Tongariro Northern Circuit

21.January 2010 - National Park


Heute sind wir von unserer letzten Mehrtageswanderung zurueckgekommen, und wir waren nass. Einfach nur nass. Schon morgens vorm Aufstehen hat man den Regen aufs Dach prasseln hoeren und bis wir im Hostel waren, hat es nicht wieder aufgehoert. Bereits nach einer halben Stunde waren meine Fuesse nass; erstens weil die Schuhe anscheinend mitterweile eine undichte Stelle haben, und zweitens, weil wir durchs Tussokgras gegangen sind und das Wasser von oben in den Schuh gelaufen ist. Das Gute war, dass das DOC im Moment die Wege ausbessert und einige neue Stege uns eine Schlammschlacht erspart haben. Mittendrin - wir hatten das Feuchtgebiet zum Glueck gerade hinter uns gelassen - gab es dann statt normalem Dauerregen fuer eine halbe Stunde richtig schoenen Starkregen. Was bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht nass war, triefte danach auf jeden Fall. Es hat mich erstaunt, wie gut der Rucksackschutz letztendlich aber doch die grossen Regenmassen abgehalten hat. Die Tropfen haben so stark auf meine Kapuze geprasselt, dass ich mir am liebsten die Ohren zugehalten haette. Viel von unserer Umgebung haben wir leider nicht mitbekommen, wir wollten einfach nur noch ins Trockene. Die veranschlagten fuenfeinhalb Stunden haben wir auf vier Stunden reduzieren koennen.
Die anderen Tage waren zum Glueck nicht ganz so nass, aber wettertechnisch trotzdem nicht die Besten. Am Montag sind wir mit ein wenig Nieselregen von Whakapapa Village aus gestartet. Die drei Stunden bis zur ersten Huette waren nicht besonders spektakulaer; die Berge konnte man hinter den Wolken wenigstens manchmal erahnen. Wir waren gluecklicherweise vor dem ersten Platzregen an der Huette. Es war die erste Great Walk Hut fuer uns, mit Huettenwart, Gasheizung und sogar einem Gaskocher (viel zu viel Luxus). Der Sonnenuntergang war nach dem vielen Regen einfach nur gigantisch, das Abendrot war ueber eine Stunde lang zu sehen. Wir hatten schon die Hoffnung, dass es auch am naechsten Tag so schoen sein wurde, aber Pustekuchen... In den Wolken sind wir gestartet; der Nebel hat der Vulkanlandschaft etwas sehr mystisches verliehen. Die ersten beiden Stunden des beruemten Tongariro Crossings, in denen wir fast 700 Hoehenmeter ueberwunden haben, konnten wir die Berge nicht einmal sehen. Als wir im grossen South Crater standen, erschien der Mount Ngauruhoe aus dem Nichts. Der hoechste Punkt war am noch aktiven Red Crater (1886 Meter), der ordentlich dampft und riecht und spektakulaer rot ist ? der Name laesst es schon vermuten.Von dort aus waren auch schon die herrlich blauen Emirald Lakes im Central Crater zu sehen. Nicht nur die Landschaft hat uns allerdings beeindruckt, sondern auch die Menschenmassen. Ich habe den Reisefuehrern ja bis zum Schluss nicht geglaubt, dass taeglich manchmal mehr als 1000 Leute den Weg gehen, aber es muss stimmen. Der Abstieg vom Red Crater erfolgte auf einem steilen Pfad aus schwarzem Aschesand. Es hatte mehr das Gefuehl einer Duenenwanderung, sodass wir mit unseren grossen Rucksaecken mehr hinunter gerutscht als gegangen sind. Wir waren froh, als der Abzweig zum Northern Circuit kam und wir die Massen hinter uns lassen konnten.
Die naechsten eineinhalb Tage sind wir dann durch die spaerlich bewachsene Vulkanlandschaft gewandert und haben dort auch auf 1390 Metern ueber dem Meer uebernachtet. Ganz ohne Baeume oder Buesche wirkt die Umgebung nach einiger Zeit allerdings etwas trostlos. Ich war froh am dritten Tag wieder die Baumgrenze zu ueberschreiten. An diesem Tag hatten wir auch einen sehr schoenen Sonnenaufgang. Der Mount Ngauruhoe war wolkenfrei und auch die Gletscher des etwas weiter entfernten Mount Ruapehu waren zu erkennen. Als wir uns zwei Stunden spaeter auf den Weg gemacht haben, gingen wir allerdings schon wieder in den Wolken. An einer Stelle ging es ploetzlich steil bergab, man konnte den Boden kaum sehen; spaetestens dort habe ich mich wir Frodo in Mordor gefuehlt.
Nach vier Tagen haben wir den Mount Ngauruhoe nun also erfolgreich umrundet, auch wenn wir ihn die meiste Zeit leider nicht sehen konnten, weil entweder wir oder der Berg im Nebel hingen. Trotzdem gehoert diese Wanderung zu einer der schoensten, die ich hier in Neuseeland gemacht habe. Vulkane sind wirklich einmalig.