Ankunft und erste Eindrücke

26.February 2011 - Chennai


Hey Leute,hiermit eröffnen wir unseren neuen Blog. Hier werden wir euch "regelmäßig" (Indian style versteht sich - dazu später
mehr :) ) über unseren Aufenthalt in Indien und am Indian Institute of Technology Madras in Chennai (www.iitm.ac.in) auf dem
laufenden halten.
Abflug 10:35h in München: kaltes Wetter, -10 Grad, die Frisur sitzt
Stopover 19:30h in Abu Dhabi: dunkel, warm, 25 Grad, die Frisur sitzt
Ankunft 04:15h in Chennai: immer noch dunkel, Regen, sauheiß -> Frisur hat aufgegeben
Zum Flug noch; den Piloten bei Etihad in Sachen Weather-Forecast für den Ankunftsort NIE VERTRAUEN!!! Während wir vor Abu
Dhai starke Turbulenzen hätten haben sollen, war gar nix los. Außerdem wurden uns für Chennai perfekte Flug- und
Wetterbedingungen versprochen. Was uns dann aber in Chennai erwartete waren schwere Turbulenzen und heftiger Regen.
Nach der Ankunft in Chennai wurden wir abgeholt. Aber nicht wie man sich normales Abholen vorstellt. In nem alten 60er Jahre
Style Auto wurden wir durch den komplett chaotischen Stadtverkehr von Chennai kutschiert. Was das ganze nochmal um einiges
abenteuerlicher machte war die Dunkelheit und der Regen. Während bei uns in Dtl. um vier Uhr morgens auf der Straße tote Hose
ist, trifft man Menschenscharen und vor allem hupende fahrbare Untersätze an. Die Indier benutzen die Hupe mindestens genauso
oft wie ihre Stimmbänder. Dabei ist das aber nicht mal böse gemeint.
Um 4:45h erreichten wir dem Campus vom IIT Madras und freuten uns auf ein gemütliches Bett, welches uns im Fahrzeug
versprochen wurde. Dem war aber nicht ganz so. Nach unserer Ankunft am Pampa Hostel (der Name ist Programm) stellten wir
dann leicht übermüdet, zu unserem Bedauern fest, das es kein freies Zimmer mehr für uns gab. Also entschlossen wir uns es uns im
Aufenthaltsraum neben dem Schlagzeug und unter geschätzten tausend Ventilatoren auf zwei Couchen bequem zu machen. Dort
konnten wir uns ganze zwei Stunden "ausschlafen" bevor wir unseren administrativen Marathon begannen.
Minimale zwölf Stunden hat uns dieser erste Tag durch (gefühlt) alle Büros und Ämter des IITM geführt. Nichts desto trotz haben
wir es immerhin geschafft Geld zu wechseln, einen Formularberg ENTGEGENZUNEHMEN und uns bei Frau Kavitha (International
Office) anzumelden. Letztendlich haben wir dann abends doch noch unsere Zimmer bezogen (später zu diesen noch mehr). Zu
diesem Zeitpunkt waren wir dann 30 Stunden (nur mit der kleinen Aufenthaltsraumunterbrechung) wach bevors endlich ins
Bettchen ging. Da wir es kaum erwarten diesen Büromarathon zu wiederholen starten wir auch "frisch und munter" in das zweite
Drittel dieses Abenteuers welches am Folgetag um 9h begann.
Der zweite Tag führte uns dann wiederrum in die verschiedensten Büros, nur um dort zu erfahren das wir doch noch ne Kopie von
der Kopie des Admission Letters benötigen. Ohne Kopie von der Kopie und der Unterschrift vom Hostel Warden und hundert
anderen Leuten geht hier grundsätzlich überhaupt nichts. Es grenzt nahezu an ein Wunder das es uns freundlicherweise erlaubt
wird hier ohne Unterschriften und Kopien die Toiletten zu benutzen (dazu später noch mehr :) ). Geschätzte zweihundert
Kilometer und fünfhundert Wartestunden im Büro gab es den ersten Grund zu feiern. WIR HATTEN UNSERE SMARTCARD IN DEN
HÄNDEN, welche uns (angeblich) hier Tür und Tor öffnen sollte. Von jetzt an ging alles richtig schnell. Internet und Fitnessstudio /
Schwimmbadanmeldung - KEIN PROBLEM - wenn man eine Smartcard und ein paar Rupien hat. Nur um ein Bankkonto zu eröffnen
braucht man wieder n extra Schreiben vom Hostel Warden, wenn man versucht eins ohne zu eröffnen wird man sofort nachhause
geschickt - und wenn man dann anfängt zu diskutieren steht sofort der Wachmann mit der Pumpgun neben einem. Nach Flos
fünftem vergeblichem Versuch ein Konto zu eröffnen kopierte er selbst seinen Hintern um jeden Zweifel der Herkunft aus dem Weg
zu räumen :P :). Unser Tipp an euch : Eröffnet nen Copyshop in Indien - thats the way to go!!! :D Die Bankstory ... to be
continued... :)
Da Felix nur lächerliche zwanzig Passfotos dabei hatte und in Indien in der Regel selbst zum Klopapierkaufen Passfotos benötigt
wurden entschlossen wir uns schließlich den beschwerlichen Weg aus dem Campus in die "Stadt" auf uns zu nehmen. Dieser führte
uns ersteinmal an der drei Meter hohen mit Stacheldraht und Glassplittern versehenen Mauer vorbei die das IIT umgibt. Als wir das
"golden Gate" nach draußen passierten wurde uns auch schnell klar wofür es diese Mauer gibt. Uns erwartete draußen eine
komplett andere Welt. Ein wohlriechender verführerischer "Duft" nach Exkrementen schlug uns entgegen und veranlasste uns
weiterzugehen. Zur "Welt" ausserhalb des IITs kommt aber in zukünftigen Einträgen noch mehr da es hier sonst zu umfangreich
werden würde.
Jetzt würden wir noch gerne ein paar Worte zum Campus, zu den Zimmern, dem Essen und den Menschen hier schreiben. Der
Campus ist ein Nationalpark und wie bereits erläutert komplett von einer drei Meter hohen Betonmauer umgeben. Insgesamt
umfasst das IIT 61,7 km²!!! Dabei ist das meiste hier von Bäumen und "Grünflächen" bedeckt. Zu den häufigsten Mitbewohnern hier
am Campus zählen lustige kleine (aber agressive) Äffchen, Rehe und eine vom aussterben Bedrohte Hirschart. Ausserdem findet
man unzählige streunende Hunde und Katzen. Fotos sowie ein Video von den Affen werden wir gleich hochladen. Ausserdem gibts
am Campus alles was der Mensch zum leben braucht. Fitnessstudio (mit zum teil abenteuerlichen Geräten), Schwimmbad,
Fruit-Shop (1 Kilo Bananen - 30 Euro-cent), Kiosk in dem man ALLES kaufen kann wenn es vorrätig ist ansonsten kommt man einfach
in "fünf" Minuten wieder. Diese "fünf" MInuten verwandeln sich nach wirklich vergangen fünf Minuten schnell in ein "come in the
afternoon" oder gern auch mal in ein "tomorrow, tomorrow". Diese etwas ungenauen Zeitangaben nennt man die Indian Strechable
Time Zone. So lange man das Spielchen mitmacht kann man es hier ganz gut aushalten. Gute Nerven, gute Laune und gute Miene
zum bösen Spiel schaden hier auf alle Fälle nicht. Ausserdem sind deutsche Pünktlichkeit und Genauigkeit komplett fehl am Platz.
Das kann man besonders gut an einem unserer Fotos sehen wo indische Bauingenieurskunst sich von seiner besten Seite zeigte. In
einem der Departments haben diese eine Treppe gebaut und sich dann spontan entschieden doch keine weitere Etage zu bauen.
Deshalb endet diese Treppe im NICHTS bzw. an der Decke.
Zu den Preisen sei noch folgendes gesagt. Bei einem Umrechnungskurs von 1 EUR = ca. 60 Rupien kostet ein Tag Verpflegung in der
Mensa hier 60 Rupien. 600ml Flasche Cola kostet 24 Rupien. 1 kg Orangen kostet 48 Rupien. 1 Telefonminute nach Deutschland
kostet 12 Rupien. 1 Trinkkokusnuss kostet 20 Rupien. Im Gegensatz dazu kosten uns vier Rollen Klopapier ein kleines Vermögen.
Ganze drei Euro mussten wir blechen da die Verwendung von Klopapier hier nicht üblich ist, die Inder verwenden dazu vornehmlich
Wasser und ihre linke Hand.
Das bringt uns auch zu unserem nächsten Thema dem Hostel und seinen Toiletten. Wir wohnen in einer gemütlichen 9
Quadratmeter Zelle (immerhin mit Fenster und Internetanschluss - welcher jedoch täglich von 24h - 6h und von 8h - 14h abgestellt
wird damit die Inder schlafen und in die Vorlesungen gehen). Matratzen mussten wir uns selber besorgen - Felix wartet aber seit
vier Tagen auf die versprochenen "fünf Minuten" in denen er seine Matratze bekommen soll ;). Glücklicherweise gibt es hier sogar
ein europäisches Klo pro Stockwerk (über den Geruch lässt sich streiten). Duschen sind ok aber selbstverständlich nur kalt.
Das letzte Thema für heute ist das Essen; wir beide haben uns dazu entschieden in der "Regle Mess" zu dinieren wo man aber
hauptsächlich Inder antrifft da dies die Option für die etwas weniger betuchten indischen Studenten ist. Hier gibt es immer nur
eine Mahlzeit zur Auswahl welche Hauptsächlich aus Reis, Reis, Reis und Reis und als Nachspeise Reis besteht. Abwechslung
verspricht das reichhaltige Frühstücksbuffet mit Weißbrot und "mindestens" einer Marmeladensorte Butter. Aber im Ernst; man
kann es ganz gut Essen, könnte auf alle Fälle schlimmer sein. Natürlich haben wir uns unseren indischen Mitstudenten angepasst
und alles mit der rechten Hand gegessen - und uns dabei immer ordentlich vollgesaut. Da wir wie gesagt die einzigen Europäer sind
die in dieser Mess essen werden wir regelmäßig schräg angeschaut aber dafür auch sehr sehr sehr nett behandelt (regelmäßige
Begrüßung vom Mensa Chef). Das denken wir sollte fürs erste reichen.
Wir werden euch selbstverständlich in den nächsten Tagen und Wochen über unsere Erlebnisse mit der indischen Kultur auf dem
laufenden halten.
So long...
Felix und Flo :)