten Wagons. Aber wir blieben sicher in der Spur :)
Zum Sonnenuntergang erreichten wir die größte Outback-Stadt Australiens ? Kargoolie Boulder. Ich habe eine Tour mitgemacht, die uns durch die 35 000-Seelen-Stadt und zum Super Pit führte. Die Super Pit ist die größte Mine Australiens. Würde man den Uluru umdrehen, würde er locker in diesem riesigen Loch platz finden. Hier wird seit fast 150 Jahren Gold gefördert. Viel Gold. Außerdem Zinn, Blei und an der Genehmigung zum Uranfördern wird gerade gearbeitet. Nach der Tour haben wir uns nochmal auf eigener Faust in die Stadt gemacht, sind dort das erste mal von betrunkenen Aborigines belästigt worden. Die haben uns regelrecht umzingelt, sodass wir einfach weggerannt sind.
Mining ist nicht das älteste Gewerbe in Kalgoorlie, auch ein Rotlichtviertel gibt es in der Stadt, in der Gegend in der sich auch die meistens Hostels befinden. Zweckmäßig? Nach ein paar Gesprächen mit den Mädels des Longtree's mußten wir wieder zum Zug.
Die Nacht verlief ruhig. Man gewöhnt sich halt an alles.

Tag 4 :(

Die letzten Stunden im Zug. Bin mal wieder gegen Sonnenaufgang aufgestanden. James und Jeremy waren auch schon im Diner. James interviewt eigentlich pausenlos Menschen für sein Landwirtschaftsstudium. So auch an diesem schönen Morgen. Dieses Mal wurde ein ca. 45 Jahre alter Aussie auf dem Diktiergerät aufgefangen. Er scheint sehr viel über das Klima, Dürren, Überschwemmungen und Rinder zu wissen. James ist wie immer sehr dankbar und überhäuft ihn nach dem Interview mit dankenden Worten.
Draussen sieht es auch schon wieder ganz anders aus. Wir befinden uns in Westaustraliens Weizengürtel. Die Erde etwas weniger rot und viele, viele Äcker fahren an mir vorbei.
Es wird auch langsam unruhig im Zug. Die Leute fangen an ihre Sachen zusammen zu sammeln und sich fertig zu machen für die Endstation Perth, WA.
Wie ich es bereits vermutet habe, war die Zeit eigentlich zu kurz. Ich würde jeder Zeit wieder mit dem Indian Pacific fahren und werde es jedem Reisenden ans Herz legen.
Was in Perth so los ist gibt?s dann beim nächsten Mal.

Bis bald. Euer Fabian ;)