Pferde, Farm und wildlife

12.November 2011 - Lake Bolac


Everything has changed again..
Wie das so auf Reisen ueblich ist, lange im Voraus planen bringt nichts!
Ich bin seit fast vier Wochen nicht mehr an der sunshine coast, sondern nun in Lake Bolac, im Staat Victoria. Ausser Melbourne gibt's hier eigentlich nur Farmland soweit das Auge reicht. Auch mich hat es hier auf's Land verschlagen, auf eine Pferdefarm, also alles rund ums Pferd und um Farmarbeit, Pferde putzen, zum reiten richten, Fuettern, Stall ausmisten, Huehner fuettern und ab und zu auch die Hunde und Katzen und was so noch auf einer Farm anfaellt, wie z.B. Zaeune reparieren.
Ich wohne hier bei einem netten deutschen Paar, der Ann-Katrin und dem Peter, in Lake Bolac, aber ausserhalb der Stadt (wenn man das Kaff Stadt nennen kann..). Die naechste Farm ist 6km entfernt, einige Km weiter ist die Stadt Lake Bolac und dann kommt erstmal fuer 50 bis 100km in alle Himmelsrichtungen nichts.
Es ist total friedlich und ruhig hier, kein Laerm, kein Stress, die Farm befindet sich an einer no through road, es kommt also nichts dahinter. Laerm machen nur die Tiere, Voegel, Froesche, Pferde und die vielen Schafe drumherum. Ich fuehle mich hier richtig wohl, habe mein eigenes nettes Zimmer mit einem tollen Windspiel vor dem Fenster haengen und schlafe richtig gut. Gut, das kommt wohl auch von der vielen Arbeit. Denn: es ist natuerlich immer was zu tun hier und einen 9 to 5 job habe ich natuerlich nicht. Viel Arbeit, aber auch viel Spass dabei und wie gesagt, es laeuft alles recht ruhig ab und wirklich Stress ist eher selten. Abends bin ich aber von den langen Tagen draussen schon ganz schoen muede und es kommt nicht selten vor, dass wir erst abends gegen 20 oder 21h reinkommen und dann noch spaet essen. Danach falle ich ins Bett und morgens geht es dann gegen 7:30 wieder los. Lange Tage.. Im Sommer, wenn es hier richtig heiss wird, wird wohl frueher angefangen, dafuer aber auch frueher aufgehoert und ueber die Mittags- bis abendzeit wird dann auch nicht gearbeitet. Ich bin schon gespannt. Es ist naemlich jetzt schon ab und zu richtig heiss und ohne Sonnencreme und v.a. Hut geht gar nichts. Im Sommer wird es hier locker ueber 40 Grad, hm, das wird noch interessant. Die Fliegen plagen mich ein wenig, echt nervig hier, ganz anders als in Deutschland. Irgendwie aufdringlicher und lassen sich nicht wegscheuchen. Aber gut, bei Pferden sind auch immer Fliegen und da hilft halt nur mein gutes altes Fliegenspray, das Bushmen, das ich mir schon letztes Jahr hier in Australien gekauft habe. Auch die Pferde bekommen uebrigens Fliegenspray, wenn man sie zum reiten vorbereitet und gegen die Sonne haben sie eine Decke auf. Nachts, wenn es sehr abkuehlt, bekommen sie eine zweite, gefuetterte Decke drueber. Von Ann-Katrin habe ich erfahren, dass die Pferde hier in Australien im Winter bis zu 5 Decken anhaben. Unsere deutschen Pferde sind da echt abgehaerteter, keiner bekommt da so schnell Decken und friert. Andere Laender, andere Sitten, wie man's halt gewoehnt ist. Also, die Arbeit mit und rund ums Pferd macht mir richtig Spass. Ich lerne auch wieder reiten (wobei ich durch meine jahrelange Pause echt wieder von vorne anfangen muss) und longieren. Mein Pferd heisst uebrigens Hermann :)
Ann-Katrin und Peter sind sehr gute Dressurreiter und Ausbilder und genau diesen Job machen sie auch hier, d.h. die Pferde, die hier trainiert werden, sind jung, talentiert und teuer. Ist schon interessant, ueber dieses Business etwas zu erfahren. Gut, dass mein Hermann da nicht zu dieser Gruppe gehoert und mich als Anfaenger akzeptiert :)
Zur Zeit stehen hier 12 Pferde, ihr koennt euch also vostellen, dass da viel Arbeit dahinter steckt. Ansonsten wohnen hier noch die drei Schafe Hugo, Hermann und Isolde, die zwei Katzen Mueller und Mulmul und die zwei Hunde Possum (ein Kelpi, das sind die Farmhunde hier schlechthin) und Mosi (ein jack russel) sowie 12 Huehner. Was fuer ein Leben hier!

Bevor ich uebrigens hierher kam, habe ich natuerlich auch fuer einen Tag Melbourne angeschaut (dort bin ich naemlich gelandet) und habe fuer diesen Tag einen totalen Kontrast gehabt, Melbourne ist die Kaffeehauptstadt Australiens, tausende Cafes, shops, Bars, busy und interessant, viel Kultur, beruehmt fuer klassische Musik, tolle Architektur. Musikalisch gesehen, habe ich in dem einen Tag nichts erleben koennen, aber ich habe mir schon vorgenommen, noch eimal wieder zu kommen und in das Concert center zu gehen. Soll eine tolle Akustik haben. Ich habe den Tag mit einem stundenlangen Stadtbummel verbracht und die Architektur und den Kontrast zwischen Alt und Moderne auf mich wirken lassen. Mit der alten City tram habe ich dabei umsonst das inner city district umfahren und bin mal hier, mal dort ausgestiegen. Die vielen gruenen Parkflaechen und Baeume zwischendurch entspannen das ansonsten hektische, typische Grossstadtflair. Einen Cappuccino und ein Stueck Tiramisu habe ich mir zwischendurch auch gegoennt:)
Melbourne hat mir insgesamt gut gefallen, wie gesagt, seht interessant zu schauen und bestimmt toll zum shoppen gehen, aber leben koennte ich dort nicht. Dennoch, einmal zurueck fuer ein paar Tage und ein bischen mehr sehen, wuerde ich schon gerne noch. Das plane ich dann, wenn ich hier mal fuer ein bischen laenger frei nehme und im Sommer nach Tasmanien gehe. Momentan ist es dafuer noch zu kalt, im Sommer, Januar z.b. dann aber ideal. Die Fluege oder Faehren gehen dann von Melbourne aus ab. Ich denke, dafuer nehme ich mir dann mal eine Woche rum Urlaub von der Farm hier. Bis Anfang naechstes Jahr heisst es nun aber erstmal arbeiten und Geld verdienen. Gerne wuerde ich hier fuer einige Monate bleiben und dann mit dem gesparten Geld in Australien rumreisen (irgendwann im Herbst Richtung Westkueste und Outback im April rum, bevor es dann nach Norden und von dort im Winter (also Sommer in Deustchland) ueber Asien heim geht. Das alles kostet Geld und dafuer arbeite ich hier momentan und spare. Wie gesagt, planen ist immer schwierig und man weiss nie, wie sich das Zusammenleben entwickelt und ob man noch in einem oder zwei Monaten am gleichen Ort ist. Da ich aber Ann-Katrin und Peter gut leiden kann, hoffe ich, dass alles gut verlaeuft und ich hier einige Monate mit ihnen auf ihrer Farm verbringen werde. Stadtleben, losgehen, Party, Hostels, andere Reisende usw. vermisse ich zur Zeit gar nicht und das sind schonmal die wichtigsten Bedingungen fuer ein etwas abgeschiedenes Leben.
Vielleicht noch ein paar Worte zu meinem Nannyjob an der sunshine coast. Ich hatte ja geschrieben, dass die Familie ein wenig unorganisiert und undiszipliniert ist und daher bin ich leider mit der Mutter kollidiert. Ich war an einem Punkt, wo ich einfach gesagt habe, was ich denke und habe vielleicht ein wenig zu hart kritisiert. Nun gut, zuruecknehmen wollte und konnte ich aber auch nichts und so haben sich unsere Wege getrennt. Waren ein paar heftige letzte Tage dort, aber ich bin erleichtert dort weg zu sein, auch wenn der Abschied von den Jungs traurig war. In kurzer Zeit sind die mir schon ganz schoen ans Herz gewachsen, aber ich kann da halt keinen Einfluss nehmen. Und das ist auch gut so, denn nun bin ich hier und habe was neues spannendes gefunden und kann so eine weitere Ecke Australiens kennenlernen. Mit der Ann-Katrin habe ich hier schon zwei Nationalparks erkundet und ein wenig wildlife, Kaengaruhs, Koalas, Emus, beobachten koennen:) Und nun ja, drumherum lerne ich hier gerade das real australian life kennen, inklusive real australians :)

Also, meine Lieben, das war's von mir erstmal.
Ich hoffe, euch allen daheim geht es gut und ihr geniesst die Herbstzeit und seit schon ein wenig in Weihnachtsvorfreude?!
Hier wird es nun ja immer heisser und diese Stimmung wird hier sicher nicht aufkommen. Ein bischen traurig finde ich das schon und ich freue mich auch schon auf naechstes Jahr in Deutschland, wenn ich wieder den typischen Herbst-Waldduft riechen und mich auf die kalte Jahreszeit, Weihnachten und Schnee freuen kann!
Ich glaube ich werde erstmal den Hund meiner Eltern schnappen und im Wald spazieren gehen:) Das macht man hier naemlich so nicht, man bleibt immer auf den tracks, da ansonsten zu gefaehrlich (wegen der Schlangen). Ueberhaupt, das Thema Schlangen ist mir auch nicht so ganz geheuer und da wohl der Winter hier recht nass war, soll es mehr Schlangen als ueblich geben.
Gottseidank habe ich noch keine hier auf der Farm gesehen (und ich checke jeden Schritt, den ich laufe) und ich glaube, die kommen hier auch nicht her, da es hier einfach zu laut und busy ist, aber drueckt mir auf jeden Fall die Daumen! Auf diese Begegnung kann ich gerne verzichten. Es reicht schon, dass wir hier viele Bienen und Spinnen haben.. brr.. Okay, ihr merkt schon, das ist also nicht das Leben, das ich fuer immer leben moechte. Ich komme auf jeden Fall naechstes Jahr heim!
Viele liebe Gruesse aus dem Hinterland Lake Bolac nach Deutschland!
Eure Merlind