...the yellow lemontree!

20.January 2009 - bundaberg


And all that I can see, is just the yellow lemontree!


Nach 3 tagen auf standby war ich mal wieder ziemlich frustriert und hab mich daher umso mehr gefreut, als ich am 4. tag endlich einen neuen job bekommen hab!
? lemons picking! (Zitronen pflücken)

Die ganze Geschichte wird nach Leistung bezahlt, also sind wir selber dafür verantwortlich, wie viel Geld wir machen! Das fand ich zur Abwechslung echt gut! Wir sind 3 Leute und müssen die Zitronen ?bloß? vom Baum abschneiden und in einen riesigen Behälter füllen!
Pro Behälter bekommen wir dann 175 Dollars (ca.90 Euro), die wir dann allerdings noch durch 3 teilen müssen! Ich pflücke mit einer Italienerin und einem Finnen zusammen, die zwar wirklich nett, aber auch unglaublich faul sind! Da wir alles was wir pflücken durch 3 teilen müssen, hab ich mal wieder einen leichten Nachteil! Die beiden sind so unglaublich faul, dass ich ca. die hälfte mache und die jeder ¼. pflücken.

Die Plantage ist riesengroß und mitten im nirgendwo. Wir fahren eine ¾ stunde durch einen Wald, bis wir da sind! Auf der Plantage sieht man kilometerweit nur Zitronenbäume. Die Farmer und Arbeiter sind dieses Mal wirklich nett! Ich hoffe doch, dass es nicht wieder nur Tarnung ist, aber ich hab da eigentlich ein gutes Gefühl (was mich letztes mal ja aber auch getäuscht hat! ) hoffen wir mal das beste! Wir wurden ausgerüstet mit einer Schere, einem Plastikring (den wir über die Zitronen stülpen müssen, um zu gucken, ob sie groß genug sind), Sicherheitsbrille, Sicherheitsweste und einem riesigen Beutel, den man sich um den bauch schnallt und dann alle lemons reinpflückt! ? und dann ging es los! Ach ne, noch nicht gleich! Erst haben wir eine zweistündige Einweisung bekommen, wie, wo und was wir machen und nicht machen sollten! Ich hab mich gefühlt wie in der schule! =) sogar das richtige Hochklettern einer Leiter wurde geübt! Jeder musste einmal vormachen, dass er schon schlau genug ist, um so etwas zu meistern! Na ja, es wird schon blöde Menschen geben, die es anscheinend nicht können, sonst hätten wir uns dort ja nicht so zum Affen machen müssen! Nachdem wir dann noch einen unglaublich Berg Papierkram bewältigt hatten, in dem ich mich doch tatsächlich entscheiden musste, wo sie meinen Körper hinschicken sollen, falls ich es nicht überleben sollte (???) und wer in diesem Fall das ?Entschädigungsgeld? bekommen soll (es hat mich schon leicht verunsichert, dass ich solche fragen überhaupt gestellt bekommen habe, aber es ist sicherlich nur Vorschrift!)? ging es endlich mal los! Zu erst war ich noch relativ begeistert, weil ich dachte richtig viel Geld machen zu können (was sich mit Ari und Danielle eher schwieriger gestalltet) und weil es so herrlich frisch im Baum riecht! =) das komplette Gegenteil zu den stinkigen Tomatensträuchern!

Als ich meinen Beutel allerdings das erste mal gefüllt hatte, wich die Begeisterung mal wieder in pure Entsetztheit! Da stand ich unter dem lemontree mit 25 Kilo Zitronen um den bauch geschnallt! Das ist ja mal wieder der perfekte job für mich! Genau auf meine Schwachstellen abgestimmt?rücken und knie! Da fühlt man sich auf einen schlag schwanger! Obwohl ich bezweifle, dass man nach 9 Monaten so ein gewicht mit sich herumschleppt! Falls es doch so sein sollte, hat sich mein Kinderwunsch in Zukunft erledigt! Mit dem gefüllten Beutel schwankt man dann zum großen Behälter, lädt die Zitronen dort ab und ist wieder 25 Kilo leichter! Gut, dass ich den ganzen tag mp3-player hören kann, so lenkt man sich ein wenig ab! Nachdem ich am ersten tag feststellen musste, dass ich einer der Idioten bin, die nicht vernünftig auf die Leiter klettern können und einen Sturz mit gefülltem Beutel zum glück nur mit einem schrecken überlebt habe, klettere ich sicherlich nicht noch ein zweites mal auf dieses ding! Das können die anderen beiden machen! Die machen eh schon viel zu wenig! Die meiste zeit sitzen die beiden faul unter dem Baum und müssen mal wieder pause machen! Da sie zu ungelenkig sind, um in den Baum zu klettern, ist das jetzt mein Part! Einige Zitronen kann man nur erreichen, wenn man in den Baum klettert und da wir zwar keine kleinen, dafür aber ALLE Zitronen pflücken müssen, die groß genug sind, hab ich im Baum immer viel zu tun! Da hätte ich jetzt auch nicht so das Problem mit, wenn die netten spinnen und Dornen nicht wären! Meist sehe ich nur die riesigen Spinnennetze und möchte die Viecher gar nicht sehen, die so etwas spinnen können! Die Dornen sind da schon das größere Problem! Die sind einfach überall! Egal wo man anfasst, muss man immer gucken, dass man nicht direkt auf so ein spitzes ding fasst! was einem nicht wirklich oft gelingt! Meine arme sehen trotz langärmlichen Sachen aus, als würde ich mich ritzen (gut, dass mein Ausschlag auf den Beinen langsam besser wird, sonst sähe ich bald komplett demoliert aus) obwohl ich immer vorsichtig bin, sind einige Unfälle wohl Schicksal! So bin ich den einen tag, bei dem versuch mich in dem Baum mit gefülltem Beutel umzudrehen kläglich gescheitert und aus dem Baum geplumpst! Ich hätte es wahrscheinlich noch geschafft, wenn ich nicht ohne zu gucken an einen ast gefasst hätte, wobei sich ein Dorn so tief in meinen Finger gebohrt hat, dass ich vor schreck einfach losgelassen habe. Da ich mit dem einen Bein gerade in der Luft war, hab ich mich in Sekunden unter dem Baum wiedergefunden! Ich wurde allerdings noch von ein paar ästen gebremst, die ihre Dornen noch fleißig in meine Seite gebohrt haben!
Zu Aris Belustigung, sah es wohl mehr als blöde aus! So ein Idiot, ich hätte mir ja auch etwas tun können! Nach ein paar Minuten konnte ich aber auch schon wieder lachen und musste mich mit dem Supervisor rumschlagen, der es für nötig hielt mich ins Krankenhaus zu fahren? völlig übertrieben! Nach einer halben stunde hat er es dann endlich mal aufgegeben und hat mich weiter arbeiten lassen! Wenn die dort so besorgt um uns sind, frage ich mich, warum die nicht einmal das schlangen-gegengift auf der Farm haben!? Man hat ca. eine ½ stunde zeit, um nach einem Schlangenbiss ins Krankenhaus zu kommen,- das nächste Krankenhaus ist von dort aber eine ¾ stunde entfernt. Normalerweise müssten sie dann das Gegengift haben, aber sie halten es für unwahrscheinlich, dass die schlangen uns beißen werden! Sehe ich eine einzige Schlange auf der Farm, ist meine arbeit dort aber mit Sicherheit beendet! Man muss es ja nicht herausfordern!

Bislang wurde in den ganzen 7 tagen aber erst eine Schlange gesichtet, die schnell das weite gesucht hat. Trotzdem hat das Mädel, die sie gesehen hat die ganze Plantage zusammengebrüllt und sich kaum mehr eingekriegt! =)
So eine ähnliche Begegnung hatte ich allerdings auch schon! Nachdem ich 3 tage fleißig versucht habe, die Spinnennetze zu ignorieren und mir eingeredet habe, dass es sicherlich nur kleine Spinnen sind, die ganz viel Zeit hatten, so große Netze zu spinnen, wurden meine Illusionen schlagartig zerstört!

Ich bin gerade unter dem Baum lang gekrochen, als ich es aus dem Augenwinkel kriechen gesehen habe! MEIN ALPTRAUM!! Mit dem kopf keine 30 cm von dem Vieh entfernt, sah es einfach nur riiesig aus! Was es für meine Verhältnisse auch war! Mein Schrei und meine sofortige Flucht aus dem Baum, haben fast dazu geführt, dass Danielle von der Leiter geflogen wäre! Die ganze Plantage war auf einen Schlag wach =) und ich vollkommen aufgelöst! Nachdem ich dem Supervisor die Größe dieses Monsters mit einer riesen Faust beschrieben und er die Spinne aus dem Baum geholt hatte, wurde ich unverschämter Weise auch noch ausgelacht! Er meinte bloß, es kommt auf die Faust drauf an! Nimmt man meine kleine Faust, kommt es schon hin, seine hingegen wäre völlig übertrieben! So ein Blödmann! Der ist ja auch mit so großen Spinnen aufgewachsen! Für mich war es die größte Spinne, die ich je gesehen habe!! Und so doll kenne ich mich mit den Biestern auch nicht aus, dass ich wissen konnte, dass sie harmlos ist! Sitzen muss die da trotzdem nicht, wenn ich dort arbeiten soll!
Wenigstens der Supervisor hatte kräftig was zu lachen! Die sind zum glück auch wieder netter, als die von der ersten Farm! Da man nach Leistung bezahlt wird, kann man sich selber einteilen wann und wie viel Pause man machen möchte! Normalerweise schaffen wir am tag immer 2 große Behälter zu dritt! Wir hatten aber auch schon tage, da haben wir nur einen gefüllt und haben die restliche zeit unter dem lemontree gelegen und geschlafen! Was natürlich die Ausnahme war,- sonst bin ich immer fleißig- an diesem tag war es allerdings so heiß, dass ich auch keine Lust hatte! Danielle und Ari waren noch besoffen vom tag davor, also hatte es alles keinen Sinn und schlafen war die beste Möglichkeit die Zeit rum zu bekommen! Obwohl die beiden so faul sind, verstehe ich mich richtig gut mit ihnen und spreche endlich mal mehr englisch!

Morris pflückt mal wieder Mangos, aber auf einer anderen Farm, wo es viel besser und nicht ganz so anstrengend ist! Es tut auch mal ganz gut, dass wir nicht auch noch bei der Arbeit zusammen sind! 24 Stunden ununterbrochen zusammen zu sein, ist echt anstrengender als ich gedacht hätte! So ist das schon ganz gut!

Ein weiterer Vorteil an meinem neuen job sind die Arbeitszeiten! Wir fangen endlich mal zu humanen Zeiten an zu arbeiten! So kann ich wenigstens ein bisschen schlafen! Um 7 stehe ich auf, viertel nach 8 fährt der Buss und um 9 stehen wir auf der Plantage! Meist arbeiten wir bis um halb 5 und sind dann gegen halb 6 wieder zurück im Hostel. Dort gehe ich nur noch duschen, was essen und dann wieder total erledigt ins Bett! Ich habe durch die ganze Schufterei schon richtige Arbeiterhänden mit Schwielen und Hornhaut, spüre Muskeln, die ich gar nicht kannte und habe langsam echt keine Lust mehr ? Zeit aufzuhören! Nach 6 Wochen fruit picking bin ich mehr als nur abgenervt! 1-2 Wochen müssen wir es wohl aber noch aushalten, wenn ich mein Konto so angucke!

?Aber was einen nicht umbringt, macht einen nur härter =o)