Arbeitsende kommt langsam in Sicht

28.August 2011 - biloela


Hey Leute,

nachdem bei uns schon mehrfach Beschwerden eingegangen sind, gibts jetzt mal wieder was für euch zu lesen.
Über Arbeitsmangel können wir uns im Moment nicht mehr beklagen. Wir arbeiten mittlerweile auf drei verschiedenen Farmen. Immer wenn unser Farmer keine Arbeit hat, ruft er die zwei anderen an, von denen immer einer was für uns zu tun findet. Die beiden neuen Farmen gehören zu der gleichen Vereinigung von Gewürzbiobauern, wie unsere. Trotzdem unterscheidet sich die Arbeit etwas. Bei James zum Beispiel mussten wir eine Reihe Rosmarie Büsche in zwei andere Reihen umsetzten. Unkraut jäten hat hier auch ein anderes Format: Statt ein Paar Reihen von winzigem Unkraut zu Befreien, mussten wir ein RIESIGES Feld von bis zu 1m großen Pflanzen befreien. Nach 24 Stunden Arbeit hatten wir dann 6 "Pickupladeflächen" voll mit Unkraut und entsprechenden Muskelkater. Trevor hingegen hat Unmengen an sogenanntem Pig-weed. Das Zeug ist zwar klein aber so dicht, dass 5 Arbeiter einen halben Tag für eine 300m Reihe brauchen. Und er hat davon ungefähr 70!!!
Was dafür ganz schön ist: Wir bekommen jeden Tag ca. eine halbe bezahlte Stunde "Tea-Time", mit Tee, Kaffee, Keksen, Kräckern und manchmal Käse.
So genug zur Arbeit. Jetzt mal zu unserer freien Zeit hier. Auf der Farm haben wir uns inzwischen schon so sehr eingelebt, dass es bereits unser "australisches zu-Hause" geworden ist. Nur die Tiere die jetzt im Frühling aus ihren Verstecken kommen fangen an etwas zu nerven.
Beginnen wir mit der "Mäusejagt im Campervan":
Wir hatten eine Maus im Van, die unser reichhaltiges Essensangebot genutzt und Flo schlaflose Nächte bereitet hat. Man hat sie die ganze Nacht rumtrippeln und rascheln gehört und Flo hat die Vorstellung, dass sie maximal 2m von seinem Kopf entfernt sein konnte völlig kirre gemacht. Nachdem wir es nach nächtelangem Rumgeräume geschafft hatten sie zu verjagen mussten wir die nächste Nacht feststellen, dass sie wieder einen Weg hinein gefunden hat (wie kann sich immer noch keiner erklären). Also haben wir alles Essen weggesperrt und nach dem nächsten Verjagen umgeparkt. Aber das hat uns auch nur eine ruhige Nacht gebracht, bis sie uns wieder entdeckt hat. Darauf haben wir alle Spalten zwischen den einzelnen Fächern versperrt und den Boden mit Tüten ausgelegt, um zu wissen wo sie sich aufhält. Dann wollten wir einige Km weg fahren, bevor wir sie ein weiteres Mal verjagen. Aber scheinbar hat sie unsere Pläne durchschaut, denn seit unseren Vorbereitungen hat sie sich nicht mehr blicken lassen. Aber vielleicht wurde sie auch von einer Schlange gefressen, denn Paul hat letztens an einem Tag 26!! Schlangen aufgescheucht und erschossen (hier besitzt sowieso jeder ein Gewehr und man zuckt inzwischen auch nicht mehr mit der Wimper wenn einem die Tür mit Gewehr in der Hand geöffnet wird). Vor allem giftige Brown Snakes. Oder aber die Eule, die regelmäßig den Tag hier verbringt hat sie erwischt.
Auch die nächste Tiergeschichte hat vor allem wieder Flo erwischt:
Beim "Bin-waschen" (große Boxen in denen die Ernteerträge gelagert werden) haben wir eine fette große Spinne mit dem Hochdruckreiniger in die nächste Wiese befördert. Einige Minuten später sah Michi mit Entsetzen, dass sie in Flo`s Kapuze sitzt. Auf den Ausruf: "FLO NICHT BEWEGEN!!!" zog er natürlich die Schultern hoch, wodurch die Spinne in seinem Nacken landete. Nach einer Schrecksekunde hatten wir sie dann wieder in die nächste Wiese befördert. Als wir sie wieder zurückkommen sahen, stülpten wir kurzerhand eine Tasse über sie.
Zwischenzeitlich haben wir uns auch einmal eine Woche frei genommen, um den "Canarvon Gorge National Park" zu besuchen. Den wir eigentlich angesteuert hatten, als wir vor vielen Wochen Biloela erreichten und hier stecken blieben. Da die Fahrt deutlich länger gedauert hat als gedacht, hatten wir Angst nicht mehr auf dem Campingplatz einchecken zu können und uns entschieden, auf einer Restarea zu schlafen. In diesem Fall war das jedoch mehr ein zusätzlicher Seitenstreifen neben dem Highway, was die Nacht wenig erholsam gestaltete. Am nächsten Morgen dann die Überraschung: Die Windschutzscheibe war gefroren. Eiskratzen in Australien?? Wir nicht! Also: in die Fahrerkabine setzen, Scheibenbelüftung an und warten...
Endlich im Park angekommen, sind wir erst einmal zum Ranger Headquater gefahren, das auch als Informationscenter dient um zu sehen was uns überhaupt erwartet. Es handelt sich um ein Sandsteingebirge, in das sich ein Fluss hineingefressen hat. So ist eine große Schlucht entstanden, die ebenerdig mit dem umliegenden Land ist und die man entlanglaufen kann. Von der Hauptschlucht zweigen regelmäßig Nebenschluchten ab, in denen es verschiedene Attraktionen gibt. Am ersten Tag sind wir nur kleinere Wege am Rande des Parks gelaufen und haben abends dann am Campingplatz eingecheckt. Am zweiten Tag ging`s dann aber richtig los. Die meisten Leute laufen nur die halbe Schlucht hinauf und besichtigen auf dem Rückweg die Attraktionen in den Nebenschluchten. Wir wollten aber alles sehen, um auch dem Besucherstrom zu entkommen. Wir liefen die Schlucht bis ans Ende, wo man in einem Bush-camp zelten kann. Damit war`s aber für uns noch nicht getan. Wir haben den Großteil unseres Gepäcks im Camp abgestellt und sind zu einem Aussichtspunkt 500 Höhenmeter über dem Camp gewandert. Der Weg war (einfach) 5km lang, teilweise sehr steil und völlig Menschenleer. Doch die Mühen haben sich gelohnt (siehe Bild). Oben angekommen haben wir die Aussicht, Einsamkeit und jeder einen Becher Wein genossen. Dann mussten wir aber auch schon wieder zurück und als wir das Camp erreichten wurde es auch schon dunkel. Die Nacht war verdammt kalt. Es war wohl um den Gefrierpunk und unsere Schlafsäcke sind für etwa ab 11°C gemacht. Am nächsten Tag besichtigten wir dann die Nebenschluchten. Diese waren sehr vielseitig. Während man in einer, Jahrtausende alte Aborigine Kunst betrachten konnte, waren in zwei anderen die Wände komplett mit Moosen, Farnen und Palmen bewachsen. Auch ein kleiner Teil ursprünglicher Regenwald mit sonst ausgestorben Farnarten hat sich erhalten. Am Abend saßen wir zurück am Campingplatz mit einigen Australiern und zwei Holländern am Lagerfeuer. Hier hat sich wieder einmal die völlig verschiedene Mentalität gezeigt. Irgendeiner hat das Feuer angemacht und nach und nach sind einfach immer mehr Leute dazugekommen. Nach einer Stunde unterhalten sie sich dann wie alte Freunde. Eine Frau aus Sydney hat uns angeboten über Silvester zu ihr zu kommen, da die Stadt zu dieser Zeit extrem teuer und überfüllt ist. So sparen wir uns die teure Unterkunft.
Am vierten Tag haben wir dann unsere Beine ausgeruht.
Den Tag darauf wollten wir seeehr bald aufstehen, um den Sonnenaufgang von einem Berg aus zu sehen. Leider hat sich Michi morgens so sehr den Zeh angeschlagen, dass wir nicht mehr auf den Berg konnten und direkt heim fuhren. Dort erwartete uns nämlich das Winterfest. Dieses Musikertreffen wurde auf einer Wiese unserer Farm veranstaltet. Es gab keine festen Bands sondern jeder ist einfach auf die Bühne wenn er Lust dazu hatte und alle haben durch gewechselt. Es war schon sehr lustig wie sich die Australier über den kalten Winter beschwert haben obwohl es tagsüber 20°C hatte. Der nächtlichen "Kälte" wurde mit einem riesigen Feuer und einigen kleinen in Blechfässern getrotzt. Am Montag darauf konnte Michi wegen ihrem Zeh noch nicht arbeiten. Zum Glück, denn so konnte sie bemerken, dass ein Teil vertrocknete Wiese angefangen hat zu brennen. Es war niemand sonst auf der Farm und als Paul endlich kam (Michi hat ihn angerufen) war das Feuer schon einige Meter lang. Der Windrichtung nach hätte das Feuer viel Schaden anrichten können, so dass Paul sehr glücklich über den verletzten Zeh war.
Letztes Wochenende waren wir dann noch im "Kroombit Tops Tourist Park", einer Ranch mit unzähligem (z.T. verwilderten) Pferden im umliegenden Gebiet. Der Rest der Ranch hat uns nicht so gefallen, weil man das Gefühl hat, dass ein künstlicher australischer outback Flair erzeugt werden sollte. Auf dem Heimweg fanden wir ein angefahrenes, stark zappelndes Kaninchen auf der Straße. Da klar war, dass man nicht mehr helfen kann, es aber noch stundenlang leiden wird, haben wir uns überwunden nochmal gezielt über den Kopf zu fahren.
Die letzte Woche gab es immer wieder ein paar Schauer und gestern hat es dann den ganzen Tag stark durchgeregnet. Heut ist jedoch wieder blauer Himmel und wir hoffen, dass die Felder schnell trocknen, damit wir morgen wieder arbeiten können. Die Tagestemperaturen sind aber schon auf bis zu 28°C gestiegen und die Nächte sind bei ca. 10-15°C sehr angenehm.
So das war`s auch schon wieder von uns wir arbeiten noch 5 bis 6 Wochen, dann wird endlich weitergetravelt.

See ya
Michi und Flo