Im Norden

30.June 2009 - Raststätte


Bevor ich alles vergesse, mach mich schnell dran es nieder zu schreiben. Wie die Monate so voran schreiten und das Ende unserer Reise naht, werde ich ein bisschen träge, was das Schreiben betrifft. Obgleich ich mir in meinem Kopf immer ausmale worüber ich schreibe möchte und wie ich es ausdrücken möchte, fehlt manchmal einfach die Zeit. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich mich ganz sachte daran machen meine vielen getippten Seiten zu lesen und das ein oder andere ergänzen und verbessern und dann, mmhhh, druck ich mir mein Reisetagebuch aus. Ich möchte wissen, dass die Reise in all ihren Farben und Formen tatsächlich statt gefunden hat und da ist es wichtig etwas in der Hand zu haben, in diesem Falle ein Buch.
Jetzt aber sind wir ja noch mittendrin im Erleben und ich muss das alles noch in mich aufnehmen, das Abenteuer leben und davon erzählen.
Die vergangene Woche war grossartig. Sie war reich an Emotionen, an gefahrenen Kilometern, an Mücken, an Krokodilen und an Zweisamkeit. Nach Katherine ging es für uns in den Litchfield National Park, wo wir ganz entspannt neben den Wangi Falls gecampt haben. Wir sind dort am frühen Nachmittag angekommen, haben gekocht und sind dann im natürlichen Becken des Wasserfalls geschwommen. Wir liessen es an unserem ersten freien Tag ganz ruhig angehen, da uns die Müdigkeit noch gut in den Knochen steckte. Am nächsten Tag haben wir ein paar Wanderungen zu weiteren Wasserfällen gemacht und uns erneut ins kalte Nass gewagt. Die Abkühlung war auch nötig, da die Temperaturen wieder in die Höhe kletterten. Am Mittwoch Abend waren wir dann schon in Darwin und haben die kleine Stadt als erstes per Rad erkundet. Der Höhepunkt eines wirklich schönen Tages war der Besuch im Freilichtkino am Hafen. Wir haben einen aus Knettfiguren animierten Film aus Australien angeschaut und waren völlig begeistert von der traurig-schönen Geschichte, die den Titel "Max and Mary" trägt. Falls der Film es bis nach Deutschland schaffen sollte, schaut ihn euch auf alle Fälle an. Das Highlight am Donnerstag war unserer Besuch auf dem Sunset Market am Strand, über den wir stundenlang gelaufen sind. Wir haben dort gut gegessen, klasse Musik gehört, wilde Schlangenspektakel beobachtet und den Abend mit einem wirklich guten Smoothie ausklingen lassen. Am nächsten Morgen sind wir kurz ins Internet, haben unsere Einkäufe erledigt, am Strand geduscht und anschliessend einen Mechaniker gebeten unser Radio wiederzu beleben...und das war tatsächlich kinderleicht: uns fehlte nur ein kleinen Zündplätchen. Nun also hören wir pausenlos Musik im Van und wissen was uns all die Monate gefehlt hat. Den Abend verbrachten wir auf einem Rastplatz nicht weit von den Jumping Crocodile Cruises. Gaël hat sich einer munteren Runde voller Franzosen angeschlossen und ich habe einen Film geschaut. Bevor wir dann am Samstag in den Kakadu Park fuhren, ging es auf eine Schifffahrt, der tierischen Art. Wir schipperten gemütlich über ein Stück Fluss, das von rund 100 Krokodilen bewohnt wird und erlebten hautnah mit wie diese mächtigen Reptilien gefüttert werden und bei der Beutejagd hoch aus dem Wasser springen. Wir hatten sogar die Chance, Aggro, das 7m Krokodil direkt auf dem Sand, also ausserhalb des Wassers, in seiner ganzen Grösse zu bestaunen. Die Fahrt dauerte rund eine Stunde und erlaubte uns etwa 10 Krokodile, Männchen oder Weibchen zu sehen. Wir haben grossartige Aufnahmen machen können. Nach diesem abenteuerlichen Erlebniss sind wir dann in den Nationalpark gefahren. Dort angekommen, haben wir für den darauffolgenden Tag einen Flug über Kakadu gebucht und den Rest des Tages entspannt (sofern das nach Sonnenuntergang mit den Tausenden von Mücken, die dein Blut wollen, möglich ist).
Der nächste Tag war vollgepackt mit Aktivitäten und führte uns zu den verschiedenen Felsmalereinen im Park, zu den schönsten Aussichtspunkten und schlussendlich in die Lüfte. Der Tag war von morgens bis abends eine Wohltat für die Seele und liess unsere Sinne in die Wolken steigen. Die Felsmalereien waren beeindruckend und die Landschaften, die wir aus dem Flugzeug zu Gesicht bekamen, lassen sich nicht mit Worten beschreiben. Der einstündige Flug war einfach nur magisch und endete mit einer tiefroten Sonne, die das Land mit sich in die Nacht zog. Am Montag haben wir uns bereits auf den Rückweg gemacht, wir sind noch nach Yellow Water gefahren und über die Moorlandschaft gewandert, wobei wir ein kleines Salzwasserkrokodil beim Sonnen beobachten konnten, haben dann aber den Süden des Parks angepeilt und die Nacht in Pine Creek verbracht. Auf dem Rastplatz trafen wir auf ein sehr nettes holländisches Paar, mit denen wir bis in die Nacht hinein plauderten. Nach einem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen brachen wir in Richtung Katherine auf. Dort wuschen wir unsere Kleidung, schnatterten mit unseren Kollegen, erledigten unsere Einkäufe usw., und sahen die Zeit nicht vergehen. Weit kamen wir an diesem Tag dann nicht mehr...doch nun geht die Heimfahrt los, auf auf Richtung Cairns, dem Vanverkauf entgegen.