der zweite versuch...

10.December 2011 - Coonabarabran


Jetzt hab ichs endlich mal wieder geschafft was zu schreiben und nach ueber einer halben Stunde hab ich den kompletten Text geloescht! So ein Mist! Also nochmal:
Seit meinem letzten Eintrag in Sydney sind jetzt ungefaehr sechs Wochen vergangen und ich habe mein Tagebuch noch am letzten Abend in Sydney verloren - natuerlich! Ich hab mir bis jetzt auch noch kein neues gekauft,. Wird aber definitiv Zeit, weil ich hier deutlich mehr sehe und erlebe als ich mir merken kann. Und es hoert nicht auf ;)
Also hoffe ich, dass ich die letzten Wochen auch aus der Erinnerung einigermassen auf die Reihe bekomme:
Zum Bahnhof war es von meinem Hostel zum Glueck nicht weit - einmal ueber die Strasse.
Um kurz nach 7 a.m. ging der Zug nach Lithgow, von wo aus es dann mit dem Bus weitergehen sollte, insgesamt etwa 600km in 8h.
Sydney ist flaechenmaessig (manche Worte sehen ohne umlaute und sz echt komisch aus!) eine der groessten Staedte der Welt und es hat auch echt ewig gedauert bis der Zug durch alle Vororte durch war und Haueser immer seltener wurden.
Die Strecke ist wirklich schoen und geht durch die Blue Mountains. Immer wieder guckt man links vor eine Felswand und rechts in einen 200-300m tiefen Abgrund (oder andersrum - je nachdem ;)) Riesige Eukalyptuswaelder im Wechsel mit Felslandschaften, dann wirds immer flacher und der Zug haelt in Lithgow.
Hier musste ich dann raus aus dem Zug und in den Bus umsteigen. Der Bus war ein grosser Reisebus, wie sie auch in Deutschland rumfahren, nur mit dem Lenkrad auf der falschen Seite. Oh, und mit nur drei anderen Passagieren ausser mir an Bord. Nachdem zwei von denen, ein aelteres Ehepaar, auf der Haelfte der Strecke ausgestiegen sind wurde mir klar, das Coonabarabran (im folgenden der Faulheit halber nur Coona genannt) ganz offensichtlich der Nabel der Welt zu sein scheint.
Auf der sechstuendigen Fahrt mit dem Bus ueber mal bessere und mal schlechtere Strassen bekam ich dann auch einen kleinen Eindruck von Weite!
Immer, wenn man von einem Huegel aus mal ein wenig weiter gucken konnte, waren da soweit das Auge reicht Wiesen, Felder, vereinzelte Baueme und hin und wieder mal eine Farm zu sehen.
Erstaunlich puenktlich, um viertel vor drei (p.m.) bin ich in Coona angekommen. Erster Eindruck: Klein, verschlafen, laendlich, so ganz anders als Sydney.
Coona hat zwischen 3000 und 3500 Einwohner und hat ein wenig was von einem Klischee-Kaff, dass man aus US-amerikanischen Filmen kennt - uebertrieben breite Strassen, einstoeckige Holzhaeuser, meistens weiss, mit ueberdachter Veranda und einem moeglichst grossen Jeep davor,.
Ich musste auch nur eine viertel Stunde warten bis Derek kam um mich abzuholen.
Derek ist ein alter Bekannter meiner Mutter, der, als er vor etwa zehn Jahren bei uns zu Besuch war und ich ihm von meinen damals beginnenden Australienplaenen erzaehlte, meinte ich solle ihn besuchen wenns denn mal soweit ist.
Hier bin ich jetzt also!
Also Klamotten ins Auto und auf zum Getraenkemarkt - Bier kaufen - ist ja schliesslich Besuch aus Deutschland da ;)
Witzigerweise ist das billigste Bier, dass man hier kaufen kann, Oettinger! Fuer laecherliche 30$/Kasten. Die meisten anderen Biersorten kosten zwischen 40 und 50 Dollar.
Ich hab spasseshalber mal nach Becks geguckt. Gibts! Fuer 3,55 Dollar pro Flasche... Also Oettinger!
Dann die ca. 5km raus zu Dereks place (Grundstueck und Haus).
Derek ist, vorallem im Gegensatz zu den ganzen Rednecks hier, extrem alternativ. Sein Haus hat er selbst gebaut, aus Holz und Lehmziegeln. Strom gibts abends, wenn der Generator laeuft, Wasser draussen am Hahn. Aber auch nur, wenn Wasser im Speichertank ist, den man mit der Elektropumpe aus dem Bohrloch fuellen muss. Das Klo verdient den Namen eigentlich nicht, ist nur ein Loch im Boden (Komposttoilette) und ueberhaupt ist hier alles deutlich naeher an der Natur und man lernt, dass der ganze Luxus, den man gewoehnt ist gar nicht so selbstverstaendlich und oftmals eigentlich auch gar nicht noetig ist.
Das klingt jetzt irgendwie alles ein wenig negativ aber das ist es nicht. Dass ich gut damit zurechtkomme sieht man ja schon allein daran, dass ich hier jetzt schon ca. 6 Wochen wohne.
Klar ist es gewoehnungsbeduerftig und ich glaube auch nicht, dass ich so fuer immer leben koennte oder wollte. Fuer den Moment haette ich es aber nicht besser treffen koennen.
Derek laesst mich hier fuer lau wohnen und dafuer, dass ich ihm im Garten und im Haus helfe muss ich auch nichts fuers essen bezahlen. Also kann ich ganz entspannt ankommen, mich umsehen und es geniessen in Australien zu sein ohne irgendwelchen Geldstress zu bekommen.
Seine Tochter habe ich schon ueber facebook kennengelernt als ich noch in Deutschland war und ich hab auch schon den ein oder anderen Trip mit ihr, ihrem Freund und Freundinnen von ihr unternommen. Ich habe die Bilder einfach in der Reihenfolge hochgeladen, wie ichs sie geschossen habe und hoffe, dass ihr so einigermassen durchfindet.
Unser erster Trip gleich in der ersten Woche ging zur Pilliga Pottery, einer Toepferei etwa 35km ausserhalb von Coona im Busch. Ein wirklich schoener Platz, uebrigens in deutscher Hand, mit vielen schoenen Gebaeuden und Produkten.
Anschliessend gings weiter zu den Sandstone Caves, einem Huegel aus Sandstein, in den das Wasser im Laufe der Zeit viele Hoehlen gewaschen hat. Ausserdem ist dieser Ort heilig fuer die Aboriginals und deswegen besonders geschuetzt.

Okay, ich merke grade, dass es so ewig dauert bis ich am heutigen Tag angekommen bin. Ich lade einfach Bilder hoch und lasse sie fuer sich sprechen und hoffe einfach, dass ich noch was dazu erzaehlen kann, wenn ich wieder in Deutschland bin :)
Ich fasse die restliche Zeit jetzt einfach mal ein wenig kuerzer zusammen.

Ich habe mit Anna und den anderen noch den ein oder anderen Trip unternommen und hab ne ganze Menge gesehn.
Als ich Derek erzaehlt habe, dass ich ueberlege ein Auto zu kaufen meinte er, dass er seinen Van verkaufen will, den er knapp zwei Jahre zuvor gekauft hat um seinem Vater das Land zu zeigen. Der Autohaendler im Dorf meinte er koenne den Wagen fuer 4500 bei ihm hinstellen und anbieten und wuerde auf jeden Fall noch 4000 bekommen. Derek meinte ich koennte ihn fuer 3000 haben.
Kurz: Ich hab jetzt ein Auto! Fuer die unter euch, die es interessiert und was damit anfangen koennen: Ein Kia Carnival mit 7 Sitzen, 2.5L V6 und nem Tachostand von 227.000km. Hier und da ne Beule, einige Kratzer und Lack in miserablem Zustand. Baujahr 12/99 Klimaanlage fuer vorn und hinten, automatik und nem generalueberholten Motor vor ca 40.000km
Die Laufleistung ist fuer australische Verhaeltnisse voll in ordnung (Ich hab hier Autos mit mehr als 600.000km auf der Uhr gesehn) und Rost scheinen die hier so gut wie gar nicht zu kennen.
Ich hab ja auch kurz ueber nen Jeep nachgedacht, aber die kosten in der Anschaffung deutlich mehr und sind dann auch nicht unter 18L auf 100km zu fahren, wohingegen meiner etwa 10-11L verbraucht.
Ich denke ich komme fast ueberall ohne Allrad hin, ausserdem kann ich drin schlafen und sogar noch Leute mitnehmen und Spritgeld sparen :)
Bin also ziemlich zufrieden mit meinem Kauf.
Jetzt baue ich so nach und nach alles so um, dass ich damit gut reisen kann (Matratze, Dachgepaecktraeger, Moskitonetze, Kuehltasche, etc.) und dann kann kommen was will!
Ich habe ueber Derek und Anna schon ein paar Leute kennengelernt, bei denen ich immer wieder mal zum Dinner oder Lunch eingeladen bin, mit denen ich abends nen Film gucken oder einfach ein Bier trinken kann und deren Internet ich nutzen kann um zu gucken wie es so in Deutschland laeuft.
So langsam komme ich auch besser mit der Sprache klar. Ich mache nach wie vor viele Fehler und spreche sehr stockend aber es wird besser und ich verstehe die Leute mittlerweile auch zu 85;)
Bei einem meiner Ausfluege, die ich manchmal auch allein mache (bin ja jetzt mobil) habe ich in der Pottery zwei Maedels aus Deutschland kennengelernt, die dort fuer Kost und Logis gearbeitet haben und auch, so wie ich, nach nem Job gesucht haben. Zei Tage spaeter haben die mich angerufen und mir gesagt sie haetten was gefunden - Flower picking (Blumenpfluecken/ernten) in der Naehe von Sydney. Wenn ich will soll ich da doch mal anrufen und wir koennten dann zusammen hinfahren und uns den Sprit teilen. Leider war das an nem Freitagabend und ich hab den Farmer knapp verpasst. Das Wochenende ueber war da keiner zu erreichen und Montag bin ich extra frueh aufgestanden um anzurufen, hab aber bis zum Mittag keinen erreichen koennen...
Mittlerweile war ich mir auch gar nicht mehr so sicher, ob das ueberhaupt der richtige Job ist.
Was ich will ist doch ein Farmjob - am besten was mit Garten, Rindern, Pferden und Treckern.
Und ueberhaupt - wenn ich da keinen erreiche solls vielleicht auch gar nicht sein?!
Ich bin dann in den Ort gefahren um bei Freunden ins Internet zu gehn und hab da zufaellig eine Freundin von denen getroffen, die mir spontan zwei Nummern gegeben hat, die ich mal anrufen soll weil es da vielleicht Farmwork gibt. Beim Weg nach draussen hat mich dann auch noch einer der Mechaniker hier im Ort angerufen, bei dem ich ein paar Tage vorher nach Arbeit gefragt hab, und meinte er haette jetzt was fuer mich zu tun.
Also gut! Zurueck zu Derek, hab ihn gefragt ob es fuer ihn in Ordnung ist, wenn ich noch ein wenig bleibe (er schien darueber sogar happy zu sein ;)), hab bei den Farmen angerufen (vielleicht Arbeit in den naechsten ein bis zwei Wochen) und auf zum Mechaniker.
Dort habe ich in der letzten Woche drei Tage gearbeitet (Aufraeumen, Werkzeug putzen, Kuehler aus und einbauen, Klimaanlagen ausbauern, Bremsen erneuern, Stossdaempfer tauschen) und meine ersten 400 Dollar verdient.
Jetzt geniesse ich mein erstes Wochenende mit vorhergegeangenen Arbeitstagen und bin soweit ziemlich zufrieden.
Mal schaun, was sich jetzt noch so ergibt. Ich suche weiterhin nach dem "perfekten Farmjob", habe bis dahin aber immerhin schonmal ein wenig geld verdient.