Beacon of Hope

27.October 2008 - Otways N.P.


Hab ich gestern geschrieben, dass wir bei 30 Grad über den Strand geschlappt sind? Das kann ich heute gar nicht mehr glauben, denn wir haben nach einem Temperatursturz um etwa 20 Grad unsere wenigen warmen Sachen nacheinander angezogen und haben v.a. wegen des eiskalten Sturms (Windstärke 10) trotzdem gefroren. Aber was soll's, wir sind nur einmal hier, und dann muss eben bei jedem Wetter das Wesentliche angeguckt werden. Eine landmark in Australian history ist hier an derSüdspitze vonVictoria das Otway Lighthouse, ein Licht der Hoffnung für alle Einwanderer, die auf ihrer beschwerlichen Seereise von Europa mit dem Segelschiff an diesem Kap vorbeimussten ( nicht ganz ungefährlich, viele Wracks zeugen von gesunkenen Hoffnungen) und hier zum ersten Mal nach über 15000 Seemeilen wieder Land sahen. Der alte Leuchtturmwaerter empfahl
Gerhard, die Brille abzunehmen, denn der Sturm auf der Verandah des Leuchtturms hat uns wie einen Spielball hin-und hergeworfen.
Auf den Eukalyptusbaeumen haben sichdie Koalas in die Astgabeln gedrueckt und wir waren froh, als wir wieder von diesem schaurigen Ort entfliehen konnten. Gott sei Dank war der Sturm am naechsten Tag vorbei (zumindest bis zum Nachmittag und wir haben die 12 Apostel, von denen eigentlich nur noch 8 stehen und deren weicher Sandstein jederzeit zerfallen kann, in gleissendem Sonnenlicht gesehen.
Auf dem Leuchtturm wehte der Sturm fast Gerhards Brille von der Nase und uns trieb er regelrecht um die Ecke, unglaublich. Als wir am Eingang das schlechte Wetter beklagten, sagte die Wärterin mit typisch autralischem Humor: In fine weather you wouldn't have had the chance to experience what it would have been like in a ship wreckage. Als hätten wir das wirklich erleben wollen. Aber es stimmt schon, so kann man sich eher vorstellen, wie wichtig ein solches Licht für die Seeleute war.
In den Eukalyptusbäumen am Straßenrand sassen immer noch die Koalas in den Astgabeln und haben Sturm und Regen stoisch über sich ergehen lassen. Wahrscheinlich braucht man da die Droge aus den Eukalyptusblättern. Naja, morgen ist auch noch ein Tag und heute abend haben wir verschwendierisch
(und trotzdem für einen Spottpreis, gemessen an Deutschland) Austern geschlürft (gibt es hier frisch an jeder Straßenecke) und local fish genossen - ist das dekadent oder einfach nur schön?